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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Grund geben.«
    »Ich habe versucht, meiner Familie zu entkommen, Mr Hayden«, erwiderte der Schiffsarzt trocken.
    Der Leutnant lachte. »Diese Haltung gegenüber dem heiligen Band der Familie dürfte auf fast das gesamte Offizierscorps der Navy Seiner Majestät zutreffen, Doktor Griffiths. Aber die meisten von uns wurden zur See geschickt, weil die Familie sie loswerden wollte. Ihr Fall ist da einzigartig.« Hayden schaute wieder durch sein Glas und sagte: »Ah, die Schöne Insel.«
    Kapitän Bourne beugte sich über den Tisch in dem Raum, der noch seine Kajüte gewesen war, bevor die Schiffszimmerleute die Schotten herausgeschlagen hatten. Die anderen Männer drängten sich um den Tisch. Eine fleckige und abgegriffene Karte der Gewässer rund um die Belle Ile lag ausgebreitet und vor aller Augen da. Der Gastgeber tippte mit einem Finger auf eine Stelle des Papiers. »Hier liegt die französische Fregatte vor Anker, am südlichen Ende der ankernden Schiffe. Die Handelsschiffe liegen mehr oder weniger in nördlicher Linie. Das Schiff, das der Fregatte am nächsten liegt, hat Großmast und Fockmast eingebüßt. Die Fregatte hat dieses Schiff gestern Abend zur Küste geschleppt, und beinahe hätten wir sie beide erwischt.« Er schaute auf, und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich an die Jagd erinnerte. »Alle sechs Schiffe haben Schaden erlitten - zweifellos im letzten Sturm. Aber jetzt stecken sie in Schwierigkeiten, nicht wahr? Ein Schiff ist manövrierunfähig, obwohl ich glaube, dass die Franzosen sie kampflos aufgeben werden, wenn die anderen Schiffe es bis nach L'Orient schaffen können.«
    Der junge Kommandant der Brigg war auch zugegen, des Weiteren die beiden Leutnants von Bourne sowie der Master. Und alle waren genauso voller Tatendrang wie Hayden.
    »Ich werde die Insel von Süden her umrunden und die Fregatte angreifen. Weiter nördlich liegt eine kleine Brigg - ich denke, sie könnte einst uns gehört haben. Ihren Ankerplatz habe ich markiert. Ihr schicken wir die Lucy auf den Hals, denn dann brauche ich mir keine Sorgen zu machen, von der Brigg aufs Korn genommen zu werden, wenn ich die Fregatte enterte. Selbst Sechspfünder sind tödlich, wenn sie aus nächster Nähe abgefeuert werden. Sobald wir die ersten Schiffe in Kämpfe verwickelt haben, werden die anderen vermutlich die Anker einholen und auf L'Orient zuhalten. Daher werden wir sie verfolgen müssen. Ich möchte keins der Schiffe versenken, da sie wertvoll für uns sind. Außerdem möchte ich nicht mehr Franzosen als nötig töten.« Er warf einen kurzen Blick auf Hayden und dann wieder auf seine Seekarte.
    Hart schüttelte den Kopf. »Ich bin gerührt von Ihrer Sorge um das Leben der Franzosen, aber unsere eigenen Besatzungen werden der Feuerkraft der Landgeschütze ausgesetzt sein. Sehen Sie es mir nach, Kapitän Bourne, aber dieser Plan ist nicht durchführbar. Kommen Sie, auch Sie werden zugeben müssen, dass wir hohe Verluste erleiden werden.«
    Bourne richtete sich auf, musste jedoch wegen der niedrigen Decke leicht den Kopf einziehen. »Vor den Batterien habe ich nicht die geringste Angst, da wir uns in der Dämmerung der Küste nähern, falls der Wind so bleibt. Die Landgeschütze werden uns bald nicht mehr ausmachen können. Denn es wird immer schwieriger für sie werden, die ersten Einschläge ihrer Geschosse einzuschätzen. Und sobald wir mit unseren Schiffen längsseits kommen, werden die Geschütze an der Küste nicht mehr feuern, da sie befürchten müssen, die eigenen Schiffe zu zerstören. Aber Ihnen dürften die Küstenbatterien ohnehin kein Kopfzerbrechen bereiten, Kapitän Hart, denn ich schlage vor, dass Sie an der nördlichen Spitze der Insel warten, und zwar gut sichtbar. Dadurch halten Sie die Handelsschiffe davon ab, in den Schutz des Hafens zu fliehen.«
    Hart konnte sein Erstaunen nicht ganz verbergen. »Sie bitten mich also, nur eine kleine Rolle zu spielen«, grummelte er, als wäre er überhaupt nicht erfreut, das Prisengeld mit einem so geringen Aufwand einzustreichen.
    »Nun, meine Besatzung profitierte von Ihrem kühnen Vorgehen bei Brest. Jetzt wollen wir uns dafür erkenntlich zeigen. Ich hoffe, dass die französischen Handelsschiffe es allein beim Anblick der Themis nicht wagen werden, Kurs auf L'Orient zu setzen. Aber sie könnten trotzdem versuchen, uns zu narren, indem sie die Anker einholen und darauf hoffen, dass Sie nicht alle drei auf einmal aufhalten können. Wir werden sehen.

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