Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
ihn, die Kripo zu verständigen.“
„Wenn wir nur eine Chance hätten, hier wegzukommen.“ Prado schien zu überlegen. „Wir könnten es versuchen“, sagte er und griff hinter seinen Sitz, brachte von dort ein mobiles Blaulicht zum Vorschein, das er mittels einer Magnethalterung auf dem Wagendach anbrachte und dann die Zuleitung in den Zigarettenanzünder steckte. Das rotierende Licht allein hätte wahrscheinlich schon ausgereicht, die Autofahrer zu bewegen, näher an den Straßenrand zu fahren, obwohl das in einem Stau ein schwieriges Unterfangen war. Die Sirene aber bewährte sich als regelrechte Schneisenschlagerin.
„Es müsste doch möglich sein, die dreihundert Meter bis zur nächsten Abfahrt zu schaffen.“ Leng klang hoffnungsvoll und freute sich darüber, nicht am Steuer sitzen zu müssen.
Sie benötigen für die kurze Strecke zwar eine Viertelstunde, was aber angesichts des Verkehrsaufkommens trotzdem einer Sensation gleich kam. Wenig länger dauerte es, bis sie an der Uniklinik ankamen. Von unterwegs hatte der Hauptkommissar Maria angerufen und sie gebeten, Stefanie Burghausen darüber zu informieren, was ihrer Mutter zugestoßen war.
Im Krankenhaus selbst konnten sie wenig ausrichten. Klara Burghausen war direkt in die Unfallchirurgie gebracht worden, wäre aber ohnehin nicht vernehmungsfähig gewesen. Von der Verkehrspolizei erfuhren sie dann, dass die Unfallverursacherin eindeutig die Schwerverletzte selbst gewesen war, deren Wagen aus noch nicht geklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn geraten und dort frontal mit einem Lieferwagen zusammengestoßen war.
„Wir brauchen sofort einen Durchsuchungsbeschluss für die Villa in Riehl.“ Leng rannte so schnell den Krankenhausflur entlang, dass selbst Prado als durchtrainierter Sportler Mühe hatte, ihm zu folgen.
„Den kriegen wir nicht so leicht“, sagte der Kommissar voller Überzeugung. „Wir haben es mit einem Unfall zu tun.“
„Augenscheinlich ja, aber vielleicht steckt ja mehr dahinter.“
„Bei so unklarer Beweislage wird es schwierig sein, außer…“
„Außer was?“
„Dann werden wir uns wohl oder übel unseren eigenen Durchsuchungsbeschluss besorgen..“
Leng zögerte. „Du meinst? Also gut, fahren wir nach Riehl. Ich gehe davon aus, dass wir die nächsten beiden Stunden ungestört sind. Als du eben die Toilette aufgesucht hast, habe ich mit Maria gesprochen. Sie hat Stefanie Burghausen erreicht, als sie in einer Raststätte in der Nähe von Dortmund eine Pause einlegte. Sie wird frühestens in einer Stunde in Köln sein und sich dann sofort zum Krankenhaus begeben.“
„Worauf warten wir dann noch?“ fragte Prado und ließ die Autoschlüssel vor Lengs Nase tanzen.
18
Die Straßenlaternen waren schon eingeschaltet, als die beiden Kommissare das Auto in der Nähe der Villa parkten. Die Straße wirkte wie ausgestorben. Keiner mochte sich bei dem Wetter draußen aufhalten. Schon als sie die Unikliniken verließen, hatte es genieselt. Inzwischen regnete es heftig. Unterwegs hatte Prado die Scheibenwischer auf die höchste Stufe einstellen müssen.
„Wir werden die Regenschirme nehmen“, schlug Leng vor.
„Natürlich werden wir die Regenschirme nehmen, andernfalls würden wir innerhalb von wenigen Sekunden bis auf die Haut durchnässt sein.“
„Ja klar doch. Aber wir werden sie noch aus einem anderen Grund mitnehmen. Niemand wird uns erkennen, wenn wir uns der Villa nähern, obwohl bei dem Wetter eh niemand aus dem Fenster schaut.“
„Und wenn das Haus Alarm gesichert ist?“
„Keine Ahnung. Aber warum sollten sie eine Alarmanlage installiert haben? Die Villa ist von vorne wie eine Festung. Die Eingangstür ist dreifach gesichert, die beiden Fenster zur Straßenseite hin sind vergittert, und die Mauer, die von der Außenwand zum Nachbargrundstück führt, ist so hoch, dass man eine Leiter aufstellen müsste, um sie zu überklettern.“
„Dann brauchen wir es gar nicht erst versuchen“, sagte Prado verärgert.
„Es gibt aber vielleicht doch eine Möglichkeit.“ Leng griff nach einem der Schirme, die im Handschuhfach lagen und stieg aus. Der Kommissar folgte ihm und wunderte sich, dass sie nicht die Villa, sondern das Nachbarhaus ansteuerten. „Was wollen wir denn hier?“
„Lass mich nur machen“, sagte Leng ohne eine weitere Erklärung. „Einen Versuch ist es wert.“
Er betätigte den unteren Klingelknopf. Aus Breidenbachs Protokoll wusste er, dass die alte Dame, eine Frau Bleischmied, die
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