Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
ein Wörtchen reden müssen. Dieser Slay ging viel zu brutal mit den Tieren um.
»Letztes«, schrie ein anderer Scherer, während er ein Schaf auf die Rampe zog.
»Kommst du kurz ohne mich klar?«, fragte Amanda Kate, die Helferin.
Kate nickte, und Amanda legte ihre Schaufel weg und machte sich auf den Weg nach draußen zum Gehege. »Es besteht kein Grund, die Tiere in Stücke zu schneiden«, bemerkte sie, als sie an Slay vorbeikam.
»Du glaubst wohl, du kannst es besser, was?« Er hob den Kopf, und seine Augen wurden schmal.
»Nein, aber ich glaube, du kannst es besser«, erwiderte sie und trat durch die Schwingtür nach draußen, um die nächsten Schafe hereinzuholen.
»Los, Mädels, auf geht’s!«, rief sie und klatschte in die Hände, während sie sich wünschte, einen guten Treibhund zu haben. Die Schafe ließen sich nicht von ihr beeindrucken und glotzten sie an, ohne sich von der Stelle zu rühren. Amanda blieb nichts anderes übrig, als durch die dicht gedrängte Herde zu waten, eine schweißtreibende Angelegenheit, und jedes der bockigen Viecher einzeln in Richtung Treibgang zu zerren und durch das Einlasstor zu schieben. Heute stellten sie sich besonders stur.
Nach einer scheinbaren Ewigkeit waren die Sortierbuchten in der Scheune wieder voll, und Amanda kehrte zurück an die Rampe, um Kate zu helfen. Dass Amanda bei der Schur selbst mit anpackte, um eine Helferin einzusparen, war gut und schön, aber sie merkte schnell, dass sie nicht mithalten konnte, weil sie immer wieder rausmusste, um für Nachschub zu sorgen. Am Abend zuvor war sie erst um acht Uhr mit der Arbeit fertig geworden. Nachdem sie die Schafe alle desinfiziert und zurück auf ihre Weide gebracht hatte, um anschließend noch die Sortierbuchten für den nächsten Tag aufzufüllen, war sie froh, als sie endlich auf einen Stuhl sinken konnte.
An diesem Morgen war Amanda vor Tagesanbruch aufgestanden, um den nächsten Schwung Schafe auf den Hof zu treiben, wo sie auf Futterentzug gesetzt wurden. Sie war müde, antriebslos und schlecht gelaunt, aber sie konnte sich keine Pause erlauben. Sie wollte nicht nur beweisen, dass sie Kyleena erfolgreich sanieren konnte, sondern auch, dass sie der schweren körperlichen Arbeit gewachsen war. Aufgeben kam nicht infrage.
Nachdem das Gehege wieder aufgefüllt war, beeilte sie sich, in die Scheune zu kommen, und sah sofort, dass Kate Mühe hatte, mit den vier Scherern Schritt zu halten, während sich auf der Rampe die Wolle bereits türmte. Amanda schnappte sich eine Schaufel, nahm ihren Platz ein und konzentrierte sich in der nächsten halben Stunde auf nichts anderes als auf ihre Arbeit.
Nachdem der erste Schwung durch war und die Scherer ihre Maschinen losließen, bevor sie nach draußen gingen, um sich zu erfrischen und eine Pause zu machen, nahm Amanda Natty zur Seite.
»Du musst diesem Slay auf die Finger klopfen. Er verletzt zu viele Tiere«, sagte sie ruhig.
»Amanda, die Schafe sind nicht leicht zu scheren. Die Wolle ist stark verkotet. Da lassen sich Schnittwunden fast nicht vermeiden.«
»Trotzdem braucht er nicht die Euter zu verletzen. Wie zum Teufel sollen die Lämmer an ihre Milch rankommen, wenn er die Zitzen abschneidet?«
»Das habe ich nicht gesehen.«
»Aber ich. Und was ist mit dem Mutterschaf, dem er heute früh die Achillessehne durchgetrennt hat? Noch ein Tier, das ich abschreiben kann. Es kann nicht mehr laufen, also bleibt nur die Notschlachtung. Ich habe Scherer bestellt, keine Schlächter. Sprich mit ihm. Wenn er keine Einsicht zeigt, kann er gehen« , sagte Amanda und machte sich auf den Weg nach draußen zum Gehege.
»Blödes, stures Vieh!« Rums!
Amandas Kopf fuhr herum, und sie sah, wie der Scherkopf brutal auf der Stirn eines Tieres angesetzt wurde. Wut stieg in ihr hoch, als sie Blut spritzen sah, und ohne zu überlegen ging sie zum Hauptschalter, schaltete den Strom ab und baute sich anschließend vor Slay auf. Die Scherer, die nicht mitbekommen hatten, was los war, riefen: »He, der Strom ist weg!« Als sie merkten, dass sich etwas zusammenbraute, schoben sie die Tiere in die Sortierbuchten zurück und beschäftigten sich damit, ihre Kammaufsätze und Messer zu wechseln, während sie aus dem Augenwinkel die Szene beobachteten.
Slay ließ seine Schermaschine los und richtete sich auf. Das Schaf lag ganz still, und Amanda konnte sehen, dass es nicht mehr atmete.
»WEHE, DU VERGREIFST DICH NOCH EINMAL AN MEINEN SCHAFEN!«, presste sie hervor, mit vor Wut
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