Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter die Haut: Roman (German Edition)

Unter die Haut: Roman (German Edition)

Titel: Unter die Haut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Andersen
Vom Netzwerk:
Sommerkleidern, die über den Bürgersteig flanierten; genauso wenig schien er ihre gegenkulturellen Widerparts wahrzunehmen, die ebenso knapp, wenn auch fast ausschließlich schwarz gewandet waren und durch den unabdingbaren Nasenring und bunt gefärbte Haare auffielen. Touristen schleppten sich mit Tüten und Kameras ab, Bettler streckten ihm flehend die Hände entgegen, Streifenpolizisten liefen paarweise herum und unterhielten sich leise, lachten gelegentlich oder ließen ihre Gummiknüppel kreisen.
    Von alldem bemerkte Vincent nichts.
    Er wusste nicht, wie es so weit hatte kommen können. Wenn ihm vor sechs Monaten jemand gesagt hätte, dass er sich in eine Frau verlieben würde, die in einen seiner Fälle verstrickt war, hätte er einen Lachanfall bekommen. Ja, klar – und die Sonne kreist um die Erde. Nie wieder im Leben würde er sich verlieben – Punkt, aus, fertig. Und erst recht nicht in jemanden, der ihn seine Integrität als Cop kosten könnte. Garantiert nicht – so unprofessionell war er nun mal nicht. Und wenn er sonst nicht viel von sich behaupten konnte, er verhielt sich immer professionell.
    Trotzdem war es passiert. Und mochte es auch unprofessionell sein, er würde sie nicht aufgeben. Was bedeutete das? Nun, zum einen konnte er sich von dem Fall, in dem sie mit drinhing, zurückziehen. Gleich Montag früh würde er mit seinem Captain sprechen und ihn bitten, den Fall einem anderen zu übertragen. Und was diesen Abend betraf – nun heute Abend konnte er nicht viel unternehmen.
    Außer beim Revier vorbeizufahren und die Überprüfung von Jasmines Freund vorzunehmen.
    Er war ein Mann, der sich rühmte, stets Wort zu halten, aber dieses Mal hatte er es glatt vergessen, und er wollte ungern bis Montag warten, um sein Versprechen einzulösen.
    Das Revier war relativ nah – jedenfalls nah genug, dass es umständlicher gewesen wäre, sein Auto zu holen, nur um dann ein paar Straßen weiter wieder nach einem Parkplatz zu suchen. Er machte sich lieber zu Fuß auf den Weg.
    Zwei Detectives, die er von der Sitte her kannte, begrüßten ihn, als er durch die Tür trat. Er hörte sich zehn Minuten lang den neuesten Tratsch aus ihrer Abteilung an, dann konnte er sich endlich loseisen. Es war dunkel in Special Assault, als er die Tür aufschloss.
    Er erwartete nicht, dass er bei seiner Suche auf irgendetwas stoßen würde, und als er GRIFFITH, TYLER eingegeben hatte, war genau das das Ergebnis. Okay. Er wollte den Computer schon wieder ausschalten. Jetzt konnte er Terry Pennington anrufen und ihm guten Gewissens mitteilen, dass er den Namen überprüft hatte und der Mann nichts auf dem Kerbholz hatte.
    Dann hielt seine Hand kurz vor dem Power-Knopf inne. Moment mal. So hieß der Typ ja gar nicht. Verdammt, wie war sein Name noch mal – Griffin, Griffis? Griffus, genau! Er gab den korrekten Namen ein.
    Alarmiert sprang er auf, als die Worte auf dem Bildschirm erschienen.

19
     
    Ivy brauchte nicht mehr als ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass es nicht besonders klug war, einem Vergewaltiger gegenüber zu zeigen, dass man wütend war. Durch jahrelanges Training hatte sie gelernt, ihre Gefühle vor arroganten Chirurgen und anderen vorgesetzten Ärzten verschiedensten Naturells zu verbergen. Bislang war es ihr allerdings erspart geblieben, das im Zustand blanken Entsetzens tun zu müssen. Komm, Ivy, spiel ihm etwas vor, befahl sie sich. Leg einen Auftritt hin, der die Bernhardt und die Streep vor Neid erblassen lassen würde. Denn wenn du nicht völlig überzeugend bist, wird er dich vergewaltigen – oder Schlimmeres.
    Im nächsten Augenblick fragte sie sich leicht hysterisch, was noch schlimmer sein könnte. Sie entzog ihm ihre Hand. »Ich will nur rasch meine Tasche holen«, sagte sie möglichst gelassen. »Ich bin gleich wieder da. Wenn Sie wollen«, rief sie ihm über die Schulter zu, als sie bereits Richtung Schlafzimmer ging, in dem sich das nächste Telefon befand -, »können Sie ja schon mal runtergehen und den Wagen anlassen. Ich komme dann gleich nach.«
    Ivy erwartete nicht ernsthaft, dass Tyler ihren Vorschlag aufgriff, und er tat es auch nicht. Erst als sie den Flur halb hinter sich hatte, wurde ihr ihre schreckliche Lage voll bewusst … Die Erkenntnis traf sie wie ein Fausthieb und streckte sie beinahe zu Boden. Der Mann, der Jasmine fast vergewaltigt und Terry schwer verletzt hatte, stand nun in ihrem Wohnzimmer. Gott allein wusste, wie sie sich unbeschadet aus dieser Situation befreien

Weitere Kostenlose Bücher