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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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ist es meine Bürger-pflicht, zu helfen. Ich kann doch nicht unterscheiden, ob die gerade gebumst oder blau geschlagen wird. Hört sich für mich identisch an.“
    Um 22.00 Uhr hatte Leng sich plötzlich betrunken gefühlt, was nach einem halben Dutzend Bieren -möglicherweise auch einigen mehr- nicht unbedingt zu erwarten gewesen wäre; aber der lange Arbeitstag und kein Abendessen hatten ihm früh die Standfestigkeit genommen. Schwankend war er die wenigen Schritte nach Hause gelaufen und innerhalb weniger Sekun-den eingeschlafen.
    Vor einer halben Stunde war er vom schrillen Klang des Weckers aus dem Schlaf gerissen worden. Halb sieben zeigte das Zifferblatt. Er hatte vergessen, den Alarm abzustellen, der ihn von montags bis freitags zur Arbeit rief. Er sammelte seine Sachen auf, die überall auf dem Boden verstreut herumlagen, ging danach ins Bad und nahm eine heiße Dusche, auf die er, weil er immer noch nicht wach war, eine kühlere folgen ließ. Obwohl er von der segensreichen Wirkung des Eiswassers gehört hatte, von dem behauptet wurde, es wirke wie ein Jungbrunnen, konnte er sich nie überwinden, es auszuprobieren, weil er immer einen Herzstillstand befürchtete.
    Um acht saß er bereits am Frühstückstisch, was an Wochenenden eher selten geschah, weil er es genoss, bis mindestens um neun im Bett liegen zu bleiben. Trotzdem war sein Ärger, so brutal aus dem Schlaf gerissen worden zu sein, jetzt fast verflogen. Wenn er zum Fenster hinausschaute, sah er einen rötlichen Himmel, der an Zuckerwatte mit Himb eersauce erinnerte. Die ersten Sonnenstrahlen durchfluteten die Küche, eine Freude, die allerdings in den Wintermonaten als Folge der Nordost-Ausrichtung des Raumes kaum länger als eine halbe Stunde währte.
    Wie gut, dass er gestern vor seinem Kneipenbesuch noch eingekauft hatte. Sein Magen knurrte genau in dem Moment, als er sich an den üppig gedeckten Tisch setzte. Er fragte sich, warum er sich dieses Vergnügen nicht viel öfter gönnte, anstatt in ein Café zu flüchten. Auch wenn er abends nur unregelmäßig aß -meistens lief es darauf hinaus, dass er es gar nicht tat-, das Frühstück gehörte zu einem der wichtigsten Tagesereignisse.
    Er versenkte die Messerschneide in das neue Stück irischer Butter, die er dann genussvoll auf sein Vollkornbrot schmierte. Er hasste das hektische Gekratze mit dem Messer auf der oftmals zu harten Butter, das von vielen praktiziert wurde, damit sie nur einen Hauch davon auf ihre Brotscheibe brachten, weil sie befürchtet en, andernfalls den Cholesterinspiegel in die Höhe zu treiben. Dann sollten die aber nicht auf seinen mittelalten Holländer schauen, den er sich stets besonders dick abschneiden ließ.
    Er nahm gerade einen Schluck von seinem Kaffee, der noch immer viel zu heiß war, als das Telefon läutete.
    „Ich hoffe, ich habe dich nicht aus dem Bett geschmissen?“ vernahm er Prados Stimme.
    „Nee, hast du nicht. Du bringst mich aber um das Vergnügen, in Ruhe zu frühstücken.“
    „Ich halte dich nicht lange auf. Ich bin um zehn bei meinen Eltern. Sollen wir uns um zwölf vor dem Haus der Burghausen treffen? Dann habe ich eine Entschuldigung für meine Eltern. Ich möchte auf keinen Fall bis zum Nachmittag bei ihnen herumsitzen. Meine Mutter kann unglaublich anstrengend sein.“
    „Und wenn die Burghausen dann noch nicht da sein sollte?“
    „Müsste sie aber. Ich habe in Bad Ems angerufen, nachdem sie ihr Mobiltelefon unbeantwortet ließ. Sie steigt ja immer im selben Hotel ab. Zuerst wollten sie mir keine Auskunft geben. Selbst nachdem ich mich als Polizeibeamter vorgestellt hatte, war das Entgegenkommen eher bescheiden. Schließlich habe ich aber doch erfahren, dass sie vor wenigen Minuten abgereist ist. Für die Fahrt benötigt sie maximal zwei Stunden, außer sie hält an jeder Klinke, um Kaffee zu trinken.“
    „Also gut, um zwölf“, stimmte Leng zu.
    „Mein Gott, du klingst nicht gerade begeistert. Ein kleiner Trost für dich: Es ist deutlich wärmer geworden. Als ich eben die Zeitung holte, überkamen mich echte Frühlingsgefühle.“
    „Abgemacht, um zwölf.“ Der Hauptkommissar reagierte unwirsch, weil er an seinen Frühstückstisch zurückwollte.
    „Frühlingsgefühle.“ Leng schüttelte den Kopf. Prado hat wahrscheinlich Hitzewallungen, weil er langsam in die Jahre kommt. Gestern Morgen war es jedenfalls frostig kalt.“
    Er schlurfte ins Schlafzimmer und schaute durch die Scheibe auf das Thermometer, das draußen an der Wand

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