Unter die Haut: Roman (German Edition)
es bedeutete, dass sie endlich ihre Strumpfhose ausziehen und die Beine hochlegen konnte. Sie führte ihn zu ihrem Auto und schloss die Fahrertür auf, stieg ein, beugte sich über den Beifahrersitz und öffnete die Tür auf seiner Seite.
Sobald er saß, drehte er sich zu ihr und sah sie an. »Ich finde, Ihr Krankenhaus sollte sich mal dazu aufraffen, eine Regelung zu treffen, dass die weiblichen Angestellten zu ihren Autos begleitet werden, wenn ihre Schicht nach Einbruch der Dunkelheit endet«, sagte er. »Sie würden nicht glauben, wie viele Vergewaltigungen auf Parkplätzen passieren, und in den vergangenen Jahren betraf das besonders viele Krankenhausparkplätze.«
Ivy rutschte unbehaglich auf ihrem Sitz hin und her. »Äh, na ja, eigentlich gibt es eine solche Regelung«, gestand sie zögernd. »Ich, äh, hatte es nur so eilig, nach Hause zu kommen, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe, mir einen der Männer zu schnappen und mich zu meinem Auto bringen zu lassen.« Als sie den missbilligenden Ausdruck auf seinem Gesicht sah, fügte sie in einem scharfen Ton hinzu: »Sagen Sie jetzt nichts, D’Ambruzzi, ja? Ich habe einen langen Tag hinter mir. Also, wo steht Ihr Wagen?«
Ivy konnte gar nicht schnell genug in das Apartmenthaus kommen, weil sie hoffte, dass sie den Aufzug vor D’Am bruzzi erreichen würde. Ihn zu seinem Auto zu bringen war eine sehr, sehr schlechte Idee gewesen.
Die erotische Spannung zwischen ihnen war mit Händen zu greifen gewesen, noch bevor sie den Krankenhausparkplatz hinter sich gelassen hatten. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass sich innerhalb so kurzer Zeit derart viel Chemie anstauen konnte, aber auf der Fahrt zu seinem Auto hatte es zwischen ihnen geknistert, dass man beinahe die Funken sprühen sah. Das hatte gereicht, um sich darüber klar zu werden, dass sie nicht auch noch in einem Aufzug mit ihm eingesperrt sein wollte. Jedenfalls nicht, wenn sie nicht für die Folgen garantieren konnte.
Es war ihr unbegreiflich – eigentlich sollte das nirgendwohin führen. Dieser Mann hatte ihr so deutlich zu verstehen gegeben, was er von ihr hielt, dass sie sich ganz und gar nicht von ihm angezogen fühlen sollte.
Sollte.
Aber was sie empfinden sollte und was sie tatsächlich empfand, war nicht zwangsläufig dasselbe. Es kam ihr so vor, als wären unter seiner Haut starke Magnete implantiert und unter ihrer lauter Metallstreifen. Gegen ihren Willen, gegen jede Vernunft fühlte sie sich zu ihm hingezogen.
Oh Gott, das war eine vollkommen absurde Situation. Sie mochte ihn ja noch nicht einmal – oder? Also warum?
Du magst seinen Körper .
Ja, klar, aber ein gut gebauter Körper allein war ihr in der Vergangenheit auch nie genug gewesen. Bei ihren früheren Beziehungen hatte sie immer erst den Menschen kennen lernen, Freundschaft mit ihm schließen wollen, bevor das Sexuelle hinzukam.
Die Aufzugtüren schlossen sich, und Ivy wollte sich im Stillen schon auf die Schulter klopfen, weil sie einer möglicherweise unberechenbaren Situation entkommen war, als D’Ambruzzi sich in den Spalt zwängte. »Machen Sie die Tür auf«, befahl er und zu Ivys Leidwesen schoss ihre Hand nach vorne, um der Autorität in seiner Stimme zu gehorchen.
Verdammt noch mal .
Vincent sprang in den Aufzug und ließ sich gegen die gegenüberliegende Wand sinken. Die Türen schlossen sich erneut, und sofort begann sich in dem engen Raum dieselbe Spannung breit zu machen, die schon im Auto die ganze Luft verbraucht zu haben schien. Er sagte kein Wort, sondern starrte sie einfach nur an. Ivy hatte halb gehofft, dass diese Spannung eine einseitige Sache war, dass nur sie sie so stark empfand und damit zu kämpfen hatte. Aber ein rascher Blick in seine dunklen Augen belehrte sie eines Besseren. Er war an ihr interessiert, ohne Frage. Seine Augen konnten sich scheinbar gar nicht von ihrem Körper losreißen. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, sofort die Flucht vor ihm zu ergreifen, nachdem sie ihre Autos abgestellt hatten. Vielleicht hatte das irgendeinen atavistischen Instinkt ausgelöst, dass ein Mann einer davonlaufenden Frau hinterherrannte. Anders konnte sich Ivy das Gefühl, dass hier auf einmal urtümliche Empfindungen freigesetzt wurden, nicht erklären. Sie stand bewegungslos da und sah auf die Stockwerkanzeige über der Tür. Mann, war das ein langsamer Aufzug.
Sie vermied es geflissentlich, ihn erneut anzusehen, aber das brauchte sie auch gar nicht – sein Bild stand nur zu
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