Unter die Haut: Roman (German Edition)
sein sollte, es interessierte sie einfach nicht mehr. Und das war eigentlich das Traurige an der Sache.
Sie hörte nicht, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, die Tür leise geöffnet und dann ebenso leise angelehnt wurde. Eben war sie noch allein gewesen und nichtsahnend in ihr Wohnzimmer gegangen, und jetzt sah sie sich plötzlich einem maskierten Fremden gegenüber. Er packte sie am Arm und hob langsam die andere behandschuhte Hand, in der er ein blitzendes Messer hielt. Ihre Augen folgten seiner Bewegung, als er es ihr unter die Nase hielt. Es waren keine Worte nötig.
Sie verstand die Drohung sofort.
Terry klopfte so lange an Ivys Tür und verlangte, sie solle ihm öffnen, bis schließlich ein verärgerter Nachbar den Kopf aus seiner Wohnung streckte und ihm erklärte, wenn er nicht augenblicklich damit aufhörte, würde er die Polizei rufen. Fluchend schlug Terry noch einmal gegen die geschlossene Tür, und dann ging er frustriert davon. Mann! Es war nicht zu fassen, wie sich heute Abend alle aufführten!
Das hatte ihm gerade noch gefehlt, er war ohnehin nervös genug wegen Jaz’ Freund Griffus. Mit dem Kerl stimmte etwas nicht. Dieses Gefühl hatte sich im Laufe des Abends noch verstärkt. Ihn trennten zwar nur noch ein paar Kilometer von seiner Wohnung, aber aus einem plötzlichen Impuls heraus machte Terry vor der Abzweigung nach Mountlake eine Kehrtwendung und fuhr zurück auf die 520. Er würde heute Nacht kein Auge zubekommen, wenn er nicht noch ein paar Worte mit Jaz redete, das wusste er schon jetzt. Es war zwar ein bisschen spät, um einfach so bei ihr reinzuschneien, aber egal. Warum sollte sie in aller Seelenruhe schlafen, wenn er es nicht konnte?
Das Erste, was er bemerkte, als er aus seinem Auto stieg und auf ihr Haus zuging, war die offen stehende Eingangstür. Sein Herz fing an zu rasen, und er fiel in den Laufschritt, hielt dann aber kurz vor der Tür inne. Aus dem Haus drang kein Laut, und vorsichtig trat er über die Schwelle. Bis auf das Licht, das in der Küche brannte, und einen Lichtstreifen, der durch die einen Spalt offene Tür aus ihrem Schlafzimmer in den Flur drang, war es dunkel. Er schlich den Flur entlang. Sah er vielleicht Gefahren lauern, wo gar keine waren? Wahrscheinlich hatte sie einfach vergessen, die Tür hinter sich zu schließen.
Dann hörte er das Wimmern.
Terry stürzte ins Schlafzimmer, nur um im nächsten Moment bei dem Anblick, der sich ihm bot, schockiert stehen zu bleiben. Jasmine lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Bett, ihre in Fetzen gerissenen Kleider waren um sie herum verstreut, sie hatte die Zähne zusammengebissen, und ihr Gesicht war aschfahl, während ein Mann mit einer Ninja-Maske rittlings auf ihrer Brust saß, sie brutal bei den Haaren gepackt hielt und versuchte, seinen erigierten Penis in ihren Mund zu schieben. Sie wehrte sich, trotz des Messers, das gegen ihren Hals gedrückt war.
»NEIN!« Terry warf sich auf den Mann. Aber sein anfängliches Zögern hatte ihn das Überraschungsmoment gekostet. Jasmines Angreifer warf sich herum und hob die Hand mit dem Messer, als Terry auf ihn zuflog. Er konnte seine Vorwärtsbewegung nicht mehr abbremsen und spürte, wie in seiner Brust und in seinem Arm ein glühender Schmerz explodierte.
Er taumelte zurück und presste die Hand auf die Wunde. Dann spürte er, wie warmes Blut durch seine Finger rann, hatte aber keine Zeit, die Verletzung zu untersuchen. Verzweifelt sah er sich nach irgendetwas um, das wie eine Waffe aussah, packte einen Schirm, der neben dem Schrank in einem Ständer stand, und hieb mit aller Kraft auf den Angreifer ein.
Aus schierem Glück, wie ihm später klar wurde, erwischte er den rechten Arm des Mannes und schlug ihm das Messer aus der Hand. Jaz packte es und schwang es gegen ihren Vergewaltiger.
Der Mann brüllte wütend auf und stürzte sich auf Terry. Bei dem Zusammenstoß jagte ein rasender Schmerz durch Terrys Brust, aber der Angreifer nutzte Terrys kurze Lähmung nicht aus. Rasch sprang er auf die Füße und verschwand durch die Tür.
Jaz kroch über das Bett und warf sich in Terrys Arme. Er fiel bei dem erneuten Stoß gegen seine Brust beinahe in Ohnmacht, riss sich jedoch zusammen und legte seinen unverletzten Arm um sie und hielt sie ganz fest. Er atmete in ihr Haar, während sie sich schluchzend an ihn klammerte.
»Sch, sch«, sagte er leise. »Du bist in Sicherheit. Alles wird wieder gut.« Dann kam ihm plötzlich ein Gedanke, und erschrocken
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