Unter der Haut (Hauptkommissar Leng ermittelt) (German Edition)
Gang und betraten dann einen Raum, der als Fahrradkeller genutzt wurde. Von dort führte eine Tür nach draußen, die ihnen Frau Bleischmied aufschloss.
„Wir melden uns wieder bei Ihnen, wenn wir zurück sind“, sagte Leng. „Und zu keinem ein Wort.“ Er kam sich vor wie in einer schlechten Detektivgeschichte.
„Dir ist schon klar, dass wir uns wie zwei Kleinkriminelle verhalten?“ flüsterte Prado, als sie durch das pitschnasse Gras des Gartens schlichen. „Und ein Disziplinarverfahren könnte das hier ebenfalls nach sich ziehen.“
„Ja ja“, brummte Lang. „Wo kein Kläger, da kein Richter.“
„Und die alte Frau?“
„Wird sich schon morgen nicht mehr an meinen Namen erinnern. Falsche Polizeibeamte klingeln halt öfter mal an Wohnungstüren.“
„Was hast du ihr denn vorhin als Durchsuchungsbeschluss verkauft?“
„Das war der Bescheid vom Bürgeramt der Stadt Köln zur Abholung meines neuen Reisepasses.“
Sie stolperten einen fast überall zugewachsenen Holzzaun entlang, kamen dabei zweimal fast zu Fall, weil sich in der Dunkelheit Unebenheiten kaum erkennen ließen und sie keine Taschenlampe bei sich hatten, bevor sie am hinteren Ende des Grundstücks eine Stelle fanden, die sich, frei von Dornen und Gestrüpp, zum Übersteigen anbot. Aber das Holz war feucht und glitschig, sodass sie einander stützen mussten, wenn sie verhindern wollten, von den nach oben spitz zulaufenden Latten aufgespießt zu werden. Prado, zweifellos der Sportlichere der beiden, gelang es deshalb auch wesentlich schneller als Leng, das Hindernis zu überwinden. Der rutschte ab und landete in den Armen des Kommissars.
„Für den Austausch von Zärtlichkeiten ist dies jetzt wirklich der falsche Zeitpunkt“, sagte dieser amüsiert.
„Muss an meinen Schuhen liegen. Die Sohlen sind einfach zu glatt.“
„Mangelnde Fitness solltest du nicht durch billige Ausreden zu entschuldigen versuchen.“
„Du benimmst dich mal wieder wie ein absolutes…“ Das wenig schmeichelhafte Ende des Satzes kam nicht mehr über Lengs Lippen, weil sie plötzlich ein Geräusch hörten, das ganz in ihrer Nähe zu sein schien.
„Wahrscheinlich nur eine streunende Katze“, vermutete Prado.
„Oder ein frei herumlaufender Dobermann.“
„Blödsinn. Den hätten wir bei unseren beiden Besuchen doch bestimmt zu Gesicht bekommen.“
Die beiden Männer bewegten sich vorsichtig und nahezu geräuschlos über die glitschige Rasenfläche in Richtung Haus, das in fast völliger Dunkelheit vor ihnen lag. Zwei kleine Treppen führten nach unten. Die linke musste die Verbindung zu den Kellerräumen sein, während die rechte zu Stefanie Burghausens Wohnung führte. Zu Prados Erstaunen ließ sich die Tür öffnen. Er hatte die Klinke ohne wirkliche Überzeugung nach unten gedrückt und war dann überrascht, dass ihnen so viel Glück beschieden sein sollte.
„Verstehst du das?“ fragte er ungläubig.
„Ehrlich gesagt nein“, antwortete Leng, „aber es ist einfach unmöglich, dass sie schon zu Hause ist. Vielleicht nimmt sie es mit der Sicherung nicht so genau. Durch den Garten kommt ja eh niemand ins Haus.“
„Und was machen wir gerade?“
„Wir sollten nicht diskutieren, sondern froh darüber sein, die Tür nicht beschädigen zu müssen“, flüsterte Leng.
„Hätten wir sowieso nicht“, versicherte ihm Prado. Das Schloss hätte ich mit meiner Scheckkarte aufgekriegt.“
Sie betraten einen Korridor, dessen Ausmaße sie nur erahnen konnten, so dunkel war es. Leng tastete an beiden Wandseiten nach einem Lichtschalter, ohne aber zunächst einen zu finden. Erst als er sich entschloss, es weiter oben zu versuchen, konnte er ihn endlich ausmachen. Eine Lampe mit einem flachen, an die Decke geschraubten Schirm, tauchte wohl einen fünf Meter langen Gang in ein gelbes Licht.
Es gab nur zwei Türen, eine vor ihnen am Ende des Ganges und eine andere, die sich zwei Meter von ihnen entfernt linkerhand befand. Leng öffnete sie vorsichtig. Wieder suchte er nach dem Lichtschalter. Als er ihn unter seinem Zeigefinger spürte und darauf drückte, stand der Raum in Flammen. Ein fünfarmiger Jugendstilleuchter thronte an der Decke.
„Um Gottes Willen, was ist das denn“, rief Prado. Bei der Beleuchtung sind wir in ganz Köln zu sehen.“
„Psst, nicht so laut“, forderte Leng ihn auf und bewegte sich auf eine Tischleuchte zu, die neben einem dreisitzigen Sofa stand. Sie gab ein bescheidenes, aber ausreichendes Licht ab.
Prado schaltete die
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