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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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großen Stadt ankamen. An der Poststation verabschiedete sich Hayden von Wickham und gab Anweisungen, dass sein Reisekoffer zu seiner gewohnten Herberge gebracht werden sollte. Nach einem flotten Fußmarsch erreichte er recht bald die Gegend, in der Robert Hertle wohnte. Er hatte vor, dem Diener seine Karte in der Hoffnung zu geben, dass Mrs Hertle ihm eine Nachricht an seine Herberge zukommen lassen würde. Es stellte sich jedoch heraus, dass Mrs Hertle nicht zu Hause war und nicht einmal in London weilte.
    »Ich würde das niemandem sonst sagen, Leutnant Hayden«, sagte der Diener, »aber Mrs Hertle ist zu Besuch bei Miss Henriettas Familie - auf dem Lande.«
    »Wie schön für sie. Wenn ich darf, John, lasse ich Mrs Hertle eine kurze Nachricht hier ...«
    Hayden begab sich wieder in seine bescheidene Herberge. Eine Zeitlang schritt er in der kleinen Kammer auf und ab und überlegte, was er tun sollte, da die Navy es für angebracht gehalten hatte, ihn wieder einmal stranden zu lassen. Bei seiner Ankunft in Plymouth hatte er einem Prisenagenten geschrieben, und ein kurzer Besuch dort schien jetzt angebracht zu sein - gleich als Erstes am folgenden Morgen. Er könnte Philip Stephens wegen eines Offizierspostens aufsuchen. Aber Stephens kannte mit Sicherheit seine gegenwärtige Situation, die ihm aber wahrscheinlich nicht besonders naheging.
    »Vielleicht hätte ich das Schiff mit Mr Aldrich nehmen sollen«, murrte Hayden in sich hinein.
    An diesem Abend nahm er das Essen in seinen Räumen ein, nachdem er vorher seine finanziellen Mittel genau überprüft hatte. Selbst die kleine Summe, die er Aldrich gegeben hatte, hatte ihn in gefährliche Nähe der Zahlungsunfähigkeit gebracht. Wenn ihm bei der Entlassung aus dem Marinedienst nicht etwas Geld gewährt worden wäre, hätte er große finanzielle Schwierigkeiten. Da Hayden schon vorher in dieser Herberge gewohnt hatte, würde der Wirt wahrscheinlich seinen Kredit für einige Wochen verlängern. Dennoch würde Hayden recht bald das Prisengeld von seiner letzten Seefahrt benötigen.
    Nach dem Abendessen machte er einen Spaziergang durch die schwach beleuchteten Straßen und dann zurück zu seiner Herberge. Dort konnte er keinen Schlaf finden. Das vollständige Fehlen jeglicher Schiffsbewegung in Verbindung mit den Geräuschen der Stadt setzte ihm ziemlich zu, und er lag lange wach. Er war überrascht darüber, dass er sich so einsam fühlte.
    Bei Sonnenaufgang machte er einen Gang durch die Straßen, in denen sich die Wagen fahrender Händler drängten. Dies und ein karges Mahl, das er von einem Straßenhändler erstand, trugen nicht gerade dazu bei, seine Laune zu heben. So kehrte er in ziemlich schlechter Stimmung in seine Räume zurück. Dort fand er jedoch eine Nachricht von Wickhams Vater, dem Earl von Westmoor, vor. Man lud ihn zum Dinner ein, das in vierzehn Tagen stattfinden sollte. Hayden erfuhr zudem in dem Schreiben, dass der Earl erst an jenem Tag wieder in London sein würde. Diese Nachricht von einem so bedeutenden Mann hob Haydens Stimmung mehr, als er selbst vermutet hätte. So machte er sich nun schwungvoll und mit größerer Zuversicht auf den Weg zu seinem Prisenagenten. Mit einem Mal sah die Stadt gar nicht mehr so düster aus, und die Leute erschienen plötzlich viel fröhlicher.
    Der Besuch bei dem Prisenagenten war jedoch nicht ganz so aufmunternd. Das Schiff und seine Ladung waren geringer bewertet worden, als er gehofft hatte. Zudem lag noch keine Information darüber vor, ob die Dragoon in Dienst gestellt werden würde. Geld von dem Schiff würde bereitgestellt, aber es würden Wochen vergehen, ehe Hayden mit dem Erhalt rechnen könnte.
    Nach dem Verlassen des Prisenagenten traf er zufällig einen Bekannten, der im Augenblick Erster Leutnant an Bord eines Vierundsiebzigers war. Sie begrüßten sich freudig, blieben einen Augenblick auf der Straße stehen und sprachen über ihren Dienst, über gemeinsame Freunde und darüber, was jeweils im Dienst erzählt wurde. Schließlich aber wurde die Unterhaltung immer einsilbiger, und Hayden erwartete, dass sich der Mann entschuldigen würde wegen eines Termins mit eben jenem Prisenagenten, den Hayden gerade verlassen hatte. Der andere Leutnant neigte jedoch plötzlich den Kopf näher an Hayden und sprach nun fast im Flüsterton, so als ob er ein Geheimnis mitteilen wollte.
    »Ich weiß nicht recht, ob es mir zukommt, Hayden, das Folgende vor Ihnen zu wiederholen. Aber ich war vorgestern Abend zu einer

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