Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
Vom Netzwerk:
zu ziehen?«
    »Für Mr Aldrich? Meine Karriere ist mit Ihrer verknüpft. Schande? Sie sagen mir besser alles, was Sie im Sinn haben.«
    »Im Sund liegt ein amerikanisches Schiff, die New England. Es gehört einem Mr Adams aus Boston, der zufällig der neue Mann meiner Mutter ist. Ich habe mit dem Master gesprochen. Er ist bereit, Aldrich bei der ersten günstigen Tide heimlich an Bord zu nehmen und ihn nach Boston zu bringen - wenn wir eine Möglichkeit finden, ihn auf das Schiff zu bekommen.«
    Griffiths wurde noch ernster. Er erhob sich und schritt langsam in der Kajüte auf und ab.
    »Ich würde Sie nicht mit in die Sache hineinziehen, Doktor, aber ich glaube nicht, dass ich es ohne Ihre Hilfe schaffen kann. Ich werde ihn in dem Beiboot zur New England rudern, aber ich muss ihn zuerst aus dem Lazarett und in das Boot bekommen.«
    Griffiths hielt inne und wandte sich Hayden zu. Sein kränklicher Gesichtsausdruck wich dem einer festen Entschlossenheit. »Überlassen Sie das mir. Vier Glasen in der Mittelwache.«
    »Einer von uns muss mit ihm sprechen. Einwendungen können wir nicht gelten lassen, denn hier bleiben bedeutet den Tod. Gerechtigkeit wird es hier für ihn nicht geben. Das muss man ihm begreiflich machen.«
    Der Doktor stützte sich mit einem seiner dünnen Arme hoch an einem Balken ab und lehnte sich mit seinem geringen Körpergewicht vor. »Ich sorge dafür, dass es so geschieht - seien Sie unbesorgt, Mr Hayden. Aber wir müssen ihn an Hawthornes Seesoldaten vorbeischmuggeln ...«
    Hayden stand jetzt auch und presste die Hände zusammen. »Diesen Punkt habe ich noch nicht ganz durchdacht. Ich könnte die Männer für eine kurze Zeit unter einem Vorwand wegrufen. In der Zeit könnten Sie Aldrich in das Boot bekommen ...?«
    »Ich halte es für besser, Mr Hawthorne um Hilfe zu bitten.«
    Hayden schüttelte den Kopf. »Es war mir schon nicht recht, Sie mit in die Sache hineinzuziehen, Doktor. Wir sollten niemand anders diesem Risiko aussetzen.«
    Der Doktor wies nach unten in Richtung der Offiziersmesse. »Hawthorne ist Aldrich so wohlgesinnt, wie man nur sein kann, und er ist sehr wütend über das geschehene Unrecht - dieser verdammte Hart in den Ritterstand erhoben! Ich bin sicher, dass er die Seesoldaten während der entscheidenden Minuten weglocken kann.« Der Doktor schwieg jetzt kurz, ehe er fortfuhr: »Ich vermute, Aldrich besitzt keinen einzigen Penny ...«
    »Ich will ihm geben, was ich kann, muss aber dazu sagen, dass das recht wenig sein wird.«
    »Ja, ich kann auch etwas dazu beitragen, und es wird wahrscheinlich noch weniger sein. Wir dürfen es auf keinen Fall wagen, jemand anders zu bitten.«
    »Nein«, antwortete Hayden mit Nachdruck und hob wie beschwörend die Hände. »Ich werde dem Master einen Brief an meine Mutter mitgeben mit der Bitte, Mr Aldrich zu helfen, so gut sie kann.«
    Dem Doktor schien dies nicht zu gefallen. »Es wäre besser, nichts Schriftliches zu haben. Sollte Aldrich gefasst werden, dann werden wir behaupten, dass er fliehen wollte. Hawthorne rühmt sich immer seiner Erfolge beim Kartenspielen. Vielleicht kann er ihm eine kleine Summe leihen ...«
    »Soll ich mit ihm sprechen?«
    Der Doktor schüttelte den Kopf. »Nein, ich tue das. Es war ja auch mein Vorschlag. Aber ich bin sicher, dass Sie sich auf seine Hilfe verlassen können. Vier Glasen. Wir treffen uns vor dem Raum der Midshipmen.«
    Der Doktor ging hinaus. Hayden blieb noch einige Augenblicke sitzen und starrte auf den Boden. Dann gab es ein respektvoll verhaltenes Klopfen an der Tür, und Perse erschien.
    »Die Midshipmen erwarten Sie, Sir. Abendessen, Sie erinnern sich?«
    »Ah, Perse, vielen Dank. Ich bin heute recht zerstreut.«
    Hayden machte sich schnell fertig und ging hinunter in den Raum der Midshipmen. Dort war ein Tisch gedeckt, die jungen Männer trugen ihre beste Uniform, ihre sauber gewaschenen Gesichter leuchteten engelsgleich, und das Bettzeug in den Hängematten war blütenweiß.
    Die Midshipmen waren nach ihrem ehrenvollen Freispruch bester Laune. Manch ein Trinkspruch wurde ausgebracht: auf die Gerechtigkeit des Gerichts, auf Mr Archers Bruder, auf Mr Archer dafür, dass er einen Bruder hatte, auf jeden einzelnen Kommandanten des Gerichts, auf den Admiral ...
    Hayden hatte Schwierigkeiten, bei alldem seine Rolle einigermaßen gut zu spielen. Er bemerkte, dass Wickham der Einzige unter den begeisterten jungen Männern war, der sich ziemlich zurückhaltend verhielt. Mehrere Male sah der

Weitere Kostenlose Bücher