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Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)

Titel: Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reimund J. Dierichs
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davon überzeugt, dass die junge Frau nach unserem Gespräch die Straße zukünftig vorsichtiger überquert.“

    Das Herbrand`s war ein Multikomplex, bestehend aus Bistro, Club, Galerie, einer Halle für Veranstaltungen und einem der größten Biergärten der Stadt, der allerdings um diese Jahreszeit ziemlich wüst aussah und die entspannte Atmosphäre des Sommers, wenn die Gäste hier unter Schatten spendenden Bäumen saßen, nicht einmal erahnen ließ.
    „Sieht noch geschlossen aus“, stellte Prado fest, der den Wagen unerlaubterweise direkt neben dem Eingang parkte. Nur Sekunden später klopfte jemand an der Beifahrerseite gegen die Scheibe.
    „Hier können Sie nicht stehen bleiben“, teilte ihnen ein schlaksiger Blondschopf mit dunklem Dreitagebart mit.
    „Ist wohl doch schon geöffnet“, sagte Leng grinsend und ließ die Scheibe nach unten gleiten. „Wir sind von der Kripo und wollen nur ein paar Fragen stellen.“ Er hielt dem jungen Mann seinen Ausweis hin.
    „Ich möchte Sie trotzdem bitten, dort drüben auf den Parkplatz zu fahren“, forderte er die beiden Kommissare, scheinbar völlig unbeeindruckt, auf. „Wenn vor dem Lokal auch nur ein Auto steht, findet das sofort Nachahmer und in Null Komma nichts ist alles zugestellt. Die Leute sind zu faul, auch nur wenige Schritte zu gehen. Selbst die Betreiber des Lokals stellen ihre Autos inzwischen da drüben ab.“
    Der so überzeugend vorgetragenen Notwendigkeit konnten sich die beiden Beamten nicht verweigern. Prado startete den Motor und fuhr zu der ausgewiesenen Parkfläche. Zwei Minuten später betraten sie das fast leere Lokal und nahmen an einem der blank polierten Holztische Platz. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis der Blondschopf auftauchte und sie äußerst freundlich nach ihren Wünschen fragte.
    Leng bestellte zwei Milchkaffees. „Sagen Sie, Samira Seldek arbeitet doch hier?“
    „Tut sie“, antwortete der Kellner, ohne auch nur die geringste Spur von Neugierde zu zeigen. „Sie müsste in etwa einer Viertelstunde hier sein.“
    Sie hatten ihren Kaffee nicht einmal zur Hälfte getrunken, da tauchte eine Frau von vielleicht dreißig Jahren auf mit langem, dunklem Haar und -wie Leng später, nachdem sie sich zu ihnen an den Tisch gesetzt hatte, feststellen sollte- wunder-schönen, braunen Augen. Man hätte sich in diesen Augen verlieren können.
    Sie grüßte die ihr unbekannten Gäste, als sie auf ihrem Weg zur Theke an ihnen vorbeiging, sprach einige Worte mit ihrem Kollegen, wobei sie zu Leng und Prado hinüberschaute und kam dann zu den beiden Beamten an den Tisch, wo sie sich vorstellte und ihnen die Hand schüttelte. Leng war fasziniert. Sie hatte genau diese Art von Selbstbewusstsein, die er schätzte, frei von jeder Selbstzufriedenheit oder Selbstge-fälligkeit.
    „Sie wollen mich sprechen“, fragte sie gänzlich unaufgeregt wie jemand, der absolut nichts zu verbergen hat.
    „Setzen Sie sich doch einen Moment zu uns“, bat Leng sie höflich. „Natürlich nur, wenn es Ihre Zeit erlaubt.“
    „Mein Dienst fängt erst in einer Viertelstunde an“, sagte sie lächelnd.
    „Wir ermitteln in einem Mordfall und interessieren uns für zwei Ihrer Gäste vom letzten Sonntag“, erklärte er ihr.
    „Ich hoffe, dass ich Ihnen da helfen kann, denn sonntags ist es hier immer besonders voll.“
    „Es geht um einen begrenzten Zeitraum zwischen 11.00 und 13.00 Uhr.“
    „Da ist es hier am vollsten“, ließ sie den Hauptkommissar wissen.
    „Also gut. Wir wollen etwas über die beiden in Erfahrung bringen, die sich heftig gestritten haben.“
    „Ach die“, sagte Samira Seldek, offenbar erleichtert darüber, dass ihr eine langwierige Prozedur erspart blieb, „an die würde sich jeder erinnern. Ich hatte mir schon überlegt, an den Tisch zu gehen, um nach weiteren Wünschen zu fragen, nur, um die beiden abzulenken. Genau genommen war es auch nur die Frau, die stritt und dabei einige Male so laut brüllte, dass es bis in die hinterste Ecke des Lokals zu hören gewesen sein muss.“
    „Wir hätten gerne eine Beschreibung von ihr.“
    „Blond, etwa mein Alter, also dreißig, kurz geschnittenes Haar, so eine Art Pagenkopf, relativ schlank, sah ein bisschen verhärmt aus.“
    Die Beschreibung passte exakt auf Stefanie Burghausen.
    „Wissen Sie, worüber die beiden gestritten haben?“ fragte Leng.
    „Beim besten Willen nicht“, antwortete die junge Frau. „Und das sag ich jetzt nicht, weil Lauschen nicht als schicklich gilt. Damit habe

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