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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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weiterfuhren.
    »Mr Hayden ...!«, rief Landry.
    Aus der Dunkelheit vor ihnen tauchten die hohen Bordwände des Handelsschiffes auf, und der scharfe Knall und das Aufflammen einer Muskete nahmen die Boote in Empfang. Die Kugel traf den Ruderer unmittelbar neben Hayden. Mit einem stöhnenden Laut sank der Mann in sich zusammen.
    Im selben Moment feuerte Hayden mit seiner Pistole auf die dunkle Reling und sah, dass jemand ins Meer stürzte. Mit einem dumpfen Aufprall legte das Boot längsseits an, und seine Leute schossen mit ihren Musketen. Hayden warf einen Enterhaken in die Wanten und kletterte an der Bordwand hoch. Einen Mann wehrte er mit dem Entermesser ab, als er über die Reling stieg, aber ein zweiter Gegner stach mit einem Bajonett zu und stieß durch den Stoff seiner Uniformjacke. Wickham erschoss den Franzosen, als dieser gerade zu einem zweiten Stich ausholen wollte. Der Mann fiel aufs Deck.
    Auf die ersten Schusssalven folgte nun Waffengeklirr. Mutig und mit Flüchen auf den Lippen kämpften sich die englischen Seeleute vorwärts. Rasch war der Kampf entschieden, denn die Besatzung des Handelsschiffs wollte dann doch nicht die Fracht mit ihrem Leben schützen. Viele entkamen in den Beibooten, während die restlichen Leute auf dem Vorderdeck zusammengetrieben wurden.
    Aus der Dunkelheit löste sich Wickham und hatte vor Aufregung ganz rote Wangen. »Sind Sie verletzt, Sir?«
    »Nur ein Kratzer. Mr Franks? Unter Deck alles gesichert?«
    »Aye, Mr Hayden. Wir haben noch ein paar Franzosen aus ihren Löchern gezerrt.«
    »Gut gemacht.« Hayden ließ den Blick über das Deck schweifen, das im kalten Sternenlicht nur zu erahnen war. Einige Männer lagen am Boden, wurden aber bereits von den Kameraden versorgt. Andere wurden über Bord geworfen, und Hayden konnte nur hoffen, dass nicht seine Leute unter den Toten waren. »Wickham? Gehen Sie ans Steuerrad und sehen Sie nach, ob das Ruderblatt reagiert.«
    Der junge Mann eilte zum Steuerrad.
    Hayden wusste, dass sie in Schwierigkeiten wären, wenn der französische Kapitän das Steuerruder beschädigt hatte. Mit langen Schritten überquerte er das Deck und verschaffte sich einen Überblick. Die Segel waren noch gesetzt, hingen aber schlaff herunter. In der kurzen Auseinandersetzung hatte das Schiff keinen sichtbaren Schaden genommen. Als er das Quarterdeck betrat, rief Wickham ihm zu: »Das Ruder reagiert, Mr Hayden!«
    »Dann können wir ihnen entkommen. Oben muss jemand in den Ausguck. Price, Sie entern auf.« Einer der Männer lief zu den Wanten und kletterte behände hinauf. »Können Sie die Kanonenboote sehen?«
    Einen Moment herrschte Schweigen. »Laternenlicht in der Meerenge, Sir, mehr nicht.«
    »Das müssen sie sein, denke ich. Die französischen Fregatten, können Sie die sehen?«
    »Nein, Sir, aber im Hafenbecken brennen viele Lichter, Sir.«
    »Das dachte ich mir«, murmelte Hayden. »Können Sie die Themis sehen?«
    Wieder Stille oben.
    »Ja, dort ist sie, Sir!«
    Hayden meinte zu sehen, dass der Mann in eine Richtung deutete, aber in der Dunkelheit war kaum noch etwas auszumachen.
    »Wo in etwa?«
    »Nordwest bei Nord. Eine Meile entfernt, oder auch mehr.«
    »Der Gezeitenstrom ändert sich, Mr Hayden«, berichtete Franks.
    Hayden brauchte einen Moment, bis er eine Spitze an der Steilküste mit einem Stern abgeglichen hatte. »So ist es, Mr Franks. Lassen wir uns auf die offene See treiben.«
    Hayden stellte sich nun ans Steuerrad. »Mr Wickham, würden Sie bitte die Verwundeten zählen und nachsehen, wie hoch unsere Verluste sind?«
    »Sofort, Sir.« Der junge Midshipman ging zu einer Gruppe Matrosen, die sich um einen Kameraden scharte. Hayden hörte, wie Wickham mit den Männern sprach. Der Bursche kam immer gut mit den Matrosen zurecht. Hayden glaubte, dass es an der offenen, ehrlichen Art des jungen Lords lag. Die Männer spürten, dass die Besorgnis des Midshipman nicht vorgetäuscht war.
    Erneut orientierte sich Hayden an einem Stern und einer markanten Stelle an der Küste und schätzte die Geschwindigkeit ab. Eine leichte Brise raschelte in den Segeln. Jetzt spürte er den Wind auch im Gesicht - ein warmer, duftender Wind von Land. Ob diese Brise auch die Kanonenboote voranbrachte, wusste er nicht. Der Wind hielt einen Moment an, ehe er abnahm.
    »Mr Franks, Sie sind jetzt Master und Bootsmann in einer Person. Sorgen Sie dafür, dass sich die Männer so gut es geht an die Arbeit machen. Wir müssen von der Steilküste weg und in die offene

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