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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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sich ließen sie Verwünschungen und Ungebärden von einer, die es gut mit ihnen meinte.
    * * *
    Alsdann der Atem ausgegangen und der ersten Angst entronnen war, blieben Firm und Brag an der Mündung zur Little Compton Street stehen, lehnten sich gegen eine Wand und blickten sich an, als erhofften sie sich vom anderen ein paar aufmunternde Worte, die jedoch ausblieben.
    »Was ist pa-passiert, B-Brag?«
    Der schlaksige, lange Junge ließ sich die Wand hinabrutschen und fuhr sich mit den Händen durch die zerzausten Haare. Firm ließ ihm Zeit, Gedanken zu sammeln, und sich, recht zu Atem zu kommen. Nach einer Weile setzte er an, seine Frage zu wiederholen, doch er sah, wie Brag unter seiner Bekümmernis zuckte. Und als er sich neben den Jungen hockte, bemerkte er die Tränen in dessen Schoß fallen. Behutsam fasste er Brag bei der Schulter und suchte einen Weg, ihm Mut zu machen.
    »Ich kann nie zurück«, so seufzte Brag leise.
    Firm entsann sich der Stunde, da er Maggies eiserner Umarmung entkommen war und sich umschlungen von frischer Frühlingsluft in einem Park wiedergefunden hatte. Allein einige Männer mit Hüten hatten ihn zu vertreiben gesucht, doch der Tag war zu erfüllt von Luft gewesen, um innezuhalten und zur Besinnung zu kommen. Er war gelaufen und gelaufen, und als er vollkommen außer Atem in eine Wiese gefallen war, hatte er trotzdem noch gelacht. Das Gras wuchs zum Himmel, und die Wolken droben wichen goldenem Licht. Es war ihm wieder ein Wunder erschienen. Dies jedoch war keines.
    »W-w-was ist mit S-Swithan?«
    »Sie wird mich töten, oder verkaufen an ...«, klagte Brag mit dem Frieden zerrüttet und schluchzend und keuchend, dass es ihm die Worte nahm. Schmutzige Tränen rannen über seine geschwollenen Wangen.
    »N-nein, da-da-das wird sie nicht. Wo-v-vor hast du A-Angst?« Firm fasste den Teil eines zerrissenen Hosenbeines und schlug es verächtlich um das angezogene Bein. »Wasch es ab und fürchte nicht l-länger ...«
    »Mum wird mich nicht mehr lieben«, jammerte Brag und stierte mit runden Augen umher.
    Erschrocken fuhr Firm in die Höhe und sah sich den Jungen von oben herab an. Er war neun und wusste nichts. Woher sollte er es auch wissen? Wie sollte er es ihm sagen? Er war zwar stehend kaum größer als Brag kauernd, und doch war er erwachsen geworden. Jeder hatte sein Leben selbst in der Hand, Firm wusste das, obwohl er nicht wusste, wie er es dem Kleinen hätte erklären können. Jedennoch machte er einen Versuch, ward aber sogleich von Brag unterbrochen. »Du bist böse, Firm«
    »Brag! Was ist mit S-Swithan?«
    »Er macht dir immer alles nach. Und deshalb rannte auch er weg. Ich bin ihm nach. Doch nur bis ... bis ... bis dort eben. Er rannte in die Gasse und ... blieb verschwunden. Ich habe gewartet. Aber er kam nicht zurück. Ich wollte irgendwann gehen, da hörte ich ein schlimmes Ächzen und Gurgeln. Es war grausig. Es klang ekelhaft.«
    »Was war noch? Weiter!«
    »Ich rief Swithan. Oft rief ich ihn, aber er antwortete nicht. Ich war wütend und wollte gehen, da sah ich seine Hand an einer Hausecke in der Gasse. Ich habe gar nicht überlegt, bin einfach hingerannt, und da lag er am Boden. Er hatte blutigen Schaum vor dem Mund und wand sich unter Krämpfen, bog und verdrehte sich, bis die Knochen knackten. Es war furchtbar.«
    Brag weinte wieder und die Tränen erschienen dieses Mal reiner und größer zu sein. »Seine Augen quollen aus dem Gesicht. Er krächzte leise und schiss sich wohl in die Hose. Es stank so. Und auch da war Blut.«
    »War e-er o-offen verletzt?«, fragte Firm, dem übel ward.
    Zaudernd schüttelte Brag den Kopf.
    »Was hast du getan?«
    »Ich bin weggelaufen.«
    »Hast d-d-du Hilfe ge-geholt?« Firm spürte jedweden verdrehten Knochen in seinem Körper ziehen.
    »Der letzte Heimgang, Firm, die Leute haben Recht. Es gibt ihn wirklich. Ich habe ihn gesehen.«
    »Was hast d-d-d-du?«
    »Ich hätte auch gehen sollen.«
    »Was, Bra-Brag, was hast d-du gesehen?«
    »Warum bin ich nicht gegangen? Ich könnte über grüne Wiesen laufen und den Himmel ansehen.«
    »Nein! Brag, nein. Sag mir, w-was d-d-du g-gesehen hast?«
    »Was alle gesehen haben, die nicht hindurchgegangen sind. Ein schwarzes Tor ... ein niedriger, dunkler Torbogen, der sich von Wand zu Wand spannt und sich auf dich zubewegt. Da bin ich gerannt.«
    »Du ha-hast Swithan liegen lassen?«
    »Ich hätte mitgehen sollen«, murmelte Brag und schien ganz und gar verloren.
    Firm blickte den kleinen Jungen

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