Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
Vom Netzwerk:
sagen, aber es schauderte ihn, dass er es wie fremd eingegeben tat. Und er sah an Maggie Grafts steinernem Blick, dass sie längst wusste, was ihn von seinen Vorhaben abgeleitet.
    »Er ist nicht wiedergekommen, Becket. Dieser kleine Bastard ist nicht wiedergekommen. Undankbar sind sie alle, diese kleinen ...«, knurrte Maggie böslich durch die Zähne.
    Firm schüttelte den Kopf, erst bedächtig, nicht überzeugt, dann entschieden aberkennend.
    »Glaub es ruhig. Ich biete ihnen ein Zuhause, was zu essen und alles, was Mütter eben so geben – und wie danken sie es mir? O mein Gott, was habe ich nur getan, um dich so wütend auf mich zu machen?«
    »Swith?«, wollte sich Firm vergewissern. Und als wäre die Erwähnung seines Namens der Funke gewesen, der zum Pulverfass stob, so geriet Maggie außer sich.
    »Der kleine Swithan White, mit dem blauen Blick eines Engels, jawohl, eine dreckige Kröte, seine Mutter einfach so im Stich zu lassen.«
    »N-n-nee!« Firm bebte und schluckte schnell und laut.
    »O doch, Becket, dein kleiner Liebling, eine kleine Ratte, denk nur.«
    Firm schüttelte wieder den Kopf und würgte schwer.
    »Du könntest Brag fragen, doch der spricht kein Wort. Sie sind zusammen weg, und allein er kam zurück. Isst nicht, spricht nicht und kauert wie eine kranke Unke, der kleine Taugenichts. Denkt nur an sich! Arbeitet nicht«, rief Maggie eindringlich.
    Ein Gruseln überlief Firm, und er schaute umher, als suche er nach Widerspruch oder nach einem Beweis, der ihn ermutigt hätte, an Maggie Grafts Worten zu zweifeln.
    »Wieder bleibt einer weg. Sie verlassen ihre Mutter und ihre Geschwister, dabei tut man alles für sie. Gibt ihnen in dieser gottverfluchten Welt ein Heim und etwas zu essen«, schrie sie, deutlich erzürnt, während sie schallend Holzschalen stapelte. »Ich schlag den kleinen Krüppel windelweich, wenn er mir noch mal über den Weg läuft.«
    »Es muss e-etwas p-pa-passiert sein«, wagte Firm anzumerken, der nicht an Brute oder Ash dachte, sondern an all die Gerüchte, die umgingen wie ein sprachloses Gespenst.
    »Sicher!«, wetterte Maggie mit einer Lautstärke, die Firm in argen Schrecken versetzte. »Der kleine Bastard hat die Börse von einem reichen Pinkel erwischt und glaubt, dass er mit einigen Pfund das neue Leben gefunden hat. Er wird sich noch umgucken.«
    »D-d-der letzte Heimga-gang«, raunte Firm ehrfürchtig.
    Maggie Graft fuhr herum, und ihr Gesicht wirkte breit und hart wie ein uralter, vertrockneter Baumpilz. »Das ist doch nur eine Spinnerei, eine Lüge«, zeterte sie, und danach zerstob ihre Mimik wie der tote Pilz, der vom Baum abgefallen war, zu einer eigenartigen Mischung aus Zweifel und Selbstmitleid. Alsdann schritt sie forschen Schrittes in eine kleine Kammer und zog am Ohr den ragenden Brag heraus, dessen linkes Gesicht ohnehin schon in wilder Glut stand. Die Haut war rot und geschwollen, sein Gesicht vor Schmerz und Züchtigung verzerrt, jedoch still und starr vor Angst. Und jetzt war auch jedwedes Gefühl aus Maggie Grafts Antlitz gewichen – es war steinern und kalt. »Dieser kleine Teufel weiß alles und sagt dennoch nichts. Totschlagen sollte man ihn, seine Mutter so zu hintergehen.«
    Firm machte einen zaghaften Schritt vor und griff nach Brag, als wolle er ein glühendes Eisen aus dem Feuer ziehen. Maggie Graft hob die Hand, als wolle sie dem Jungen noch einen Schlag an den Hinterkopf setzen, doch sie ließ Firm gewähren. Der brachte sich geschwind zwischen Maggie und den Jungen, der durchdringend nach Pisse stank, und schob ihn mit dem Rücken in Richtung Tür.
    »Es ist dir ja nicht fremd, Firminus Becket«, rief sie, und es sollte wohl verbittert oder gar weinerlich erscheinen, doch es klang eher griffig wie ein Hund, der nicht wusste, weshalb man ihm sein Futter wieder fortnahm. »Man nährt euch, man zieht euch groß, hungert selbst, damit eure Bäuche voll werden, und dann kommt der Tag, an dem die Straße euch vergessen macht.« Und plötzlich machte Maggie Graft einen Satz nach vorn, als wolle sie sich Firm schnappen und ihn zurückgewinnen, wenn nötig mit all der mütterlichen Gewalt, die in ihrem mächtigen Körper wohnte. Doch Firm stieß seine Kiepe um, sodass sich die Kohle über den Boden verteilte und der Frau ein Hindernis bot, welches sie nicht schnell genug zu nehmen wusste, um Firm und Brag von der Flucht abzuhalten.
    Indes hatte Brag die Tür aufgemacht, und die beiden Jungen vermochten, in die Straßen Londons zu scheuen. Hinter

Weitere Kostenlose Bücher