Unter die Haut: Roman (German Edition)
Vincent D’Ambruzzi waren das die reinsten Musterknaben gewesen. Nie, wirklich noch nie war sie jemandem begegnet, der sie so schnell und so gründlich aus der Fassung bringen konnte. Und bei Gott, wenn sie jetzt nicht sofort aus dieser Strumpfhose herauskam, würde sie einen Schreikrampf bekommen!
Sie fummelte immer noch an ihrem Türschloss herum, als sich plötzlich eine Hand, groß, dunkel und warm, über ihre legte. Die Hand steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn herum. Ohne Vincent eines Blickes zu würdigen, fasste Ivy mit der freien Hand nach dem Türgriff und stieß die Wohnungstür auf, während sie gleichzeitig versuchte, ihm ihre andere Hand zu entziehen.
Ohne sie sonst irgendwo zu berühren als an der Hand, stand er so dicht hinter ihr, dass zwischen ihren Körpern kaum ein Millimeter Abstand war. Die Haarsträhne, die ihrem Zopf entwischt war, blieb an seinen Bartstoppeln hängen, als er den Kopf beugte, um seinen Mund nahe an ihr Ohr zu bringen.
»Es war völlig daneben von mir, diese Bemerkung zu machen, okay?«, flüsterte er. Ihre aufrichtige Empörung hätte ihn kaum mehr treffen können, wenn sie einen Vorschlaghammer benutzt hätte statt Worte. »Es tut mir Leid.« Langsam ließ er ihre Hand los und gab dem Bedürfnis nach, sie zu berühren. Er strich ihr mit einem Finger über den Handrücken, ließ ihn über ihren bloßen Arm bis zu ihrer Schulter gleiten. Dann drehte er den Kopf, bis seine leicht geöffneten Lippen ihr Ohr streiften. Er atmete tief ein, und seine Augen schlossen sich, als er den Geruch von Shampoo, Frau und einen Hauch von Seife einsog. »Es tut mir wirklich Leid, Ivy«, sagte er kaum hörbar. »Ich wollte, ich könnte es zurücknehmen.«
»Oh Gott.« Warum musste er sich jetzt auf einmal so sensibel geben? Ohne ihren Ärger war sie all den Empfindungen, die in ihr aufwallten, schutzlos ausgeliefert. Ihr Herz raste, ihr war furchtbar heiß, und sie wollte, dass seine Hände über ihren Körper wanderten wie eben im Aufzug seine Augen. Die Heftigkeit des Verlangens, das in ihr aufstieg und nach Befriedigung verlangte, ließ sie erschauern. »Ich muss jetzt rein«, flüsterte sie in einem letzten verzweifelten Versuch, Abstand zwischen sich und ihn zu bringen.
Seine Zungenspitze fuhr über die Rückseite ihres Ohrs. »Lass mich mitkommen.«
Sie schüttelte den Kopf und drehte sich zu ihm um, ein schwerer Fehler, wie sich zeigte. Ihr Verstand gab ihr ein, nein zu sagen. Aber Vincent war keinen Millimeter zurückgewichen, und als sie sich jetzt zu ihm umwandte, rieb sie sich an ihm und streifte mit Hüfte, Oberschenkel, Schulter und Brust den jeweiligen Gegenpart seines muskulösen Körpers. Und als sie ihm schließlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, waren ihre Münder nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt und seine Augen … mein Gott, seine Augen. Zum ersten Mal in ihrem Leben war ihr Verstand dem Drängen ihrer Sinne unterlegen. Sie wusste, dass sie ihn wegschicken sollte. Sie könnte es tun. Sie könnte. Doch wenn sie es tat, würde sie nie wissen, wie es war, von diesem Mann geliebt zu werden. Und sie wollte es wissen. Unbedingt.
Sie hob das Gesicht und bot ihm ihren Mund dar.
Vincent gab einen kehligen Laut von sich und senkte den Kopf. Eine seiner Hände griff in ihren dicken Zopf, die andere legte er mit gespreizten Fingern auf ihren Rücken. Er unternahm einen zaghaften Versuch, sanft und zurückhaltend zu sein, und streifte mit geöffneten Lippen leicht ihren Mund. Gleich darauf tat er es noch einmal und strich dabei mit der Zunge über den Spalt zwischen ihren Lippen. Und dann war kein Halten mehr.
Zwischen ihnen hatte sich zu viel Spannung aufgebaut, als dass zarte, liebevolle Küsse gereicht hätten, sie aufzulösen. Ivy presste sich an ihn, ihre Arme schlangen sich um seinen Nacken, ihre Finger fuhren in seine dicken, weichen Haare, umklammerten seinen Kopf und zogen ihn näher zu ihr.
Vincent ließ sich nicht lange bitten. Seine Arme legten sich fester um sie, seine Finger griffen in ihre Haare und drückten sich gegen die weiche Haut unter dem dünnen Baumwollstoff ihres Oberteils. Die rohe Kraft seines Mundes zwang ihren Kopf nach hinten, bis die Knöchel seiner Hand gegen den Türrahmen stießen. Sein Herz hämmerte gegen die Rippen, sein Atem kam stoßweise, und aus seiner Kehle stieg ein heiserer Laut, als er sie in ihre Wohnung schob und die Tür hinter ihnen zuschlug. Er drückte sie gegen die Türfüllung,
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