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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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Bourne, immer noch grinsend. »Nun, es wird mir eine große Freude sein, meinen Bericht für die Admiralität zu schreiben. Und bei diesem tapferen Unternehmen braucht man beim Mut der beteiligen Männer nicht zu übertreiben. Wer führte das Enterkommando?«
    »Einer meiner Leutnants«, ließ Hart wie beiläufig fallen.
    »Sagen Sie mir, wer es war, damit ich ihn namentlich in meinem Bericht nennen kann.«
    »Nicht nötig, Bourne. Ich sorge schon dafür, dass er das bekommt, was er verdient«, antwortete Hart kalt.
    Bourne ließ nun seinen Blick über die Männer an der Reling der Themis schweifen und beschattete dann die Augen mit einer Hand. »Ist das dort Mr Hayden?«
    Der Erste Leutnant nahm seinen Hut ab und hob eine Hand zum Gruß.
    »Ah, jetzt verstehe ich!«, rief Bourne weiter. »Sie hatten einen guten Navigator an Bord. Niemand anders in der Navy Seiner Majestät kennt den Hafen von Brest besser als Mr Hayden.« Er blickte nach unten. »Mein Boot ist im Wasser. Ich komme zu Ihnen an Bord. Da gibt es etwas, das ich mit Ihnen besprechen muss.«
    Hart deutete eine kleine Verbeugung an und machte eine einladende Geste. Augenblicke später saß der agile Bourne im Beiboot. Die Seesoldaten auf der Themis reihten sich auf, und der Maat des Bootsmanns empfing den Kommandanten an Bord mit hohen Pfeifentönen. Die Seesoldaten präsentierten das Gewehr.
    Der freundliche Bourne schüttelte Hart die Hand und sprach noch einmal seinen Glückwunsch aus. Dann wandte er sich Hayden zu. »Haben Sie die Boote angeführt, Mr Hayden?«
    »In der Tat, Sir. Die Männer stellten sich ohne zu zögern der Gefahr. Es war mir eine Ehre, sie in das Gefecht zu führen.«
    »Sie sprechen wie der begabte Offizier, für den ich Sie halte«, sagte Bourne und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Hart. »Sie können sich glücklich schätzen, Mr Hayden als Ersten Leutnant zu haben. Ginge es nach mir allein, hätte er längst ein eigenes Kommando.«
    Hart ließ sich nichts anmerken, stimmte Bourne aber nicht zu.
    Die Offiziere wurden vorgestellt, und Bourne, dessen Charme sich kaum jemand entziehen konnte, hatte die Offiziere rasch mit einem Lächeln für sich gewonnen. Die Männer spürten gleich, dass der Kommandant wirklich erfreut war, mit den Offizieren der Themis bekannt gemacht zu werden. Wickhams Namen merkte sich Bourne besonders, als er hörte, dass der junge Midshipman beim Enterkommando auf der Prise dabei gewesen war.
    »Ich glaube, Mr Wickham hat mir das Leben gerettet«, erklärte Hayden ihm.
    »Dafür möchte ich Ihnen meinen Dank aussprechen«, sagte Bourne zu dem jungen Midshipman, »denn Mr Hayden ist mir lieb und teuer.«
    Man begab sich unter Deck, und Hayden, Wickham, Landry und Barthe folgten Bourne. Kurz darauf wurde an der Tafel in der Kajüte des Kommandanten eine leichte Mahlzeit aufgetragen, während Bourne seinen Charme und sein Wohlwollen spielen ließ. Die am Tisch versammelten Offiziere hingen dem Kommandanten förmlich an den Lippen, denn jeder wusste, welchen Ruf Bourne in der Navy genoss. Bald erfreute er die Männer mit Geschichten, in denen bisweilen auch Hayden eine Rolle spielte - doch Bourne übertrieb in mancher Hinsicht und sang ein Loblied auf seinen ehemaligen Offizier.
    Als sich die Mahlzeit dem Ende neigte, bat Bourne Hart auf ein Wort.
    »Mr Hayden darf selbstverständlich bleiben«, sagte Bourne, während die anderen Offiziere die Kajüte verließen.
    Als die Tür ins Schloss fiel, wandte sich Bourne Hart zu, schenkte ihm ein freundliches Lächeln und fragte: »Ich weiß nicht, wen Sie mit der Aufgabe betraut haben, die Prise nach Hause zu bringen, aber mein Zweiter Leutnant muss dringend nach England zurück. Vor zehn Tagen schenkte seine Gattin ihm eine kleine Tochter. Er ist lange und oft auf See. Wenn Sie ihn gewähren lassen, wird Ihre Prise wohlbehalten in Portsmouth einlaufen, das garantiere ich Ihnen.«
    »Ich hatte eigentlich Hayden damit beauftragt«, sagte Hart und sah alles andere als angetan aus.
    »Ich weiß, dass ich Sie um einen großen Gefallen bitte, aber mein Leutnant ist mit dem Herzen im Augenblick nicht bei der See. Außerdem könnte Ihr Erster Leutnant an Bord bleiben, was Sie gewiss erfreulich finden werden. Lassen Sie mich Ihnen versichern, Hart, dass es mir absolut nicht darum geht, Ihnen die Ehre streitig zu machen, die Sie sich bei diesem kühnen Unternehmen verdient haben. Und ich würde für immer in Ihrer Schuld stehen.«
    Hayden sah, dass Hart nicht gewillt war,

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