Unter den Sternen des Südens: Australien-Saga (German Edition)
Glas geschaut hatten und Dummheiten anstellten.
Amanda legte das Telefon wieder zurück und ging hinaus auf die Veranda, wo sie in die Nacht lauschte. Sie konnte nichts hören außer dem Jagdbellen eines Fuchses, das vom Fluss herüberdrang. Sie bekam eine Gänsehaut.
Kapitel 31
M andy-Mands! Hier ist Jonno. Ich bin für ein, zwei Tage in der Stadt. Hast du Lust, mich zu sehen?«
Amanda lächelte versonnen, während sie die Nachricht abhörte. Jonno war in Esperance! Rasch wählte sie seine Handynummer.
»Idiot. Natürlich will ich dich sehen«, sagte sie zur Begrüßung. »Wo bist du jetzt, und was machst du hier?«
»Mands! Wie geht es dir, Süße? Ich bin hier, um ein paar Interviews zu machen. Ich dachte, ich melde mich mal bei dir.«
Amanda schloss die Augen und genoss den Klang seiner vertrauten, rauen Stimme.
»Möchtest du zu mir rauskommen, oder soll ich in die Stadt fahren?«
»Es wäre super, wenn du herkommen könntest. Ich muss noch ein paar Sachen erledigen, aber wir können uns zum Lunch treffen. Danach habe ich aber gleich wieder ein Interview.«
»Kein Problem. Wie wär’s, wenn wir uns um zwölf im Pub treffen?«
»Klingt gut.«
Amanda legte auf, und im selben Moment schepperte es laut auf dem Dach. Sie zuckte zusammen, dann lief sie aus dem Haus, um nachzusehen, was das Geräusch verursacht hatte.
Adrian hatte sie neulich ausgelacht, als sie ihm von dem mysteriösen Wagen in ihrer Einfahrt erzählte. Und als sie erwähnte, dass irgendwer nachts Steine auf ihr Dach warf, hatte er das abgetan mit der Begründung, das wäre wahrscheinlich nur das Blech, das sich ausdehnte. Amanda hatte daraufhin nichts gesagt von der Tasse und dem warmen Wasserkocher. Das war zu seltsam, um es zu beschreiben. Im Grunde wusste sie, dass Adrian wahrscheinlich recht hatte, aber sie wurde diese Nervosität nicht los, die bei jedem ungewohnten Geräusch von Neuem aufflackerte.
Sie starrte zum Dach hoch, konnte aber nichts entdecken. Sie fragte sich, ob es ein Vogel gewesen sein konnte, der im Flug etwas fallen gelassen hatte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder.
Sie seufzte, wandte sich um und wäre beinahe über Mingus gestolpert. »Sorry, mein Guter.« Sie beugte sich zu ihm herunter und kraulte seine Ohren. »Was meinst du? Verliere ich langsam den Verstand?« Mingus leckte ihre Hand und sah ergeben zu ihr hoch.
Amanda richtete sich wieder auf und ging in die Waschküche. Sie musste zuerst die Wäsche aufhängen, bevor sie sich um eine kleinere Schafherde kümmerte, die eine Wurmkur benötigte. Sie war froh, dass sie auf den Rat von Malcolm Mackay die Ablammsaison auf vier bis fünf Monate gestreckt hatte, um die Einnahmen besser zu verteilen, aber das war mehr Arbeit, als wenn alle Schafe zur selben Zeit lammten.
Innerhalb von drei Wochen hatte das Wetter umgeschlagen. Es war nun bitterkalt.
Amanda füllte den Kanister und hievte ihn auf den Rücken. Sie überprüfte die Dosierung, schickte Mingus in das Gehege und öffnete das Tor in den Treibgang.
»Los, treib sie rein«, befahl sie und beobachtete, wie Mingus die Schafe von hinten zusammenjagte und zum Treibgang dirigierte. Die Tiere bockten vor dem Eingang. Ohne Aufforderung sprang Mingus auf ein Schaf und lief über die dicht gedrängten Schafrücken zum vorderen Ende. Dort sprang er herunter und brachte die Herde in Bewegung, indem er unter den Bäuchen zurück nach hinten kroch. Wenig später schloss Amanda das Tor mit einer Kette und beugte sich herunter, um Mingus zu tätscheln. »Du bist der Beste!«
Sie ging zum vorderen Ende des Treibgangs, packte das erste Schaf unterm Maul, schob das schmale, gebogene Metallröhrchen zwischen Backenfleisch und Zähne und drückte den Kolben der Spritze herunter. Eine weiße Flüssigkeit schoss in das Maul, und das Schaf bewegte beim Schlucken den Kopf auf und ab. Amanda impfte der Reihe nach jedes Tier, dann öffnete sie das Auslasstor und ließ die Herde hinaus auf die große Wiese. Sie würden auf ihre Koppel zurückkehren, sobald Amanda die restliche Herde behandelt hatte.
Der Treibgang füllte sich ein weiteres Mal und ein drittes Mal, und bevor sie es mitbekam, hatte Mingus die letzten Schafe hineingetrieben.
Als sie das Tor zum Wirtschaftsweg öffnete, ließ sie die Schafe langsam passieren, um sie zu zählen. Es konnte nicht schaden, die genaue Höhe ihres Viehbestands zu ermitteln.
Obwohl es kalt war, herrschte ruhiges, sonniges Wetter, und der hellblaue Himmel war von weißen
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