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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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er einen Scherz machte, was nicht selten vorkam, bewahrte er sich sein schulmeisterliches Auftreten.
    »Ich komme mir ein wenig töricht vor«, bekannte Hayden offen. »Ich dränge Mr Barthe Wein auf, obwohl er Abstinenzler ist.«
    »Machen Sie sich keine Gedanken. Es wäre die Pflicht seiner Kameraden gewesen, Sie darüber in Kenntnis zu setzen, aber da waren wir nachlässig. Mr Barthe lässt sich von solchen Kleinigkeiten nicht beeindrucken. Er ist seit sieben Jahren nüchtern, und nichts in seinem Verhalten deutet darauf hin, dass er wieder in sein früheres Leben voller Ausschweifungen zurückfällt. Ich glaube, Sie werden ihn als tüchtigen und verantwortungsvollen Offizier kennenlernen.«
    »Dessen bin ich mir sicher.«
    Griffiths betrachtete ihn einen Augenblick. »Den Namen unseres Masters hatten Sie also noch nicht gehört?«
    »Nein, ich hörte ihn hier an Bord zum ersten Mal.«
    Der Schiffsarzt nahm am Tisch Platz, stützte sich mit den Ellbogen auf der Platte ab und beugte sich vor, als wolle er möglichst leise sprechen. »Mr Barthes Geschichte ist eher traurig, fürchte ich. Wissen Sie, einst war er ein junger Leutnant, der Aussichten in der Royal Navy hatte, aber dann kam er vor ein Kriegsgericht. Sein Schiff lief auf Grund, und obwohl es Beweise für die Inkompetenz des Kommandanten gab, warf man Mr Barthe vor, er habe seine Pflichten vernachlässigt. Und das nur, weil einige an Bord behaupteten, Mr Barthe sei zu dem Zeitpunkt betrunken gewesen. Er aber besteht noch heute darauf, dass die Vorwürfe unhaltbar waren. Leider zog Mr Barthes Neigung zum Alkohol noch ein größeres Übel nach sich, zumindest für seine Familie. Er neigte zum Glücksspiel, gewann jedoch nie. Zum Zeitpunkt des Gerichtsverfahrens hatte er hohe Schulden. Aber nicht alle Freunde ließen ihn im Stich. Auch Mrs Barthe, eine starke Frau, überließ ihren Mann nicht seinen Ausschweifungen, sondern bat ihn immer wieder, seinen Lebenswandel zu ändern. Sie gab ihm eine Gelegenheit nach der anderen, seine Fehler wiedergutzumachen. Und erstaunlicherweise schaffte er es. Ein Kommandant, unter dem er einst gedient hatte, besorgte ihm das Patent eines Masters, und so segelte er sieben Jahre mit diesem Offizier, bis dieser leider am Gelbfieber starb. Das Glück schien sich erneut gegen Barthe zu verschwören, als Hart ihn einstellte, weil er vielleicht keinen anderen fand, der den Posten übernehmen wollte.«
    Griffiths wischte sich über den Mund und fuhr nach einer kurzen Pause fort.
    »Mrs Barthe hat einen Bruder, der mit seinen Handelsgeschäften sehr erfolgreich war und Mr Barthes Schulden tilgte. Die Summe wird in kleinen Raten und ohne Zinseszins zurückgezahlt, und das tut unser gewissenhafter Master seit Jahren, was natürlich zur Verarmung seiner Familie geführt hat, fürchte ich. Wussten Sie, dass Barthe sechs Töchter hat? Glücklicherweise kommen Sie vom Aussehen her alle nach der Mutter und sind allesamt Schönheiten. Mr Barthe setzt alles daran, unseren guten Leutnant der Seesoldaten von den jungen Damen fernzuhalten.« Griffiths lachte.
    »Hat Hawthorne denn einen schlechten Ruf?«
    »Das hängt davon ab, wen Sie fragen. Die Mannschaft bewundert ihn. Mr Hawthorne hat eine Schwäche für Frauen, genau wie Mr Barthe früher für Alkohol. Er kann einfach nicht widerstehen. Und, Glück für ihn, die Damen können dem schneidigen Hawthorne nicht widerstehen. Das hat zu Schwierigkeiten geführt. Hawthorne hat schon zwei Duelle ausgetragen, die beide Male tödlich für die andere Partei endeten.«
    »Jedes Schiff braucht wohl mindestens einen Draufgänger. Gut zu wissen, dass wir die Quote halten ...«
    »Hawthorne ist kein böswilliger Mensch, davon bin ich überzeugt, aber wenn es um Frauen geht, hat er sich nicht mehr unter Kontrolle. Das ist wie bei einem Opiumsüchtigen und seiner Pfeife. Ich habe selbst gesehen, wie sehr ihn sein unüberlegtes Verhalten und das Leid, das er verursacht hat, beschäftigt, aber auch das hält ihn nicht lange im Zaum. Ich fürchte, der Herrgott hat ihn mit einem allzu vorteilhaften Aussehen gesegnet, und in seinem ganzen Benehmen fehlt es ihm an nichts. An Bord ist er ein angenehmer Kamerad und ein gern gesehener Mann in der Offiziersmesse, aber wenn es eine Frau gibt, an die Sie Ihr Herz gehängt haben, dann halten Sie sie von Hawthorne fern. Das nur als Warnung.«
    »Ich werde Ihre Worte beherzigen, Doktor. Das zarte Geschlecht lässt keine Anzeichen erkennen, dass es nicht in der Lage wäre,

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