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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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zusammengewürfelt sprechen?«, wollte Muhlhauser wissen. Hayden musste ein Lachen unterdrücken. Er schaute den Mann an, weil er nicht sicher war, ob er scherzte. Aber das unbefangene Interesse in seinem Gesichtsausdruck verriet Hayden, dass Muhlhauser die Frage ernst gemeint hatte.
    »Ich glaube, Mr Muhlhauser, dass dieser Begriff ziemlich zutreffend ist.«
    Hawthorne stand in der Nähe an Deck und lächelte in sich hinein. »Die Betonung liegt auf würfeln«, sagte der Leutnant der Seesoldaten. »Sie sollten diese Mannschaft im Einsatz sehen, Mr Muhlhauser, wenn der Befehl Über Stag gehen! kommt. Dann wirken sie wie ein kopfloser Hühnerhaufen und irren herum wie Narren in ihren Kostümen.«
    Bei diesen Worten mussten sowohl Wickham als auch Madison lachen, ehe sie sich dann gemeinsam mit dem Leutnant der Seesoldaten recht hastig vom Quarterdeck stahlen.
    Der Ausdruck auf Muhlhausers Gesicht veränderte sich. »Ich habe den Eindruck, dass man mich hier zum Besten hält«, sagte er entrüstet.
    »Keineswegs, Sir«, versicherte Hayden ihm. »Das war bloß ein Wortspiel, um Sie ein wenig zu erheitern, denke ich.«
    »Ein Wortspiel? Wie das?«
    Hayden räusperte sich und versuchte, nicht zu lachen. »Der Ausdruck ›über Stag gehen‹ bedeutet den Kurs ändern, um zu wenden. Das Kostüm eines Narren oder Spaßmachers hat ein Würfelmuster. Mr Hawthorne wollte also nur sagen, dass die Männer wie Narren herumirren, wenn sie das Schiff aus dem Wind drehen. Höchstens eine Beleidigung der Mannschaft, wenn überhaupt.«
    Muhlhauser sah allerdings weder erheitert noch beschwichtigt aus. »Nun, wenn Sie meinen, dass er mich nicht beleidigen wollte ...«
    »Ich bin mir sicher, dass das nicht seine Absicht war. Mr Hawthorne neigt nicht dazu, andere zu verspotten.«
    Das schien den Erfinder zu besänftigen, und er versuchte, seinen Ärger abzuschütteln. »Das war recht clever«, stellte er fest.
    Hayden lächelte. Vielleicht zu clever, dachte er für sich.
    »Was tun wir jetzt?«, erkundigte sich Muhlhauser.
    »Wir lassen das Vormarssegel backbrassen, wenn der Anker gelichtet wird. Gleichzeitig brassen wir die Rahen der Groß- und Besantoppsegel. Während der Anker hochgezogen wird, wird das Schiff achteraus treiben - also nach hinten fahren - und indem wir das Ruder herumreißen, drehen wir uns so, dass der Wind das Schiff von steuerbord trifft. Sehen Sie? Wir brassen die Fockrahen, die Segel blähen sich, das Schiff setzt sich in Bewegung und wir laufen aus - wenn alles nach Plan läuft.«
    Die Männer stemmten sich jetzt gegen die Spaken am Gangspill, bis sich das Spill endlich langsam drehte. Allerdings dauerte es noch, bis sich das Schiff vorwärts bewegte. Die Ankertrosse spannte sich. Obwohl sowohl an Deck als auch in den Wanten reges Treiben herrschte, setzte sich das Schiff nur sehr langsam in Bewegung, denn die Masse des Schiffes widerstand den Bemühungen der Männer. Langsam, sehr langsam, wurde das Ankertau eingeholt und unten im Kabelgatt verstaut.
    »Aufentern, Segeltrimmer!«, rief der Master durch seine Sprechtrompete.
    Endlich, nachdem der Anker gelichtet war, wurden die Segel gelöst und fielen hell wie Wasserfälle herab. Das Vormarssegel wurde gebrasst und drückte gegen den Mast.
    Midshipman Williams stand an der Reling und blickte hinab ins Wasser.
    »Fahren wir achteraus, Mr Williams?«, fragte Hayden.
    Der junge Mann spuckte ins Wasser und verfolgte den Flug seines Speichels. »Noch nicht, Mr Hayden ...« Dann, nach einem Moment, setzte er hinzu: »Aye, Sir.«
    »Ruder hart steuerbord, Mr Dryden.«
    Das Rad drehte sich, und das Schiff fuhr achteraus. Hayden schaute sich um, schätzte die Entfernung zu den anderen Schiffen und vergewisserte sich zum wiederholten Male, dass die Themis auch genug Platz zum Manövrieren hatte.
    Gegen Morgen war eine kleine Brigg eingelaufen und hatte etwas zu dicht an der Themis angelegt. Hayden sah, dass der Kommandant den Befehl gab, auf Abstand zu bleiben, aber Hayden war zuversichtlich, dass es zu keinem Zusammenprall kommen würde.
    Für einen Moment schwenkte das Schiff leewärts, dann setzte es sich jedoch mit seinem ganzen Gewicht nach vorn in Bewegung und glitt am Bug der Brigg vorbei. Hayden nickte dem Kommandanten zu, als die Themis den Ankerplatz verließ. Die Fock und das Besansegel wurden rasch gesetzt, um das Schiff zu stabilisieren.
    »Bereit machen!«, rief Barthe den Männern auf den Fußpferden der Rahen zu. »Lasst fallen!« Daraufhin fielen

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