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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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aus, Sir.«
    Hayden warf seine Blechdose in die Bilge. »Ja, und sie ist verdammt näher an uns dran als die Brigg.«
    »Glauben Sie denn, die sind hinter uns her ...?« Hawthorne schaute über die Bordwand. Er hatte sich an eine windgeschützte Stelle gekauert und den Kopf eingezogen wie eine Schildkröte.
    »Was soll ich tun, Sir?«, fragte Wickham, die Hand zögerlich an der Ruderpinne.
    »Kurs halten, Mr Wickham. Wenn das eine englische Brigg ist, wird sie vielleicht die chasse-marée jagen, in der Hoffnung, einen Freibeuter aufzubringen. Dann wissen wir, ob wir uns herantrauen können oder uns besser zurückhalten.«
    »Hat die Brigg denn die chasse schon entdeckt?«, fragte Wickham.
    Hayden schätzte den Abstand zwischen den beiden Schiffen ab. »Ich glaube, nein. Die chasse ist näher, aber die Brigg hat den günstigen Wind. Das wird ein Wettrennen, so viel steht fest. Gehen Sie ein bisschen mehr in den Wind, Mr Wickham. Versuchen wir, die Brigg abzufangen - und hoffen wir.«
    Eine Weile sah es danach aus, dass die Brigg sie zuerst erreichen würde, doch sie wussten immer noch nicht, ob das nun gut oder schlecht für sie wäre. Aber nach einer halben Stunde hielt Hayden es für wahrscheinlich, dass die chasse-marée das Rennen machen würde. Sie hielt mit Absicht auf sie zu.
    »Das ist ein schneller Lugger, Mr Hayden«, stellte Wickham fest. »Und ich wette, dass dort an Deck Kanonen sind.«
    »Da dürften Sie recht haben«, sagte Hayden und wandte sich wieder der Brigg zu, die den Versuch immer noch nicht aufgegeben hatte, das Fischerboot als Erste zu erreichen. Hieß das, es waren doch Engländer? »Die chasse hofft, uns abfangen zu können, alle Segel zu setzen und zurück zum Hafen zu segeln, bevor die Brigg eingreifen kann. Mr Wickham, hätten Sie etwas dagegen, wenn ich das Ruder übernehme?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Midshipman und übergab Hayden erleichtert die Pinne. Jetzt vergrößerten sie die Segelfläche wieder, und das Boot bekam etwas mehr Fahrt und hüpfte über die smaragdgrüne See.
    Die chasse-marée war nun direkt hinter ihnen und nah genug, dass Hayden die Gesichter der Franzosen erkennen konnte, die sich auf dem Vorderdeck versammelt hatten. Das kleine Schiff war dunkelblau gestrichen, und wenn es die Wellen durchschnitt, brach sich die weiße Gischt am Bug. Die Segel blähten sich im Wind. Eine pilzartige Rauchwolke quoll auf, und eine Kugel klatschte an der dem Wind abgewandten Seite keine zwei Dutzend Fuß entfernt ins Wasser. Unheilvoll breitete sich der Widerhall der Kanone über dem Wasser aus.
    Wickham legte eine der Musketen an, die er so sorgfältig geladen hatte, und erwiderte das Feuer. Doch es nützte nichts. Sie waren zu weit entfernt. Niemand ging in Deckung oder verließ das Vorderdeck.
    Das englische Schiff - erst jetzt sahen sie deutlich die Flagge - gab einen Warnschuss ab. Die Kugel wühlte das Wasser zwischen der chasse und den fliehenden Engländern auf.
    »Wenn die Franzosen uns nicht versenken, dann unsere Landsleute«, rief Wickham und kratzte sich am Kopf.
    »Aber für wen halten die Briten uns?«, fragte der Leutnant der Seesoldaten. »Drei Mann in französischer Kleidung in einem französischen Fischerboot - verfolgt von einem Kaperschiff?«
    »Vielleicht achten sie gar nicht so sehr auf uns. Sie dürften viel mehr an dem Kaperschiff interessiert sein.«
    Von dem französischen Lugger wurde ein zweiter Schuss abgefeuert. Die Kugel flog so dicht über das Boot hinweg, dass sich Hayden und seine Kameraden ducken mussten.
    »Verdammter Mist!«, schrie Hawthorne.
    Als ein Musketenschuss zu hören war, blieben die drei Männer in Deckung. Hayden, die Ruderpinne noch in der Hand, spähte über die Bordwand. Trotz des ramponierten Arms griff Hawthorne nach einer Muskete und eröffnete zusammen mit Wickham das Feuer. Aber bei dem stark schwankenden Fischerboot hatten sie kaum Aussicht auf Erfolg. Wieder wurde eine Kanone abgefeuert und zertrümmerte den Besanmast. Das Segel fiel herab auf die Männer. Splitter flogen durch die Luft.
    Das Boot gierte nun fürchterlich, aber Hayden rappelte sich noch einmal hoch und versuchte, den Kurs zu halten. Doch inzwischen kamen sie kaum noch voran. Die Mannschaft auf dem Lugger rief ihnen etwas zu. Das Kaperschiff war nun gefährlich nah herangekommen.
    »Nicht schießen!«, warnte Hayden den jungen Midshipman, der unter dem herabgefallenen Segel hervorkam, die Muskete noch in der Hand. Ein wütendes Glimmen lag in seinem

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