Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
setzen, bevor der Grabstein aufgestellt werden kann.«
Amanda nahm den Toast, bestrich ihn mit Butter und verteilte die Baked Beans auf zwei Teller.
Ihr Vater nickte. »Das ist richtig. Ich erinnere mich. Bei Dads Grab war es genauso.« Kurzes Schweigen. »Hast du irgendeine Idee, was auf dem Grabstein stehen soll?«
Amanda ließ sich auf einen Stuhl sinken und gab ihm einen Teller. »Mir sind noch nicht die richtigen Worte eingefallen, um auszudrücken, was für ein besonderer Mensch sie war.«
»Mir auch nicht.« Sie aßen eine Weile in einträchtigem Schweigen.
»Sie fehlt mir sehr«, sagte Brian plötzlich.
Amanda blieb zunächst still. Es war das erste Mal, dass er etwas dieser Art gesagt hatte. »Mir auch. Kommst du damit inzwischen ein wenig besser zurecht?«, fragte sie behutsam.
Ihr Vater kaute langsam und schüttelte dann den Kopf. »Du?«
Amanda versuchte zu ergründen, wie sie sich fühlte. Einerseits kam sie vor lauter Arbeit gar nicht dazu, ihre Mutter zu vermissen. Trotzdem fehlte sie ihr. Die Gespräche, ihr Lachen. Amanda wollte immer mit ihrer Mutter zusammenarbeiten, aber dazu würde es nicht mehr kommen. Unfähig, die richtigen Worte zu finden, begnügte sie sich mit einem Achselzucken. Ihr Vater nickte, als könnte er ihre Gefühle verstehen – vielleicht zum ersten Mal.
Amanda unterbrach ihre Überlegungen, sah ihren Vater an und fragte: »Wie hättest du die Sache mit Slay geregelt, Dad?«
Schweigen entstand, während ihr Vater einen Schluck Bier trank und seinen Blick über den Horizont schweifen ließ. Amanda, die auf eine Antwort wartete, nahm wahr, dass er den Oberkörper anspannte.
»Sieht so aus, als kriegten wir Besuch«, sagte Brian, ohne auf ihre Frage einzugehen. Amanda nahm einen Schluck aus ihrer Dose. Obwohl die Luft kalt war, schmeckte das Bier warm und abgestanden. Sie verzog das Gesicht.
»Wer kommt denn jetzt noch um diese Uhrzeit?«, wunderte sie sich laut. »Es ist schon fast dunkel.«
»Erwartest du jemanden?«
»Nein.«
Sie beobachteten die Scheinwerfer eines Wagens, der sich auf der Zufahrt näherte. In der späten Abenddämmerung konnte Amanda nicht viel erkennen, aber es schien ein Geländewagen zu sein.
Sie runzelte die Stirn, während Brian sich vorbeugte auf seinem Stuhl und angestrengt zu dem Fahrzeug spähte.
»Das soll wohl ein Witz sein!«, murmelte er. »Was fällt dem ein, nach so langer Zeit einfach auf meiner Farm aufzukreuzen?« Seine Stimme wurde lauter. »Richte ihm gefälligst aus, dass er hier nicht willkommen ist.«
Amanda sah ihren Vater überrascht an. Sein Gesicht war rot vor Wut. Er stand abrupt auf, wobei er seinen Stuhl umstieß, und stapfte ins Haus. Amanda zuckte zusammen, als er seine Bürotür laut zuknallte. Wer war für diesen Stimmungsumschwung verantwortlich?
Neugierig stellte sie sich an den Gartenzaun und zog ihre Jacke enger zusammen, während sie einem dunkelblauen Toyota Land Cruiser zusah, wie er durch das Tor fuhr. Gleich darauf erkannte sie den Fahrer, rätselte jedoch weiter, was ihn hierherführte beziehungsweise warum ihr Vater so heftig reagierte.
Amanda sah einen attraktiven Mann aussteigen, der sich für den Abend in Schale geworfen hatte.
»Amanda! Nach so langer Zeit! Wie geht es dir?« Er kam mit ausgestreckter Hand auf sie zu.
»Mister Major. Das ist ja eine Überraschung. Ich glaube, ich habe Sie das letzte Mal gesehen, da war ich neun oder zehn.«
Adrian Major lachte. »Oh, bitte nenn mich Adrian. ›Mister Major‹ klingt so nach altem Mann. Dabei bin ich gar nicht so viel älter als du.«
»Okay, es ist zwar schwer, alte Gewohnheiten zu ändern, aber ich kann es ja versuchen … Adrian. Was führt dich hierher?«
»Ich habe gehört, du leitest jetzt Kyleena, also dachte ich, ich schaue als dein Nachbar mal vorbei und biete dir meine Hilfe an. Ich wollte dich schon längst mal besuchen und den Kontakt wieder auffrischen, nachdem deine Mutter gestorben ist, aber irgendwie ergab sich nie die richtige Gelegenheit. Ich wollte dich nicht stören in deiner Trauer. Aber dann habe ich erfahren … nun, du weißt ja, Gerüchte verbreiten sich hier eben schnell.« Seinen Mund umspielte ein Lächeln, und er hielt entschuldigend die Hände hoch. »Ich wollte nur sehen, wie du zurechtkommst und ob ich etwas für dich tun kann.«
Amanda konnte nicht anders, als sein ansteckendes Lächeln zu erwidern.
»Das ist sehr nett von dir. Danke. Aber ich komme zurecht.«
»Ich habe geahnt, dass du das sagen wirst.
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