Unter Deutschen
Rasse wirkt attraktiver. Der Faschismus scheint ihnen gutzutun.
2. August 1937 – Montag
Savona – Genua – Mailand
Nach einigem Ärger wegen unserer Hotelrechnung los via Genua nach Mailand. Übernachtung in einem Hotel mit faschistischem Besitzer, der in Abessinien gewesen war, das, wie er meint, leicht zu erobern, aber ungemütlich war. Sehr beeindruckt von der Intelligenz einiger Kinder in Bobbys Alter und davon, wie straff organisiert siealle wirken. Überall Mussolini-Bilder. Wie lange kann er sich ohne Geld halten, und wird er kämpfen, wenn er pleitegeht? Wenn nicht, kann ich mir nicht vorstellen, wie es bis 1945 oder 50 zum Krieg kommen kann. Auto im Kirchhof eingeschlossen.
3. August 1937 – Dienstag
Mailand – Piacenza
Lange geschlafen und nachmittags eine American-Express-Tour durch Mailand unternommen. Schöne Kathedrale, eine der größten der Welt. * Es liegt dort ein Kardinal mit jeder Menge Schmuck von Cellini etc. begraben. Sein Skelett wird alle 100 Jahre im Glassarg durch die Stadt getragen. Das letzte Mal, 1910, ging ein Teil des Glases kaputt, und sein Schädel verfärbte sich schwarz. Leonardo da Vincis »Letztes Abendmahl« gesehen. Billings hat es geschafft, mich verbotenerweise auf dem Friedhof zu fotografieren, kam aber mit dem Verschluss nicht recht klar. Dafür habe ich dann vergessen, richtigauszulösen, als ich ihn in der Kathedrale vor der Linse hatte. Wir haben also 2 gute mehr für unsere Sammlung. Fuhren weiter nach Piacenza. Habe Gunther ausgelesen und komme zu dem Schluss, dass Faschismus das Richtige für Deutschland und Italien ist, Kommunismus für Russland und Demokratie für Amerika und England. Fand Gunthers Buch sehr interessant, er scheint allerdings für den Sozialismus und Kommunismus eingenommen zu sein und den Faschismus entschieden abzulehnen. Was sind die Übel des Faschismus im Vergleich mit dem Kommunismus?
4. August 1937 – Mittwoch
Piacenza – Pisa
Fast nicht entkommen, da Billings beschuldigt wurde, Madames Handtuch zerrissen und die eine Hälfte auf dem Schreibtisch, die andere in der Toilette gelassen zu haben. Großer Menschenauflauf und viel Gefluche auf Italienisch. Auf dem Weg nach Pisa einen jungen Deutschen mitgenommen, Martin. Sehr interessant, da er gegen dieNationalsozialisten und gegen Hitler war. Er erzählte uns von den vielen Übergriffen, unter denen sie zu leiden haben. Erzählte uns von dem Radiosender aus Russland, der den Deutschen 3 Wochen im Voraus sagte, dass sie Lebensmittelkarten für Butter bekommen würden. Erzählte uns, wie sehr die Deutschen die Russen hassten. Sieht so aus, als würde der nächste Krieg aus dieser Richtung kommen, besonders da sich England und das übrige Europa von Russland zu distanzieren scheinen. Den Turm von Pisa besichtigt – und das Baptisterium mit seinem Echo, das wie eine Orgel klingt, und dann weiter in Richtung Rom, hielten in einer kleinen Stadt bei etwa 150 Kilometern.
5. August 1937 – Donnerstag
Rom
Martin und Krause, unseren anderen deutschen Mitfahrer, »geweckt«, nachdem sie die ganze Nacht im Auto verbracht hatten. Abfahrt nach Rom. Es ist verblüffend, mit wie wenig sie auskommen.Martin hatte am Tag zuvor ein paar Tomaten und etwas Brot zum Abendessen für eineinhalb Lire. Beschlossen, schwimmen zu gehen, und das war beinahe unser Ende, weil wir mehr als zwei Stunden brauchten, um das Auto aus dem Sand und wieder Luft in die Reifen zu bekommen. Erreichten Rom gegen halb sechs und gingen zum American Express, wo ich ein Telegramm von Dad erhielt und erfuhr, dass Mutter und Joe zusammen mit Kick auf dem Weg nach Europa waren. Setzten Martin und Krause ab und suchten uns dann ein Hotel. Abends ins Kolosseum »geschlichen«, das voller Leute war. Sehr beeindruckend im Mondschein.
6. August 1937 – Freitag
Rom
Gegen neun aufgestanden – aber bis ich meine Schuhe hatte »polieren« lassen, was etwa 35 Minuten dauerte, war es schon nach elf, als wir bei Galeazzi ankamen, der dann nicht mehr da war. Versuchten es bei Cortesi – Korrespondent der New York Times. Er war auchnicht da, ebenso wie Mr. Phillips, hatten aber wenigstens das Glück, Mr. Reed zu treffen, Botschaftsrat – sehr attraktiver Bursche. Nachmittags Engelsburg (Grabmal Hadrians), Pantheon, Kolosseum, Forum besichtigt – komme zu dem Schluss, dass die Italiener das neugierigste Volk auf Erden sind – sie stecken ihre Nase in alles – und sei es nur, dass Billings sich selbige putzt. Galeazzi rief spät an
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