Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Scheune, das war wahrscheinlich nur ein junger Kerl, der sich einen Spaß mit mir erlauben wollte. Trotzdem, ich habe eine Scheißangst, und das in meinem eigenen Haus!
Und was den falsch gestellten Hahn am Wassertank betrifft, ist mir bis heute schleierhaft, wie das passieren konnte. Meine Herde wäre fast verdurstet.«
»Ja, Hannah hat mir davon erzählt. Aber es war ein Versehen, Mands, weiter nichts. Diese Geräusche, die du nachts hörst, sind sie der Grund, warum du nicht schlafen kannst? Vor lauter Angst?«
Amanda nickte kläglich.
»Aha. Wo ist bloß Hannah, wenn man sie am dringendsten braucht?« Amanda begriff, dass Jonno sich mit einem lustigen Spruch aus der Affäre ziehen wollte, weil ihm das Gespräch allmählich unangenehm wurde. Sie hatte dafür Verständnis, schließlich klang das alles selbst in ihren Ohren verrückt.
Sie stieß ein gezwungenes Lachen aus. »Ich habe mir vor einer ganzen Weile einen Horrorstreifen angesehen, und seitdem schrecke ich beim kleinsten Geräusch hoch. Ich bilde mir Dinge ein, zum Beispiel höre ich Schüsse oder Fahrzeuge, die mitten in der Nacht auf den Hof fahren. Aber wenn ich aufstehe, um nachzusehen, ist da keiner.«
»Was möchtest du essen?«
Amanda stutzte kurz über den plötzlichen Themawechsel, dann zuckte sie mit den Achseln. »Das Gleiche wie du. Ich bin nicht besonders hungrig.«
Jonno stand auf, um an der Theke zu bestellen. Als er zurückkehrte, begann er zu reden. »Also schön, lass uns über diese Geräusche sprechen. Als du nachts einen Wagen im Hof gehört hast, hat Mingus angeschlagen?« Amanda schüttelte den Kopf. »Könnte es vielleicht der Wind gewesen sein, den du gehört hast?«
Amanda überlegte kurz und nickte. »Ja, schon möglich.«
»Okay. Für die Steinschläge auf deinem Dach hast du bereits selbst eine Erklärung gefunden. Vermutlich ist es wirklich das Material, das sich ausdehnt. Das Scheinwerferlicht in deinem Hof – du hast gesagt, wahrscheinlich hat jemand in deiner Einfahrt gewendet, richtig?«
»Ja.«
»Bleibt noch der Wagen vor deiner Scheune. Was hat der Fahrer gemacht?«
Während Amanda die Situation beschrieb, nickte Jonno. »Mandy, kannst du dich noch erinnern an den Abend, als wir auf Jos Party waren und uns auf dem Rückweg verirrt haben? Wir mussten in einer Hofeinfahrt wenden, weil wir zuerst in die falsche Richtung gefahren sind. Bestimmt ist das auch die Erklärung für deinen nächtlichen Besucher. Das sind alles harmlose Vorfälle. Warum hast du also Angst?«
Sie sah ihm direkt in die Augen und antwortete: »Keine Ahnung. Und weißt du, wovor ich am meisten Angst habe? Dads Todestag rückt immer näher.«
Amanda war dankbar für den Trost, den ihr Jonnos warme Hand spendete, selbst wenn er sie merkwürdig musterte. Verständlich. Schließlich war die ganze Geschichte merkwürdig.
Und dabei hatte sie immer noch niemandem von den anonymen Briefen erzählt, die sie erhalten hatte.
Amanda fühlte sich erschöpft, als sie wieder zurückfuhr. Die Freude über das Wiedersehen mit Jonno war überschattet worden von ihrer schlechten seelischen Verfassung. Sie stieß die Hintertür zur Küche auf und betrat das Haus, mit Mingus an ihrer Seite. Sie nahm eine offene Flasche Wein aus dem Kühlschrank und goss sich ein Glas ein.
Nachdem sie ein paarmal genippt hatte, ging sie hinaus, um ihre Wäsche abzuhängen. Gleich darauf blieb sie wie angewurzelt stehen. Die Wäsche war weg! Amanda war sich absolut sicher, dass sie sie nicht abgehängt hatte, bevor sie zum Pub aufgebrochen war, da die Wäsche noch gar nicht trocken gewesen war.
Kapitel 32
1940
G race kochte auf dem Holzofen der Küche in der neuen Scheune, die Michael nach Dianes Geburt gebaut hatte. Ihre Wangen waren gerötet von der Hitze, die durch die gusseiserne Herdklappe drang, und die kleine Di vom Herd fernzuhalten, war eine niemals endende Aufgabe.
Grace stellte den gusseisernen Topf in den Ofen und schlug die Klappe zu. Sie hörte, dass Diana nach ihr rief, und seufzte, bevor sie zum Laufgitter hinüberging. Sie hob ihr Kind heraus, setzte es auf ihre Hüfte und ging nach draußen in den Gemüsegarten. Obwohl sie wusste, dass sie wieder schwanger war, hatte sie Michael noch nichts davon gesagt. Aber sie vermutete, dass er es ahnte. An diesem Morgen war er aufmerksamer gewesen als sonst, er half ihr mit Diane und trug die schweren Töpfe und Pfannen vom Herd zum Spülbecken.
Michael war genauso erschöpft wie Grace. Er rodete weiter
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