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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Hayden?«
    »In der Tat, so ist es, Mr Landry«, antwortete Hayden ruhig.

K APITEL ZWÖLF
    Mein lieber Mr Banks,
 
wir liegen augenblicklich vor Torbay vor Anker und warten auf besseres Wetter. Gestern gegen Abend ließen wir den Plymouth Sund hinter uns, aber erst nach einem beunruhigenden Vorfall, als wir den Anker einholten. Viele Matrosen wollten nicht die Befehle der Offiziere befolgen. Da Kapitän Hart zu krank war, um an Deck zu sein, sah ich mich gezwungen, jeden Mann mit Namen aufzurufen und zur Arbeit anzuhalten. Mit der Unterstützung der anderen Offiziere und einiger Mannschaftsmitglieder behielten wir die Oberhand, und die Mannschaft machte sich widerwillig an die Arbeit. Ich berichtete dem Kommandanten von dem Vorfall, aber er schien der Überzeugung zu sein, das liege nur daran, dass er länger nicht an Bord gewesen sei und daher die Disziplin gelitten habe. Ich hatte nicht die Gelegenheit, ihm zu versichern, dass es während seiner Abwesenheit nicht an Disziplin mangelte.
Der Zweite Leutnant Landry ließ mich wissen, unser Befehl laute, entlang der französischen Küste zu segeln, um in verschiedenen Häfen die Stärke des Feindes einzuschätzen und die Franzosen zu stören, wann immer dies möglich ist. Kapitän Hart liegt nach wie vor danieder, da der Gallenstein nicht abgeht, wie mir der Doktor sagte. Zudem erfuhr ich, dass der arme Mann häufig unter Migräne leidet. Ich danke dem Herrn für meine gute Gesundheit.
Wie es scheint, haben die jüngsten Bestrebungen der Amerikaner und der Franzosen auch innerhalb der Royal Navy Verbreitung gefunden. Zwei von Thomas Paines Pamphleten fanden sich im Besitz eines Mannschaftsmitglieds. Der Midshipman, der die Schriften entdeckte, weigerte sich, die Angelegenheit dem Kommandanten zu melden, wahrscheinlich nur deshalb, da vor Kurzem McBride gehenkt wurde, den der Midshipman für unschuldig hielt. Der Seemann, bei dem die Pamphlete gefunden wurden, ist ohne Zweifel der beste Vollmatrose hier an Bord und kommt seinen Pflichten gewissenhaft nach. Ich sprach mit dem Mann, und er erzählte mir, dass er eines Tages in Amerika leben möchte - dem neuen verheißenen Land für Seeleute. Ich glaube nicht, dass er in irgendeiner Weise eine Gefahr für das Schiff oder die Offiziere darstellt. Dennoch bin ich nach wie vor der Auffassung, dass innerhalb der Mannschaft große Unzufriedenheit herrscht. Und sollte die Situation schlecht gehandhabt werden, könnten die Folgen schwerwiegend sein.
     
Ich verbleibe wie immer
Ihr ergebener Diener.
    Mit großem Widerwillen drückte Hayden sein Siegel in den Wachs und sortierte seine Korrespondenz.
    »Soll der letzte Brief nicht kopiert werden, Mr Hayden?«, fragte Perseverance. Der Junge stand in der Tür der Kabine und wartete darauf, die Post des Leutnants in Empfang zu nehmen. Seine Miene war ernst und nachdenklich.
    »Danke, Perse, nicht nötig. Ein persönliches Schreiben, das ich selbst abgeschrieben habe.«
    Der Junge nickte und wirkte enttäuscht. Hayden war aufgefallen, dass Perseverance immer recht fleißig war und vor keiner Arbeit zurückscheute. Auch beklagte er sich nie. So gesehen, machte er seinem Namen alle Ehre.
    Hayden reichte dem Jungen die Briefe, der sogleich loseilte und sie zu der Korrespondenz legte, die an Land gebracht werden sollte. Für einen kurzen Moment wäre Hayden ihm nachgelaufen. Was würde Stephens tun, wenn Hayden sich nun weigerte, die verhassten Berichte abzuliefern? Aber Hayden ließ den Jungen laufen, da er dem Ersten Sekretär sein Versprechen gegeben hatte - sein Wort hatte einen Wert, auch wenn der Anlass eher anrüchig war.
    Madison tauchte an der Tür auf. »Der Kommandant wünscht Sie auf dem Quarterdeck zu sehen, Mr Hayden.«
    Der Leutnant zog seine Uniformjacke an und nahm in Anbetracht der niedrigen Decke den Hut unter den Arm. Augenblicke später war er auf dem Quarterdeck, wo Landry, Barthe und Archer ziemlich linkisch neben dem Kommandanten standen. Die Midshipmen standen einige Schritte weiter zurück.
    »Ah, Mr Hayden«, sagte Hart, als sein Leutnant an Deck erschien. »Wie nett von Ihnen, uns Gesellschaft zu leisten.«
    »Bitte um Entschuldigung, Sir«, beeilte sich Hayden zu sagen und tippte an seinen Hut. »Mir war nicht bewusst, dass ich gebraucht werde.«
    Mit einem Blick zum Himmel vergewisserte Hayden sich, dass sich der Sturm weitestgehend gelegt hatte. Der sonst so verhangene Himmel war stellenweise aufgerissen, und das Blau schimmerte durch das triste Grau. Der

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