Unter die Haut: Ein romantischer SM-Roman (German Edition)
jedenfalls festgestellt, mitn bisschen Ketchup kann man's runterwürgen.“
Alle brechen in Gelächter aus. Lenas Art zu erzählen ist so erfrischend, dass auch dem letzten Zweifler klar wird, dass hier ein Mädchen sitzt, das offenbar zur Bewältigung ihrer unglaublichen Erlebnisse vorerst den Weg wählt, pragmatisch einzuordnen und ein bestandenes Abenteuer zu den Akten zu legen.
Lydia, die sich kurz aus dem Kreis entfernt hatte, teilt Fernando leise mit, dass sich neue Mails auf seinem Rechner befinden, eine mit sehr hoher Priorität.
Fernando überlegt lange, als er den Inhalt dieser speziellen Mail wieder und wieder studiert hat, ob er verantworten kann, dass das Mädchen mit dem Inhalt konfrontiert wird. Einerseits empfindet er sie als ungeheuer tough, andererseits traut er sich letztlich nicht zu zu beurteilen, ob nicht doch spätere Folgen sie womöglich lange heftig quälen werden, und entschließt sich, zunächst nur die Anwälte und die Beamten in sein Arbeitszimmer zu bitten.
Daniel erscheint mit beeindruckend verbundener Schulter, den Arm in einer Schlinge und nachvollziehbar blass, aber sehr professionell diszipliniert.
Was Fernando ihnen präsentiert, ist ein Erpresserbrief.
„ So, dann wissen wir nun also, womit Jonathan vorhin die Zeit seiner Abwesenheit verbracht hat“, konstatiert Robert, „die Mail ist genau eineinhalb Stunden nach Michels Notruf abgesendet worden. Und ziemlich genau weitere eineinhalb Stunden später ist er wieder am Torhaus aufgetaucht. Woher kommt sie denn?“
„ Das können wir sofort überprüfen lassen“, antwortet der Kommissar und klappt sein Diensthandy auf. „Ich schätze aber mal, er wird irgendein Internetcafé in der Stadt benutzt haben.“
Der Inhalt der Mail ist grausig.
Ein gestochen scharfes Foto der festgeketteten Lena in ihrem Verlies steht einem ebenso qualitativ hochwertigen der gepeinigten Sarah gegenüber.
Ein genauer Blick auf Sarahs an einem Kreuz gefesselten Leib gibt einen erschütternden Einblick in Jonathans handwerkliche „Kunstfertigkeit“ und seine höchst zweifelhafte Phantasie.
Daniel und Robert kennen diese grässlichen Bilder, die Beamten sehen zum ersten Mal, mit welch perfidem Individuum sie es wirklich zu tun hatten.
Jedes der „Kunstwerke“ befindet sich klar erkenntlich in einem mehr oder weniger fortgeschrittenen pathologischen Stadium.
Was aber wirklich dazu führt, dass sich den Männern der Magen umdreht, ist das 'Wie“ des geschundenen Körpers.
„ Painslut“ ist in großen, ungelenken Buchstaben über die Brüste tätowiert, die Wörter „dirty cunt“ sind klar lesbar direkt über der nackten Scham angebracht. In riesigen Lettern erkennt man die Aufforderung „fuck me“ auf dem einen Oberschenkel, „slave“ auf dem anderen.
Die unbeschreiblichen tätowierten Bilder, die dicht an dicht Sarahs ausgemergelten Körper überziehen, entlocken den mit allen Wassern gewaschenen Männern ein ungläubiges, entsetztes Kopfschütteln.
Der Text der Erpressermail ist klar und einfach im Befehlston gehalten und bestätigt die schlimmsten Befürchtungen insofern, als Jonathan tatsächlich einen Austausch der beiden Frauen für den nächsten Morgen am Torhaus fordert; selbstverständlich mit dem Anspruch auf freien Abzug und dem Hinweis, jede Anwesenheit der Polizei mit dem Tode Lenas quittieren zu wollen.
„ Ich halte es für klug, die Frauen mit dieser Mail nicht zu konfrontieren“, sagt Robert mit eindringlicher Stimme. „Beide sind der Gefahr entronnen, und es ist nicht mehr nötig, ihnen vor Augen zu führen, was ihnen noch hätte passieren können. Jonathan lebt nicht mehr, Sarah hat endlich mit ihrer Vergangenheit abgeschlossen, und ich denke, auch Lena wird ganz so locker, wie sie es uns heute Abend vorgeführt hat, nicht in jedem Traum mit der Geschichte umgehen können. Die Zeit wird auch ihr helfen, mit der Sache fertig zu werden, aber ich für meinen Teil bin dagegen, hier jetzt noch eins draufzusetzen!“
Er hat in Worte gefasst, was alle fühlen, und so kommt es zu einer gemeinsamen Übereinkunft, keine zusätzlichen Wunden aufzureißen.
Fernando leitet die Mail an die vorgegebene Polizeiadresse weiter, wartet die telefonische Bestätigung des Einganges ab.
Und löscht sie!
17. Kapitel
Juliette hat geschlafen wie ein Stein.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, zur Ruhe zu kommen, weil Georg ausschließlich ihr, unter Abnahme eines Schweigegelübdes, von dem Erpresserschreiben erzählt
Weitere Kostenlose Bücher