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Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fleur McDonald
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gesteckt hatte. Ihre erst kürzlich erworbenen Stiefel drückten ein wenig, und sie wünschte, sie könnte in einen Kuhfladen treten oder in frischen Schafkot, damit sie nicht mehr so glänzten – eine Art Taufe. Und sie vermutete, dass es ihr heute an Gelegenheit dazu nicht mangeln würde.
    Hannah hatte darauf bestanden, dass sie sich neue Kleider für die Auktion kaufte. Ihre alte, abgewetzte Jeans und das zerrissene Hemd waren offenbar nicht gut genug. Amanda hatte argumentiert, dass sie Kyleena nicht aus den Schulden geholt hatte, um das eingesparte Geld auszugeben für Schnickschnack wie neue Klamotten. Sie besaß genügend Jeans, die es auch getan hätten. Aber Hannah hatte sich durchgesetzt.
    »Jonno holt den Wagen. Er steht drüben bei der Scheune«, sagte Hannah nun. »Wir zwei können mit unserem Wagen fahren, und Jonno nimmt die Pritsche von deinem Dad mit den Transportboxen. Kann ja sein, dass du nicht alle Böcke verkaufst und wieder welche mitnehmen musst. Adrian trifft sich mit uns vor Ort. Kannst du mir eigentlich sagen, was du an ihm findest?«
    Amanda warf ihrer Freundin einen warnenden Blick zu, dann sah sie lächelnd darüber hinweg, dass Hannah ihr die Zunge herausstreckte. »Okay. Ich muss nur noch ein paar Sachen einpacken. Ich komme gleich raus.« Während Hannah zurück durch den Flur eilte, starrte Amanda wieder auf ihr Spiegelbild.
    Sie hatte sich sehr verändert, verglichen mit der jungen Frau, die sie vor vier Jahren gewesen war, als ihr Vater starb und sie als Vollwaise zurückblieb, ganz auf sich alleine gestellt. Amanda hatte eine Mutter, die immer stärker in ihrer Erinnerung verblasste, einen Vater, der ertrunken war, und keine Geschwister. Es gab zwar noch Verwandte in der Stadt – die Schwester ihres Vaters und deren Mann –, aber selbst die kamen immer seltener zu Besuch. Amanda wusste, dass es ihre eigene Schuld war. Sie hatte die Außenwelt völlig ausgeblendet und sich auf eine einzige Sache konzentriert – die Sanierung von Kyleena. Die Farm war alles, was sie noch hatte. Abgesehen von Adrian.
    Er war ihr nicht von der Seite gewichen in den Wochen, nachdem ihr Vater verschwunden war. Der SES und die Polizei hatten das Flussufer von Kyleena bis zur Meeresmündung abgesucht – ohne Erfolg. Sie hatten Taucher in den Fluss geschickt, sie waren durch die Wasserstellen gewatet, und sie hatten tonnenweise Sand geschaufelt, der von den Wassermassen angeschwemmt worden war, aber Brians Leichnam wurde nie gefunden. Man nahm an, dass er ins offene Meer hinausgetrieben war. Drei Wochen, nachdem die Regenfälle begonnen hatten, organisierte Amanda widerstrebend eine Trauerfeier. Dann verdrängte sie ihre Gefühle und machte sich wieder an die Arbeit.
    Es war Adrians Idee gewesen, das Geld von der Versicherung für den Verlust der Schafherde in hochwertige Zuchttiere zu investieren. Sie waren eine tolle Ergänzung für ihren kommerziellen Bestand. Und sie sparte die Kosten fürs Decken. Nach Adrians Einschätzung hatte die Qualitätszucht großes Potenzial, aber je mehr Amanda darüber recherchierte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie noch viel zu lernen hatte.
    Die White-Suffolk-Mutterschafe und -Böcke, die sie auf Adrians Rat gekauft hatte, hatten robuste, große und kräftige Lämmer hervorgebracht, die wiederum ein Jahr später erstklassige Lämmer produzierten für den Markt. Amanda hatte ihre Zucht erweitert und künstliche Besamung ausprobiert, die sich als ein großer Erfolg erwies.
    Ihr Wissensdurst hatte sie nach South Australia reisen lassen, in die Heimat der White Suffolks, und sie hatte sich stundenlang mit Züchtern dieser neuen Rasse unterhalten und mit Vertretern des Schafzüchterverbands, um so viel zu erfahren, wie sie nur konnte.
    »Es kommt nur darauf an, den Schafen unters Fell zu sehen«, hatte ein erfahrener Züchter ihr geraten. »Denk dir die Wolle weg und sieh dir das Fleisch an. Achte auf den Lendenmuskel und die Keulen.«
    Und heute erntete sie die Früchte ihrer Reise.
    Amanda seufzte laut und versuchte, ihre Nervosität zu unterdrücken. Adrian war nicht sehr begeistert von ihrer Teilnahme an der Auktion, was sie wunderte. Schließlich war die Veredelung ihrer Zucht seine Idee gewesen, und Verkaufen gehörte dazu. Amanda wusste, dass sie erste Qualität zu bieten hatte … Die Frage war nur, ob das die Käufer auch so sehen würden?
    Amanda nestelte wieder an ihrem Hemd, als sie durch die schwere Eisentür in die Halle trat. Sie blieb einen Moment

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