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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Ende ihrer Karriere bedeuten.«
    Hayden ließ sich in einen Stuhl sinken. »Ja, das ist mir bewusst.«
    »Nehmen Sie die Sache nicht persönlich, Mr Hayden. Es bedeutet nicht, dass diese Herren Sie nicht respektieren oder keine Achtung vor Ihnen haben.«
    »Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, was es anderes bedeuten soll, Doktor.«
    »Der Hass auf Hart wiegt bei diesen Männern schwerer als die Loyalität Ihnen gegenüber. Zumal man Sie erst eine relativ kurze Zeit kennt. Hart aber haben sie bereits Monate oder gar Jahre ertragen.« Mit der flachen Hand fegte der Schiffsarzt einige Brotkrumen vom Tisch. »Verschwenden Sie keine Energie auf eine Verteidigung Kapitän Harts. Glauben Sie mir, er würde das für Sie auch nicht tun.«
    Was sollte Hayden darauf erwidern? Der Erste Sekretär hatte ihn an Bord geschickt, um Hart zu unterstützen, und nicht, um zuzulassen, dass die Autorität des Kommandanten untergraben wurde. Ganz gleich, wie gerechtfertigt die Vorwürfe auch sein mochten.
    »Ein Mann hat sein Leben verloren, Doktor. Ein anderer wurde blutig geschlagen. Wer auch immer diese Petition in Umlauf gebracht hat, und ich gehe davon aus, dass dieses Dokument existiert, hat eine Strafe verdient. Es tut nichts zur Sache, wie legitim die Klagen sein mögen, es sind die Methoden, mit denen sich diese Männer selbst verurteilen.«
    Für einen kurzen Moment blitzte in seiner Erinnerung das Bild des Mannes auf, der in jener Pariser Nacht inmitten des fanatischen Mobs durch die Straßen gezerrt wurde.
    Griffiths nickte. »Ja. Sie haben natürlich recht.«
    Hayden schloss die Augen, um das unwillkommene Bild zu verscheuchen. »Sie wissen nichts von dieser Sache, nehme ich an.«
    »Nichts. Und das ist Gottes Wahrheit.«
    »Ich bezweifle, dass es von so hoher Autorität kommt.« Hayden schaute auf zu dem hellen Oberlicht. »Ich sehe mich verpflichtet, Kapitän Hart von dieser Angelegenheit in Kenntnis zu setzen.«
    Das erregte die Aufmerksamkeit des Schiffsarztes. »Ehe Sie das tun, sollten Sie sich den Fall McBride vergegenwärtigen«, mahnte Griffiths. »Kapitän Harts Auffassung von Gerechtigkeit ähnelt den Maßnahmen, blind mit Musketen in die Menge schießen zu lassen - es ist ihm ziemlich gleich, wen es trifft. Denn er glaubt, dass sich die Lektion besser einprägt, wenn man wahllos zuschlägt.«
    Hayden schloss die Augen. Für einen Moment überkam ihn ein Gefühl von dunklem Groll auf Philip Stephens, weil er ihn auf dieses verfluchte Schiff versetzt hatte.
    »Was soll ich also tun, Doktor? Wenn ich mich entschließe, den Kommandanten nicht von dieser Angelegenheit in Kenntnis zu setzen, in der Hoffnung, die Unschuldigen zu schützen, dann werde ich gleichzeitig meine Hand über die Schuldigen halten.«
    »Damit haben Sie meine Jahre im Dienst unter Kapitän Hart sehr treffend beschrieben. So war es bislang immer - verflucht, ganz gleich, welcher Kurs eingeschlagen wird. Aber trösten Sie sich, Mr Hayden, man gewöhnt sich mit der Zeit daran, selbst wenn das einem nicht gefällt.« Die Schiffsglocke ertönte, und Griffiths nickte Hayden zu. »Ich muss mich um meine Patienten kümmern.« Er erhob sich, verließ die Offiziersmesse aber nicht sofort, sondern betrachtete Hayden mit ernstem Blick. »Seien Sie nicht so niedergeschlagen. Hart verdient, was ihm widerfahren wird.«
    »Vielleicht«, sagte Hayden leise, »aber habe ich es verdient?«
    Gedämpfte Schritte, ein Klopfen an der Tür. Hobsons rundliches Gesicht erschien in dem schmalen Türspalt.
    »Mr Barthe schickt mich, um Ihnen zu sagen, dass der Wind günstig ist, Mr Hayden.«
    »Endlich einmal gute Nachrichten. Ich komme gleich an Deck. Sagen Sie Mr Barthe, er soll alles zum Ankerlichten vorbereiten.« Aber Hayden hielt plötzlich inne. Wenn die Leute segeln wollen, dachte er.
    Obwohl Hayden mit gemischten Gefühlen an Deck kam, stellte er fest, dass seine Furcht unbegründet war. Die Männer begaben sich ohne zu murren an ihre Positionen. Keine Delegation kam zu ihm aufs Quarterdeck, eine Liste mit Forderungen in der Hand. Natürlich würden sie nur eine halbe Meile zurücklegen, vom Hamoaze bis in den Plymouth Sound. Hayden sehnte sich danach, die Themis aus dem Sund zu navigieren, bis sich alle Wanten und Stage spannten, um sie auf ihre Tauglichkeit zu prüfen. Aber das überstieg seine Kompetenzen. Daher gingen sie in dem offenen Sund vor Anker und hofften, dass der Wind nicht nach Süden drehte.
    Hayden ging langsam über Deck und inspizierte

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