Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
nicht gehört zu haben, während er auf den dampfenden Topf auf dem Herd starrte.
»Dad?«
»Äh, ja, gerne.« Schweigen. »Das war Malcolm am Telefon. Er kommt morgen früh um neun mit den Papieren. Ruf mich, wenn das Essen fertig ist.«
Eine halbe Stunde später rief Amanda ihren Vater. Es kam keine Antwort. Sie ging zu seinem Büro und klopfte leise an die Tür. Immer noch keine Reaktion. Seufzend richtete sie ihm das Essen auf einem Teller an und stellte es in den Backofen, damit es warm blieb. Dann setzte sie sich alleine mit ihrem Teller vor den Fernseher.
Amandas braune Haare flatterten offen unter dem Westernhut aus Känguruleder. Das Motorrad kam ihr fast lebendig vor, als sie die Maschine aufheulen ließ und zum Hof zurückjagte. Sie hatte gesehen, dass Malcolms weiße Limousine in die Zufahrt abgebogen war. Malcolm wartete vor dem Haus, als sie eintraf.
Amanda wunderte sich, dass Malcolm vor der geschlossenen Tür stand. Sie bremste scharf, sodass das Hinterrad Schlamm und Staub aufwirbelte, kickte den Ständer herunter und stieg ab.
»Hallo, Malcolm. Tut mir leid, dass ich mich etwas verspätet habe. Eines der Lämmer hat sich auf die Nachbarkoppel verirrt. Ich musste es erst einfangen und zu seiner Mutter zurückbringen. Macht Dad nicht auf?« Sie nahm ihren Hut ab und zog den Reißverschluss ihrer Jacke auf.
»Hallo, Amanda. Er scheint mich nicht zu hören. Vielleicht ist er drüben in der Scheune.«
»Kommen Sie herein, ich mache Ihnen einen Kaffee. Danach suche ich ihn.« Amanda eilte geschäftig in der Küche hin und her und plapperte ununterbrochen von ihren Modernisierungsmaßnahmen, bis der Kaffee durchgelaufen war. Gleich darauf hörte sie ein dumpfes Poltern, und ihr wurde bewusst, dass ihr Vater in seinem Zimmer war. Ihre Stimmung sank sofort, da sie ahnte, dass er wieder einmal zu viel getrunken hatte und am Küchentisch erscheinen würde mit glasigen Augen, einem Brummschädel und schlechter Laune. Amanda warf einen kurzen Blick auf Malcolm, um sich zu vergewissern, ob er das Geräusch auch gehört hatte, dann fasste sie einen spontanen Entschluss.
»Kommen Sie, nehmen Sie Ihren Kaffee mit. Ich zeige Ihnen, wo ich die Sorghumhirse lagern werde, falls es im Oktober regnet.« Sie ging zur Tür und hielt sie auf, als ihr Vater noch im Pyjama die Küche betrat.
»Morgen«, brummte er. »Hab verschlafen.«
Malcolm wandte den Blick ab und erwiderte: »Kein Problem.« Amanda nahm an, dass er versuchte, seinen Schock zu verbergen.
»Dad, was hältst du davon, wenn du unter die Dusche gehst, und ich unterhalte mich so lange mit Malcolm?«
»Warum, damit du ihn auf deine Seite ziehen kannst?«, erwiderte Brian scharf. Amanda wurde sich dessen bewusst, dass er noch nicht ausgenüchtert war.
»Nein, nein«, versicherte sie ihm rasch. »Ich kann dir in der Zwischenzeit ein Frühstück zubereiten. Hast du Lust auf Eier mit Speck?«
Ihr Vater kniff misstrauisch die Augen zusammen.
Amanda ging darüber hinweg und öffnete den Kühlschrank, um den Speck herauszuholen, dann nahm sie eine Pfanne und zündete den Gasherd an.
»Also gut«, krächzte Brian. »Ich geh duschen. Bin gleich wieder da.« Er verließ leicht schwankend die Küche und blieb kurz am Türrahmen hängen.
Das Brutzeln des Specks in der Pfanne füllte das Schweigen, bis Malcolm in ernstem Ton sagte: »Hören Sie, Amanda, ich glaube, wir haben ein Problem.«
Amanda wandte sich mit verwunderter Miene zu ihm um.
»Ich kann Brian die Papiere nicht unterzeichnen lassen. Er ist nicht in klarem Zustand. Wenn er unter der Wirkung von Restalkohol steht, könnte uns das hinterher so ausgelegt werden, als hätten wir ihn zur Unterschrift gezwungen.«
Amanda schluckte. Sie hätte wissen müssen, dass es nicht glattlief.
Malcolm trommelte nachdenklich mit den Fingern auf den Tisch. »Warten wir ab, bis er zurückkommt«, sagte er schließlich.
Nach minutenlangem Schweigen hörten sie die Rohre klappern, das Zeichen, dass das Wasser abgedreht wurde. Wenig später kehrte Brian zurück, der nun etwas frischer wirkte, obwohl er unrasiert war und ungekämmt. Amanda spürte einen leisen Stich. Ihr Vater hatte früher immer Wert auf eine tadellose Erscheinung gelegt. Sie begann sich zu sorgen, dass er völlig aus dem Gleichgewicht geriet.
Sie stellte ihm einen kräftigen schwarzen Kaffee auf den Tisch und wandte sich dann wieder zum Herd um.
»Danke, Engelchen.«
»Gern geschehen, Dad«, entgegnete sie. Sie schob die Eier und den Speck
Weitere Kostenlose Bücher