Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
bisher auch nicht erreichen.“
„Wenn Stefanie Burghausen wirklich ihren Bruder von den Klippen…“
Was immer Prado sagen wollte, er kam nicht mehr dazu, weil er von Leng unterbrochen wurde.
„Bieg hier rechts in die Nord-Süd-Fahrt ein. Das ist die schnellste Verbindung zum Ebertplatz. Damit ersparen wir uns die Quälerei durch die Innenstadt.“
Die Parkplatzsuche im Umfeld der mittelalterlichen Torburg erwies sich auch dieses Mal als äußerst schwierig, zumal sie nicht auf den Supermarktparkplatz ausweichen konnten wie vor einigen Tagen, da die dorthin führende Verbindungsstraße wegen eines Wasserrohrbruchs gesperrt war.
Prado bewegte den Wagen einmal um den Block, was im Hinblick auf die vielen Einbahnstraßen einem Zik-Zak-Kurs glich, bevor sie, ohne eine Lücke erspäht zu haben, wieder den Ausgangspunkt erreicht hatten.
„Wir parken den Wagen jetzt einfach hier“, erklärt Leng kurz und bündig und deutete auf eine kleine Freifläche direkt neben dem mittelalterlichen Tor.
„Meinst du etwa da unter dem Boot?“ fragte Prado überrascht. „Da ist absolutes Halteverbot.“
„Das ist mir völlig egal“, donnerte Leng los. „Wir fahren nicht noch einmal eine halbe Stunde durch das Viertel, um nach einem beschissenen Parkplatz zu suchen.“
„Auf deine Verantwortung“, sagte der Kommissar und stellte den Wagen auf dem Kopfsteinpflaster ab.
„Wir werden einen Zettel an die Windschutzscheibe kleben, auf dem wir den eventuell vorbeikommenden, schreibfreudigen Politessen mitteilen, wer wir sind und welch wichtige Mission wir zu erfüllen haben. Wenn sie was von uns wollen, sollen sie doch ins Klaaf kommen. Das Cafè ist ja nur wenige Schritte von hier entfernt.“
Lengs Wut schien noch immer nicht verpufft zu sein, weshalb Prado ihn abzulenken versuchte, indem er auf das Boot zeigte, das über ihnen hing. „Ich dachte, der Kahn wird renoviert“, sagte er gespielt neugierig.
Der Kahn war ein seit 94 Jahren unter der Eigelsteintorburg hängendes Beiboot des 1914 gesunkenen Kreuzers Cöln. In Erinnerung an die 379 gefallenen Matrosen wurde das später angespülte Wrack des Rettungsbootes der Stadt Köln als Namenspatronin der Cöln geschenkt.
„Ist er schon“, antwortete der Hauptkommissar, der sich allmählich beruhigte.
Zwei Minuten später saßen sie im ersten Stock des Cafès mit direktem Blick auf das Stadttor. Von dem einst imposanten Befestigungsring, der in den Jahren 1180 bis 1259 errichtet worden war, hatte die Stadtoberen nach dem Abriss der Stadtmauer gegen Ende des 19. Jahrhunderts lediglich drei Tore und zwei längere Mauerstücke stehen lassen. Wenn es nach den Vorstellungen einiger Größenwahnsinniger gegangen wäre, die mehr Raum für die Stadterweiterung forderten und alles beseitigen wollten, was ihnen hinderlich erschien, gäbe es heute kaum mehr eine Erinnerung an das mittelalterliche Köln dieser Zeit.
„Um wie viel Uhr sind wir verabredet?“ Prado schaute auf seine Uhr, trank dann einen Schluck von seinem Cappuccino, an dem er sich fast die Zunge verbrannte.
„Um 14.00 Uhr.“
„Ist schon fünf Minuten drüber“, brummte er, obwohl er es mit der Pünktlichkeit selbst auch selten genau nahm.
„Sie hat gesagt, es könne auch ein paar Minuten später werden. Das ist nun mal so bei einem Praxisbetrieb. Du kannst im Voraus nicht abschätzen, wie viel Zeit ein Patient in Anspruch nimmt.“
„Warum treffen wir uns überhaupt hier mit ihr? Die paar Schritte weiter hätten wir auch noch gehen können.“
„Sie hat darum gebeten, was ich durchaus verstehen kann“, sagte Leng. „Wer verbringt seine Mittagspause schon gerne dort, wo die Gefahr besteht, ständig gestört zu werden?“
„Ich verstehe sowieso nicht, was du dir davon versprichst, sie zu befragen. Rangiert sie auf deiner Mörderliste nun direkt hinter der Burghausen oder was?“
„Ich verdächtige sie gar nicht, erhoffe mir aber von diesem Gespräch Hinweise auf ihre Beziehung zu ihrem Kollegen.“
„Dr. Riegert? Wozu?“
„Ihrem verstorbenen Kollegen.“
„Sie hatte ein Verhältnis mit Burghausen?“ Prado mochte das nicht glauben. „Wie kommst du nur darauf? Du glaubst doch nicht diesen Quatsch, den irgendjemand seiner Frau zugetragen hat?“
„Hätte ich auch nicht, wenn mir nicht bei unserer Vernehmung in der Praxis etwas aufgefallen wäre.“
„An ihr?“
„An der Art, wie sie reagierte, nachdem sie von Burghausens Tod erfuhr.“
„Nämlich wie?“
„Sie wirkte bestürzt,
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