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Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen

Titel: Unter dunklen Schwingen - Unter dunklen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Straße zu machen, umzusetzen. Er wanderte ins erste Stockwerk und begann hier ohne Umschweife aufzuräumen, nicht zuletzt, weil er das Erdgeschoss noch scheute. Firm ließ sich hier Zeit und arbeitete mit großer Sorgfalt. Und wahrhaftig schien sich das Blatt für ihn zu wenden, denn hinter dem Bettgestell von Margarete Graft fand er eine alte Blechschatulle. Als er sie öffnete, mochte er seinen Augen kaum trauen.
    In ihr lag all das Geld, welches die Frau in ihrem Leben angehäuft hatte – alles, was sie ihren Kindern abgenommen. Firminus Becket hatte noch nie soviel Geld gesehen, und weil er es nicht zu zählen vermochte, glaubte er sich im Besitz eines unendlichen Schatzes. Er strahlte und jubiliert, denn gerade dieses Geld würde nun richten, was Margarete Grafts Bosheit angerichtet hatte.
    Im nächsten Schritt begann der kleine Firminus, die Leichenteile aus dem Haus zu schaffen. In jeder Nacht verbrachte er einen großen Eimer mit einem Teil der unseligen Fracht bedeckt durch Wasser an einen nahen Ort, von dem er wusste, dort einen Zugang zur Kanalisation zu haben.
    Einmal wurde er von einem edlen Herrn überrascht, der so erschrocken über die Begegnung war, dass er Firminus zur Rede stellte. Der gab vor, faules Wasser fortzuschaffen, und dem Mann war es gleichgültig, war er doch froh, der Begegnung unbehelligt entkommen zu können. Dass Maden auf der Wasseroberfläche des Eimers schwammen, übersah er völlig.
    Es brauchte neunzehn Nächte, bis alles aus dem Haus geschafft war. Zwischenzeitlich war auch der Vermieter des Hauses gekommen, um die Monatsmiete einzufordern. Mr Peckintaph kannte Firm noch von früher, sodass es ihn nicht verwunderte, dass es der kleine Mann war, der ihm die Türe öffnete und den gewünschten Betrag aushändigte. Er glaubte auch die zurechtgelegte Ausrede, Margarete Graft sei schwer erkrankt und müsse von Firminus gepflegt werden, denn im Grunde war ihm die fette Frau zuwider, und er war froh, ihrer nicht ansichtig geworden zu sein. Firm fiel ein Stein vom Herzen. Alles fügte sich wunderbar.
    Als sich die Lage beruhigt hatte und es Firm wieder besser ging, schmiedete er Pläne, Kinder zu suchen, die seiner Hilfe bedurften, und ihr Vertrauen zu gewinnen. Er überlegte auch, was es für sinnvolle Aufgaben gab, die ihm und den Kindern genug Geld einbringen konnten, damit sie das Haus und Nahrung damit zu sichern imstande waren. Dabei hatte Firminus Becket durchaus den Anspruch, Abstand von kriminellen Machenschaften zu nehmen.
    Eines späten Abends dann, nach seinem ersten Tag auf der Straße, saß er vor einem kleinen Feuer im Wohnraum, kaute auf einem Stück Brot herum und trank einen starken Tee. Er gedachte gerade zweier Jungs, denen er am Tage an den Seven Dials begegnet war, und die ihm schon recht schienen, um sie auf den redlichen Pfad zurückzuholen.
    Klopf-klopf-klopf.
    Das Brot fiel ihm vor Schreck aus dem Mund. Wer kam da noch zu so später Stunde, fragte er sich, und was wollte er? Firm schaute zur Tür, als bekäme er allein deshalb schon eine Antwort. Eine Kälte fuhr ihm ins Gesicht, welches vom Feuer zum Glühen gebracht worden war. Er stand auf, machte einen Schritt zu dem Verschlag und fragte, wer dort sei.
    Die Antwort kam prompt. Klopf-klopf-klopf.
    Nochmals forderte Firminus den Besucher auf, sich zu erkennen zu geben.
    Und wieder: Klopf-klopf-klopf.
    Es lief Firm kalt den Rücken herunter. Er griff nach dem Schürhaken, ging zur Tür und öffnete sie. Niemand stand vor ihm. Ihm schlug nur der nach Rauch und Schmutz riechende Nebel Londons entgegen wie der Schwefelatem der Hölle. Firm stierte in den Dunst hinaus und spürte sein Herz dabei schlagen, als wolle es gestehen, dass es höchstselbst Verursacher des unheimlichen Klopfens gewesen war. Da ging eine unheimliche Welle durch den Nebel in der Gasse vor ihm. Wenn jemand geschwind hindurchgerannt wäre, hätte er die Schwaden in solche Bahnen gelenkt, doch Firm hatte niemanden gesehen.
    Er trat einen Schritt hinaus, verharrte auf der Straße, die vor dem Haus verlief, und starrte in die kleine Gasse, die von der Straße direkt vor dem Haus abzweigte. Es war nichts mehr zu sehen.
    Firm wandte sich um und schickte sich an, das Haus wieder zu betreten, als er über sich einen Schatten gewahrte. Ein Stoß des Schreckens schlug in seiner Brust. Vor ihm stand übergroß die diesige Gestalt von Little Shepherd. Er wirkte viel riesiger als noch das letzte Mal, sodass sein Kopf bereits im Nebel, der um den

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