Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
mach es. Einen Versuch ist es wert. Ich sehe, du hast Ideen und die Energie, sie umzusetzen. Ich dagegen brauche noch etwas Zeit, um über den Tod deiner Mutter hinwegzukommen. Wenn du ein paar deiner Ideen erfolgreich verwirklichen kannst, bevor du nach England gehst, soll es mir recht sein. Ich übernehme dann wieder die Farm für die sechs Monate, die du weg bist, und danach setzen wir uns zusammen und besprechen alles Weitere. Ich will ein festes Gehalt, ich will auf der Farm wohnen bleiben, und ich will kommen und gehen, wann es mir gefällt. Den Rest überlasse ich dir. Mal sehen, ob es so leicht ist, wie du denkst, wenn du alleine die Verantwortung für alles trägst.«
»Dad, es sind nur noch drei Monate bis zum Praktikum … Das reicht nicht, um solche Veränderungen durchzuführen.« Amanda hatte sich noch nicht ganz verabschiedet von der Möglichkeit, ihr Wissen in England zu erweitern.
»So lautet mein Angebot. Sonst verkaufen wir. Im Moment kann ich jedenfalls nichts anfangen mit Kyleena, und ich bin mir nicht sicher, ob sich das jemals wieder ändert.«
Malcolm raschelte mit den Papieren, und Amanda starrte verloren auf den Schreibtisch, während sie den Vorschlag ihres Vaters abwägte. Es war eine utopische Aufgabe. Man konnte nicht etwas in drei Monaten in Ordnung bringen, was jahrelang kaputtgegangen war.
Sie wurde aus ihren Überlegungen gerissen, als Brian wieder aufstand und verkündete: »Ich gehe. Wir sehen uns zu Hause. Dann kannst du mir mitteilen, wie du dich entschieden hast.« Er verließ den Raum und zog leise die Tür hinter sich zu.
»Ich glaube, das war die Einladung, dass ich wieder nach Hause darf«, sagte Amanda, mehr zu sich selbst als zu Malcolm, dann ließ sie stöhnend den Kopf auf den Tisch sinken. »Ah, ich fühle mich, als wäre ich von einem Truck überfahren worden! Das ist so anstrengend. Dabei habe ich mir gestern Abend genau überlegt, was ich am besten sage, und jetzt habe ich es trotzdem vermasselt. Ich habe mich angehört, als wäre alles falsch, was meine Eltern gemacht haben.«
Malcolm schwieg.
Amanda stützte das Kinn auf und fragte: »Und was bedeutet das jetzt für uns?«
»Das bedeutet, dass es weitergeht wie besprochen. Wir bereiten die Kreditunterlagen vor. Ich werde mir Brians Zustimmung schriftlich geben lassen, wenn Sie das wünschen. Möchten Sie das?«
Amanda schüttelte den Kopf, während sie versuchte, alles zu verarbeiten. »Ich kann Kyleena unmöglich in drei Monaten auf Vordermann bringen. Es wäre absurd zu glauben, dass ich in so kurzer Zeit etwas nachhaltig bewirke. Ich kann zwar mit den einfachen Sachen anfangen, wie die Schafe von Parasiten und Schmutz zu befreien, aber ich kann nichts an der Finanzlage ändern, geschweige denn einen Gewinn erwirtschaften. Natürlich nehme ich das Angebot trotzdem an. Ich muss mir das mit England noch mal überlegen. Ich bin mir noch nicht einig darüber.«
»Nun, ich habe Ihnen die Konditionen für die Finanzierung ja bereits erklärt, nicht wahr? Sie werden am Anfang nicht viel Spielraum haben. Wir beleihen ihr Vieh, was bedeutet, dass der Erlös für jedes verkaufte Tier direkt an die Bank geht, und wir erhalten ein Pfandrecht auf ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Wir werden monatlich den Kreditrahmen überprüfen.
Und ich muss Sie warnen, Amanda: Sie dürfen nicht zu sehr von dem Finanzierungsplan abweichen, auf den wir uns geeinigt haben. Die Bank kann Ihnen sonst sofort den Geldhahn zudrehen. Ich musste echte Überzeugungsarbeit leisten, um grünes Licht für die Finanzierung zu bekommen. Und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Ihr Konzept machbar ist. Aber das müssen Sie beweisen, indem Sie höhere Gewinne einfahren. Verstehen Sie das?«
»Ja. «
Trotz ihrer Erleichterung über die Chance, Kyleena zu retten, fühlte sich Amanda schuldig wegen der Reaktion ihres Vaters, und sie bedauerte, dass er nicht an dem Geschäftsausbau teilnehmen wollte. Es war ein großes Risiko, das sie einging, und sie fragte sich, ob sie es schaffen konnte.
Malcolms Miene entspannte sich. »Sollten Sie einen finanziellen Engpass haben und mehr Geld benötigen, oder möchten Sie weitere Modernisierungsmaßnahmen durchführen, die erst langfristig Gewinn versprechen, dann können Sie sich jederzeit an mich wenden. Ich werde Ihnen helfen, so gut ich kann. Die Farmindustrie braucht junge Menschen wie Sie. Sie werden es weit bringen, Amanda, wenn Sie es richtig anstellen.«
Amanda, die aufmerksam zuhörte,
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