Unter den Sternen von Rio
Rücken an die Hauswand gestützt, praktisch auf seinen Lenden saß. Mit einem rauhen Stöhnen drang er in sie ein.
Es war eine Offenbarung! Caro hatte nicht gewusst, nicht geahnt, wie erfüllend im wahrsten Wortsinn die Verschmelzung mit einem Mann sein konnte. Alles in ihr pulsierte, köstliche Schauer der Erregung liefen über ihre Haut. Im Hintergrund hörte man noch leise das Getrommel der Karnevalsmusiker. Es war ein schneller Rhythmus, und unweigerlich begannen Caro und António, sich dem Takt anzupassen. Ihr Liebesspiel wandelte sich bald von einem langsamen, sanften Erkunden zu einem schnellen, gierigen, fordernden Akt animalischer Begierde.
Antónios Stöße wurden immer heftiger, Caros kleine Lustschreie immer schwieriger zu verhindern. Sie hatte die Hände auf seine Hinterbacken gelegt, das Spiel der Muskeln darin gespürt, wenn er sich vor- und zurückbewegte, hatte ihre Finger in die maskulinen Mulden darin gekrallt und Druck darauf ausgeübt. Sie wollte ihn so tief in sich aufnehmen, wie es nur ging. Sie hörte seinen keuchenden Atem, hörte ihn ihren Namen stammeln, spürte seine schweißnasse Haut auf der ihren. Dann sagte er »jetzt … jetzt« – es klang wie ein Flehen – und stieß so tief, fest und plötzlich wieder langsamer in sie hinein, verharrte dort und gab einen herzerweichenden Laut von sich, der, wenn sie ihn nicht der Ekstase hätte zurechnen können, an ein Todesröcheln erinnert hätte.
Sie blieben noch eine Weile in derselben Stellung stehen, erschöpft und glücklich, und sahen einander tief in die Augen.
»Oh, António«, flüsterte Caro, noch immer atemlos.
»Oh, António!«, hörten sie da plötzlich ein unschönes Echo. Beide drehten die Köpfe zur Straße hin. Dort standen zwei junge Burschen, Heranwachsende noch, die obszöne Bewegungen machten und sich die Bäuche vor Lachen hielten. »Oh, António, sei mein Hengst und besteig mich noch mal!«, alberte einer der Jungen herum, der offensichtlich stark angeheitert war.
»Haut ab, ihr Lümmel!«, rief António.
Er löste sich von Caro, zog seine Hose wieder herauf und ging einen Schritt auf die beiden Störenfriede zu. »Abmarsch jetzt, sonst könnt ihr was erleben!«
»Wir haben schon was erlebt«, rief einer von ihnen lachend, als sie aufreizend langsam von dannen zogen.
Caro wurde von einer Woge der Scham überflutet. Schlimmer als das Wissen um die heimlichen Zuschauer jedoch war, dass sie und António ihre Vereinigung, die auch nach dem Höhepunkt noch schön und befriedigend gewesen war, so abrupt hatten beenden müssen.
»Es tut mir leid«, sagte António zu ihr.
»Du kannst ja nichts dafür«, erwiderte sie, ohne ihn anzusehen. Sie hatte ihr Höschen auf dem Boden entdeckt, und es war ihr plötzlich unsagbar peinlich, wie es dort lag. Sie hob es auf und steckte es in die Rocktasche, die sich unangenehm ausbeulte. Besser wäre es gewesen, es wieder anzuziehen, denn sie spürte, wie ihr Samenflüssigkeit die Beine herunterlief.
Dann fiel ihr auf, dass sie ja noch ihre Verkleidung trug. Himmelherrgott, blieb ihr denn nichts erspart? Ihre Schmetterlingsflügel waren auf einmal so über alle Maßen unpassend. Bis vor ein paar Minuten war sie vielleicht noch geflogen – jetzt aber fühlte sie sich mehr wie eine Raupe als wie ein schöner Schmetterling.
Es begann bereits zu dämmern. Kaum wahrnehmbar verfärbte sich der Himmel von Schwarz zu einem tiefdunklen Blau, das langsam in ein sattes Türkis überging. Wie viel Uhr mochte es sein? Vier, halb fünf morgens? Die Sonne ging um diese Jahreszeit gegen fünf Uhr auf. Die Zeit kurz davor war Ana Carolina immer die liebste gewesen, wenn die Sonne noch hinter dem Horizont verborgen war, ihre rotgelben Strahlen aber bereits die Wolken von unten beleuchteten. Ja, manchmal, wenn sie gegen ihre Gewohnheit so früh aufwachte, betrachtete sie das Spektakel aus ihrem Fenster und erfreute sich daran, um sich anschließend wieder hinzulegen. Doch in diesem Moment verspürte sie wenig Verlangen nach dem Schauspiel, das in Kürze beginnen würde.
Das Tageslicht würde nur den Dreck zeigen, der überall herumlag. Erst jetzt bemerkte sie, dass es nach Urin roch. Waren ihre Sinne derart auf das eine reduziert gewesen, dass sie den Gestank und den traurigen Anblick dieser Gasse nicht wahrgenommen hatte? Plötzlich fühlte Caro sich merkwürdig beschmutzt. Es war an der Zeit heimzufahren.
Es war bereits Mittag, als Caro erwachte. Die anderen schienen ebenfalls lange
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