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Unter deutschen Betten

Unter deutschen Betten

Titel: Unter deutschen Betten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justyna Polanska
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Unterschied?
     
    Mir fiel damals schon auf, dass die ganze Wohnung mit Teddybären vollgestopft war. Markus schien einen Bärchentick zu haben. Ein bisschen ungewöhnlich für einen Mann seines Alters, aber auch das war unerheblich fürs Putzen.
    Er war freundlich, bot uns etwas zu trinken an, und nach einer halben Stunde sagte meine Schwester zu.
    Einmal pro Woche.
    Vier Stunden
    Für zehn Euro pro Stunde plus Fahrgeld.
     
    Wir hatten ausgemacht, dass ich die Arztpraxis übernehme. Komischerweise meldete sich Thomas nie mehr. Ich versuchte, ihn anzurufen, aber es ging niemand ans Telefon.
    Ich hakte die Stelle ab.
     
    Und auch Markus sollte ein kurzes Vergnügen werden.
    Meine Schwester ging ein paarmal hin.
    Dann hing ihr Markus praktisch die ganze Zeit im Ohr:
    Er wolle unbedingt abnehmen und sei auf Diät.
    Aber in den Schränken lagerte nichts als Nutella und Gummibärchen.
    Jeden Tag gehe er ins Fitnessstudio und habe schon richtig Muskeln bekommen. Ob sie die mal sehen wolle. Und dann stellte er sich vor ihr auf, schob seinen Ärmel hoch und entblößte seinen teigigen Oberarm, an dem nichts zu sehen war als waberndes Fett.
     
    Dann stellte er ihr nach und nach seine Bärchen vor:
»Das ist Kunibert. Der ist von der Mami.«
»Hier wohnt Ralfi. Den hat mir der Opi geschenkt.«
»Darf ich vorstellen, Papibär.«
    Alles war voller Bärchen: Bärchentassen, Bärchenservietten, Bärchenschuhe, Bärchendecken, Bärchenbettzeug, Bärchenhandtücher, Bärcheneieruhr, Bärchenklopapier. Gummibärchen, Bärchenschokolade.
    Und natürlich – stilgerecht – ausschließlich Bärenmarke-Milch.
    Nur die fünfzehn Gläser Nutella im Küchenschrank fielen aus dem Rahmen.
    Die gab es nicht in Bärchenform.
     
    Neben Bärchen war sein zweites Lieblingsthema: Sex.
    Er stehe total auf blonde Frauen. Die buche er sich auch immer, wenn er in den Puff geht: »Da ist so eine, die ist ein heißer Feger. Ojojojojoiiii!«
    Dabei fuchtelte er mit seiner feuchten Hand, als wolle er ein Feuer auswedeln.
    Meine Schwester ist eher ein südländischer Typ und dunkelhaarig, deshalb machte sie sich darüber keine weiteren Gedanken und stellte auf Durchzug. Eine wichtige Grundkompetenz für Putzfrauen.
    Einmal fragte Markus sie, ob sie einen Freund habe.
Sie: Ja, habe ich.
Er: Ist der auch Pole?
Sie: Nein, Italiener.
Er: Oh, Italiener sind Scheiße. Die kommen immer zu früh.
Sie: Hast Du schon mit einem geschlafen oder was?
    Danach war erst einmal Ruhe.
     
    Zu Hause erzählte sie mir die Geschichten vom »Bärchenfreak«, aber ich war mir sicher, sie übertreibe.
    Markus hatte auf mich eher ruhig und behäbig gewirkt. Eigentlich ziemlich spießig. Es war halt ihre erste Putzstelle, und sie war einfach noch nicht viel gewöhnt. Ich glaubte ihren Geschichten nicht.
    Bis ich sie einmal vertreten musste.
    Ich bin blond …
     
    Markus kam sofort zur Sache: Er wartete schon im Treppenhaus.
    Im Hawaiihemd.
    Mir voraus ging er in die Wohnung und führte mich ins Wohnzimmer, wo ein Laptop schon aufgeklappt war. Er hatte die Website seines Stammpuffs geöffnet und zeigte mir die Frauen, die dort arbeiten und ihm gefielen:
»Die hier kann man gut von hinten nehmen. Die liebt das.«
    Das bezweifle ich. Ich kenne keine Frau, die das liebt. Und keinen Mann, der nicht davon träumt.
    Er erzählte mir, wie viel er genommen hat und was er bezahlt. Ein kleiner Ferrari sei schon zusammengekommen. Mehrere Male pro Woche ginge er hin.
     
    Ich war froh, als ich wieder raus war. So ein Freak!
     
    Aber es war die Putzstelle meiner Schwester, und er redete ja nur, deshalb ging ich in der nächsten Woche wieder hin.
    In zwei Wochen wäre sie aus dem Urlaub zurück und würde wieder übernehmen.
     
    Leider blieb es diesmal nicht beim Reden.
    Ich putzte gerade die Badewanne, als ich hinter mir ein Geräusch hörte.
    Ich drehte mich um.
    Da stand Markus mit heruntergelassener Hose.
    Und lachte.
     
    Ich fand das gar nicht witzig, sondern packte meinen Lappen, drehte mich so, dass ich das Gebaumel zwischen seinen Beinen nicht weiter sehen musste, und lief rückwärts an ihm vorbei, während ich ganz ruhig sagte: »Markus, pack das wieder ein.«
     
    Dann putzte ich weiter. Im Wohnzimmer. Abschalten kann ich ganz gut. Solange mich keiner anfasst … Und das ist zum Glück noch nie passiert.
     
    Markus war eine Zeitlang verschwunden. Schließlich betrat er das Wohnzimmer, als ob nichts passiert wäre:
Er: Weißt Du, ich stehe total auf große Busen.
Ich:

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