Unter die Haut: Roman (German Edition)
beugte er den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. »Das heißt … er hat doch nicht …?«
»Nein«, schluchzte sie und klammerte sich noch fester an ihn. »Nein, oh Gott, Terry, d-danke, dass du im richtigen Moment gekommen bist. Oh Gott, ich hatte solche A-Angst. Noch nie habe ich solche Angst gehabt.«
»Sch«, flüsterte er nochmals. Er küsste ihren Scheitel. Und ihre Schläfen. Dann glitten seine Lippen zu ihrer Wange. Auf einmal wurde er sich ihrer Nacktheit unter seinen Händen bewusst, und ein lange unterdrücktes Begehren brach sich Bahn. Er hob ihr Kinn, sein Mund schloss sich über ihre Lippen, und er küsste sie mit wilder Leidenschaft.
In ihrer Überraschung ließ Jaz es einen Augenblick lang mit sich geschehen. Dann stieß sie ihn aufgebracht weg: »Terry Pennington!« Terry stöhnte und starrte sie mit verschwommenem Blick an. Der Schock, von ihrem Cousin auf diese Weise geküsst zu werden, wich augenblicklich allergrößter Sorge, als sie bemerkte, in welchem Zustand er sich befand.
Er war aschfahl und blutüberströmt. Jaz schlug die Hände vor den Mund und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Oh Gott, er hatte vielleicht gar nicht mitbekommen, wer sie war, als er … Sie zog eine Decke vom Bett und legte sie ihm um die Schultern. »Ich rufe sofort den Notarzt.«
»Ja, das wäre vielleicht nicht schlecht«, sagte Terry mit schwacher Stimme. »Ich fühl mich nicht besonders toll. Und ruf Ivy an, Jaz. Vielleicht ist D’Ambruzzi mittlerweile zu Hause. Er sollte wissen, was hier passiert ist.«
Ivy hätte beinahe nicht abgehoben, als das Telefon klingelte. In ihrem alkoholgeschwängerten Selbstmitleid wollte sie mit niemanden sprechen. Dann nahm sie aber doch den Hörer ab, bevor der Anrufbeantworter anspringen konnte, weil sie wegen ihres Verhaltens Terry gegenüber ein schlechtes Gewissen hatte. »Ja?«, rief sie.
»Ivy? Ich bin’s.« Ivy erkannte die Stimme ihrer Cousine und verdrehte die Augen. Was war denn jetzt wieder? Sie hörte ein zittriges Ausatmen am anderen Ende. »Ivy, jemand hat gerade versucht, mich zu vergewaltigen.«
»Jaz?« Ivy sprang auf, schlagartig war ihre Gereiztheit verschwunden. Sie fühlte sich auf einmal vollkommen nüchtern. »Wann? Wie? Oh Gott, geht es dir gut?«
»Ja. Aber, Ive? Ist D’Ambruzzi da?«
»Mein Gott, Jasmine, tut mir Leid, er ist nicht da. Ich weiß nicht, wo er ist, aber ich versuche, ihn zu finden, okay? Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
»Terry ist gekommen. Er hat verhindert, dass dieser Mann … aber Terry ist verletzt, Ivy. Ich glaube, ziemlich schwer. Der Mann, der versucht hat, mich zu vergewaltigen – er hat Terry mit einem Messer angegriffen, und jetzt blutet er wie verrückt.«
»Ich bin gleich bei euch.«
»Nein, das ist nicht nötig. Ich habe schon den Notarzt und die Polizei gerufen. Terry hat geahnt, dass du das anbieten würdest, aber er hat auch gesagt, dass du zu viel getrunken hast, um dich hinters Steuer zu setzen.«
»Mein Gott. Wer war dieser Kerl?«
»Ich weiß es nicht. Und ist es nicht komisch, nachdem ich mich all die Jahre über diese dummen Zeugen lustig gemacht habe, die in den Krimiserien im Fernsehen auftauchen? Ich dachte immer, ich würde eine fantastische Zeugin abgeben. Aber alles verschwimmt wie in einem Nebel. Er hatte sich so eine Ninja-Maske über den Kopf gezogen, und alles, an was ich mich klar erinnern kann, sind seine Hände. Er trug OP-Handschuhe. Und er hatte das größte Messer, das ich je gesehen habe.« Bei diesen Worten fing sie so stark mit den Zähnen zu klappern an, dass Ivy es sogar am anderen Ende der Leitung hören konnte. Gleich darauf hörte sie, dass es bei Jaz an der Tür klopfte, und ihre Cousine sagte: »Ivy, ich muss aufhören. Der Notarzt ist da. Ich muss mich um Terry kümmern.«
Bevor Ivy fragen konnte, in welchem Krankenhaus sie die beiden finden könnte oder ob Jaz wollte, dass sie ihre Eltern anrief, hatte Jaz schon aufgelegt.
Sie hatte es ohne Erfolg im Polizeirevier versucht und wählte gerade Keiths Nummer, als es an der Wohnungstür klingelte. Sie legte den Hörer auf und ging öffnen.
Es war Tyler Griffus.
»Gott sei Dank«, sagte sie und zog ihn in die Wohnung. »Hat Jaz Sie geschickt? Sie hat aufgelegt, ohne mir zu sagen, in welches Krankenhaus sie Terry bringen.«
Die letzten Überbleibsel seiner Fassade waren hauchdünn. Der Jäger hatte inzwischen vollständig die Kontrolle über ihn übernommen und verleibte sich Stück für Stück die
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