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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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riesigen Tropfen am Boden in viele kleine Tropfen zersprangen, die wieder hochspritzten. Die Regenrinne füllte sich rasch und begann, unter dem Dachvorsprung überzulaufen. Amanda blickte zu den Koppeln, wo kein einziges Tier zu sehen war.
    Mit gemischten Gefühlen nahm sie den Geruch feuchter Erde wahr. Stürme waren ein tolles Naturschauspiel, aber sie konnten lebensgefährlich sein. Amanda zuckte zusammen, als über ihr ein Donnerschlag krachte, gefolgt von einem Blitz. Das Prasseln des Regens auf den Boden und das Blechdach war ohrenbetäubend.
    Die meiste Zeit des Tages verbrachte Amanda am Fenster mit Mingus zu ihren Füßen und beobachtete das Schauspiel. Sie staunte über die Naturgewalt und versuchte, ihre Panik zu unterdrücken, bis der Starkregen sich kurz vor Einbruch der Dunkelheit in ein sanftes Dauernieseln verwandelte.
    Die Abläufe auf dem Hof waren von der gewaltigen Niederschlagsmenge unterspült worden, und auf der Weide standen riesige Pfützen. Ohne sich hinauszuwagen, konnte Amanda das Tosen des Flusses hören, das von der Karru-Koppel herüberdrang. Eine gewaltige Flut musste durch das tiefe Flussbett rauschen.
    Amanda zog ihre pinkfarbene Windjacke an und Gummistiefel. Dann stapfte sie durch den Matsch zu ihrem Motorrad. Ihre größte Sorge galt den hochträchtigen Schafen auf der Koppel. Die anderen Herden waren nicht geschoren worden.
    Das Motorrad rutschte und schlitterte über den Feldweg, der völlig aufgeweicht war. Amanda hielt an einigen Wasserstellen, um zu sehen, wie hoch der Pegel gestiegen war.
    Ihre Panik meldete sich wieder, als sie vor dem Koppelgatter hielt. Von den trächtigen Schafen war nichts zu sehen. Unterwegs hatte sie die anderen Herden gesehen, die sich zum Teil wieder aus dem Busch zum Grasen hervorwagten, nachdem sie sich den ganzen Tag verkrochen hatten. Der Hunger trieb sie heraus.
    Normalerweise grasten die Schafe auf der Karru-Koppel am liebsten direkt vorn auf der Kleewiese, aber im Moment war dort kein einziges Tier zu sehen. Amanda fuhr einen Trampelpfad entlang, der zwar auch teilweise unter Wasser stand, aber er führte zu einem kleinen Felsplateau über dem Fluss, von wo aus sie die rauschende Flut beobachtete. Weiße Schaumkronen bildeten sich auf der Oberfläche, und das Wasser war schlammig-braun von all dem Sand, den es auf seinem Weg flussaufwärts mitriss.
    Ein weißer Kadaver trieb vorüber. Dann ein zweiter und ein dritter.
    Amanda stand ganz still und beobachtete, wie tote Schafe gegen das Ufer stießen oder gegen Äste und anderes Treibgut auf der Reise ins offene Meer. Mit einem Schrei der Verzweiflung stürzte sie los und rannte durch den tiefen Matsch auf das Buschgestrüpp zu, das den Fluss säumte, während Mingus ihr dicht auf den Fersen folgte.
    Sie bahnte sich einen Weg durch das Dickicht und ignorierte die kalten, schweren Tropfen auf den Blättern. Gleich darauf erspähte sie die ersten beiden Kadaver. Entschlossen kämpfte sie sich weiter durch bis zum Ufer, wo sie schlitternd zum Stehen kam. Entsetzt starrte sie auf den Leichenberg vor ihr. Fünfhundert tote Schafe, weiße Leiber, eingeklemmt zwischen Bäumen und Felsen, übereinandergeschoben. Während Amanda fassungslos davorstand, rutschten am Rand ein paar Kadaver ins Wasser, weil das Ufer unter ihrem Gewicht nachgab. Amanda konnte erkennen, dass die Herde hier Schutz vor dem Unwetter gesucht hatte, aber leider vergebens. Mit einem verzweifelten Laut sank sie auf die Knie, und Tränen liefen über ihre Wangen.
    Nach einer Weile fand sie schließlich die Kraft, aufzustehen und nach überlebenden Tieren zu suchen, aber sie fand nur zwei neugeborene Lämmer, die jämmerlich blökten, an die toten Leiber ihrer Mütter gedrückt.
    Amanda packte die Lämmer, die noch mit Blut verschmiert waren, und steckte sie unter ihre Jacke. Vielleicht konnte sie wenigstens die beiden Neugeborenen retten.
    Völlig resigniert stapfte sie zurück zu ihrem Motorrad, während Mingus brav hinterhertrottete. Sie setzte sich darauf und starrte ins Leere, bis eins der Lämmer zu zappeln begann und sie aufschreckte. Sie startete die Maschine, rief nach Mingus, ließ den Motor aufheulen und gab zu viel Gas für diese Bodenverhältnisse, sodass das Vorderrad abhob. Durch die Beschleunigung geriet das Hinterrad in eine Schlammfurche und rutschte seitlich weg. Amanda nahm instinktiv eine Hand vom Lenker, um die Lämmer an ihre Brust zu drücken, aber das Motorrad kippte unter ihr, und sie verlor den Halt. Wie in

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