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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Auftritt eines kleinen Vierbeiners überschattet worden war, trat hinaus auf die dunkle Straße und ging in Richtung Hafen. Elizabeths letzte Worte wollten ihm nicht aus dem Kopf gehen, und daher dachte er noch einmal darüber nach, wie die alte Dame ihren späteren Mann kennengelernt hatte. Hatte sie etwa damit andeuten wollen, dass er keine Sehnsucht nach ihrer Nichte Henrietta verspüren dürfe, da sie sich erst seit Kurzem kannten? Aber die alte Dame war auch der Ansicht gewesen, dass die Männer, die sich stets mutig auf den Feind stürzten, äußerst zurückhaltend waren, wenn es darum ging, das Herz einer Frau zu erobern. Daher hatte sie gewiss andeuten wollen, dass er beim Freien um Henrietta nicht so schüchtern sein solle. Aber wenn das wiederum stimmte, ergaben ihre anderen Worte keinen Sinn. In Haydens Leben gab es nun einmal keine Dame, die er schon seit Jahren kannte und in die er sich dann plötzlich verliebte und ihr den Hof machte. Somit dachte er, dass Mrs Hertle die Absicht der alten Dame missverstanden haben musste. Lady Hertle hatte ihm nicht heimlich einen Wink geben wollen. Es war vielmehr eine Lebensbetrachtung gewesen, ein Rückblick auf erfüllte Jahre. Schließlich beschloss er, die Sache zu vergessen.
    Eine Stunde später betrat er die Offiziersmesse und sah, dass Doktor Griffiths am Tisch saß und die Times las. Ein Ausdruck von Empörung lag in seiner Miene.
    »Lesen Sie da gerade den Bericht von unserer letzten Fahrt, Doktor?«
    »Nein, das muss der Bericht einer ganz anderen Fahrt sein«, erwiderte Griffiths mit trockenem Humor. »Ich erkenne nämlich nichts wieder, abgesehen vielleicht von dem Namen des Schiffes. Und dann wird hier dauernd ein Held genannt, der ein Namensvetter unseres Kapitäns zu sein scheint.«
    »Wie ich sehe, hat der Artikel Sie aber nicht so aufgewühlt wie unseren guten Mr Barthe.«
    »Unser Master kochte immer noch vor Zorn, als er von Bord ging. Nie habe ich einen derartigen Schwall von Flüchen und Verwünschungen gehört. Ausdrücklich sagte er, Hart solle sich zum Teufel scheren, eine Phrase, die ja bislang Kapitän Hart vorbehalten war. Die anderen Flüche, die sich auf gewisse Körperteile bezogen - ein wahrer anatomischer Katalog, wenn Sie mich fragen -, möchte ich hier nicht wiederholen.«
    Hayden deutete auf die aufgeschlagene Zeitung auf dem polierten Tisch. »Sie waren demnach nicht so überrascht wie ich?«
    »Nein, Mr Hayden. Zugegeben, einen Moment lang stutzte ich, erkannte dann jedoch schnell, dass von einem Mann wie Hart nichts anderes zu erwarten war. Es wäre naiv gewesen, auf einen wahrheitsgetreuen Bericht zu hoffen.« Er zeigte auf den Artikel. »Heute Abend habe ich nach unserem ehemaligen Kapitän geschaut und auch mit dem Arzt gesprochen, der mich wissen ließ, Hart erhole sich nicht sonderlich gut. Ich hatte sogar das Gefühl, dass mein Kollege andeuten wollte, es liege an meiner Art der Behandlung, dass die Wunden nicht recht heilten. Obwohl ich mich da auch getäuscht haben mag, denn als ich ihn bat, sich deutlicher auszudrücken, lobte er plötzlich meine medizinischen Fähigkeiten - mich, einen bloßen Schiffsarzt. Doch wenn man es genau nimmt, so habe ich mehr zerfetzte Rücken versorgt als Harts Leibarzt.«
    »Sie haben den Kapitän also gesehen?«
    »Nein, er wollte mich nicht empfangen, da es ihm nicht gut ging, wie ich erfuhr. Später hörte ich dann aber, dass er sich heute früh lange mit einem Rechtsanwalt unterhalten hat.«
    »Mit einem Rechtsanwalt ...«, wiederholte Hayden leise. »Dann weiß er ja bestimmt, dass Offiziere selten zur Verantwortung gezogen werden, wenn ein Schiff verloren geht, es sei denn, man kann den Betreffenden grobe Fahrlässigkeit nachweisen.«
    »Davon kann man ausgehen. Aber unser Mr Archer hat mit seinem Bruder gesprochen, der ebenfalls Anwalt ist. Und dieser Gentleman vertritt die Ansicht, dass jeder Offizier beim Kriegsgericht gut beraten ist, während der Verhandlung einen kundigen Freund an seiner Seite zu haben.«
    »Dann wird Mr Archers Bruder bei der Verhandlung anwesend sein?«
    »Das nehme ich an.« Er schaute auf die Tür zu Archers Kabine, wo der Leutnant schlief. »Waren Sie schon einmal bei einem Kriegsgericht, Mr Hayden?«
    »Nein, nie.«
    »Ich wünschte, ich könnte dasselbe von mir sagen, aber ich war als Zeuge bei der Verhandlung von Mr McBride geladen - nur um auszusagen, dass der Finger, der von der Rah fiel, offenbar mit einem Messer abgetrennt wurde und dass an Bord bis

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