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Unter den Sternen von Rio

Unter den Sternen von Rio

Titel: Unter den Sternen von Rio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ana Veloso
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plapperten munter drauflos, trugen Ana Carolina den neuesten Klatsch über gemeinsame Bekannte zu und erzählten von ihren Erlebnissen während ihrer Flitterwochen, die sie in Afrika verbracht hatten. Eine Safari, das war nun wirklich etwas sehr Außergewöhnliches! Henrique fragte nach allen Details der Jagd, wollte alles über die exotischen Tiere wissen sowie sämtliche Einzelheiten über die primitiven Völker. Es war die reinste Naturkundelektion, bis Ana Carolina irgendwann nicht mehr hinhörte und stattdessen mit Isabel über die Hindernisse sprach, die sich Frauen auf einer so abenteuerlichen Reise boten. Welche Kleidung trug man? Wie war es mit der Körperhygiene? Wohin blickte man, wenn die Eingeborenen halbnackt tanzten? Wie erwehrte man sich der Aufdringlichkeiten der Leute, die noch nie einen Weißen gesehen hatten und deshalb alle das hellere, glatte Haar und die weiße Haut berühren wollten?
    So unterhielten sich die beiden Männer sowie die beiden Frauen jeweils miteinander, bis Ana Carolina irgendwann aufhorchte. Mit einem Ohr hatte sie mitbekommen, dass Henrique und Joaquim beim Thema Waffen angelangt waren. Das musste ja früher oder später passieren. Joaquim war Offizier und Waffennarr, und er ließ keine Gelegenheit verstreichen, ohne über sein Steckenpferd zu reden. Oder besser: zu schwadronieren. Henrique war ihm hilflos ausgeliefert, und sie betrachtete es als ihre Pflicht, ihn zu retten.
    »Joaquim, mein Lieber, hättest du vielleicht eine Zigarette für mich?«, fragte sie ihn mit klimpernden Lidern. »Henrique raucht ja nicht, aber ich hätte jetzt Lust darauf.«
    »Oh ja, selbstverständlich«, sagte er mit seinem schweren Akzent, den er auch nach mehreren Jahren in Brasilien nicht abgelegt hatte. »Wenn du meinst. Ich persönlich halte nicht viel von diesen neumodischen Sitten.«
    »Das habe ich mir fast schon gedacht«, sagte Ana Carolina leichthin und nahm eine Zigarette aus der silbernen Klappdose, die er ihr hinhielt. »Sicher musste die arme Isabel bei der Safari auch Röcke tragen, oder?«
    »Das versteht sich ja wohl von selbst. Frauen in Hosen sind eine Zumutung.«
    »Ach, findest du?«, fragte Henrique. »Ich mag es, wenn Ana Carolina Hosen trägt. Nicht dass sie es besonders häufig täte. Aber bei bestimmten Gelegenheiten sind Röcke einfach unpraktisch.« Ana Carolina fand seine moralische Unterstützung rührend. Sie wusste, dass Henrique sie viel lieber in femininer Kleidung sah.
    »Na ja, das erstaunt mich eigentlich nicht. Es war ja klar, wer bei euch beiden die Hosen anhat«, meinte Joaquim und lachte verächtlich. »Bestimmt bist du auch dafür, dass die Weiber das Wahlrecht erhalten.«
    »Aber ja. Meine Idealvorstellung wäre allerdings, dass nur intelligente Menschen wählen dürften, egal ob Mann oder Frau.«
    »Du bist ein Träumer, Henrique. Wo kämen wir hin, wenn jeder Rock über die Geschicke unseres Landes bestimmen dürfte? Frauen haben immer mal wieder ihre, äh, Zustände, monatlich sozusagen. Da sind sie nicht ganz zurechnungsfähig, und ich möchte nicht, dass eine solche Person für mich eine Entscheidung trifft. Am Ende beanspruchen sie auch noch das Recht für sich, was weiß ich, Richterin zu werden oder gar Pilotin. Das reinste Chaos wäre die Folge. Stell dir vor, kürzlich lief eine Frau in Hosen über die Rollbahn unseres Landeplatzes, und alle meine Männer vergaßen prompt ihre Pflichten, nur um diesem schamlosen Frauenzimmer hinterherzustarren.«
    »Und sie war tatsächlich Pilotin?«, fragte Isabel konsterniert. Bei allen Abenteuern, die sie gemeinsam mit ihrem Mann in Afrika bestanden hatte, war sie doch konservativ genug, um bei dieser Vorstellung zu schaudern.
    »Nein, so weit ist es gottlob noch nicht gekommen. Sie begleitete den Piloten. Ich glaube, du kennst ihn, Henrique, es ist ein gewisser António Carvalho. Er scheint sich in der Luftfahrt einen Namen gemacht zu haben.«
    »Aber ja!«, rief Henrique erfreut aus. »Sicher, António ist sogar ein guter Freund von mir.«
    »Wenn du ihn das nächste Mal triffst, dann bestelle ihm bitte von mir, dass Frauen auf militärischem Gelände nicht erwünscht sind.«
    »Ja, ja, das sage ich ihm. Aber wie ich ihn kenne, wird es ihm egal sein. Er macht doch, was er will. Und wenn er eine Dame mitnehmen möchte – wobei ich mich ernsthaft frage, welche Dame, die diesen Namen verdient, freiwillig in ein Flugzeug steigt –, dann wird er es tun. Er schert sich nicht groß um die Befindlichkeiten

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