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Unter feindlicher Flagge

Unter feindlicher Flagge

Titel: Unter feindlicher Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sean Thomas Russell
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    »Getreide«, sagte Wickham.
    Barthes Lächeln wurde noch breiter. »Sollen die Seeleute von Brest ohne ihr französisches Brot auskommen«, sprach er. »Ihr Unglück ist unser Glück.«
    Landry stand ganz in der Nähe, die Hände hinterm Rücken verschränkt. »Der Kommandant wünscht Sie in seiner Kajüte zu sprechen, Mr Hayden.«
    Hayden nickte und warf einen Blick auf Hawthorne, der eine Braue hochzog und den Kopf schüttelte. In der Gewissheit, nunmehr mit dem Kriegsgericht konfrontiert zu werden, schritt der Erste Leutnant zum Niedergang auf dem Quarterdeck. Als er die Stufen nach unten ging, gewahrte er aus den Augenwinkeln die andere englische Fregatte, die mit vollen Segeln auf die Themis zuhielt.
    Der Seesoldat vor der Kajüte des Kommandanten meldete Hayden an, worauf Hayden den Hut abnahm und die große Kajüte betrat. Hart stand an den Heckfenstern, hatte die Hände hinterm Rücken und blickte auf die im frühen Sonnenlicht glitzernde See. Hayden musste eine Weile warten, bevor sich Hart schließlich zu ihm umdrehte. Hayden war überrascht, wie gefasst und reserviert Hart aussah. Keine Spur von Zorn und Wut, nur ein fast übertriebenes würdevolles Gehabe.
    »In meiner ganzen Dienstzeit hatte ich noch nie einen Offizier, der sich meinem ausdrücklichen Befehl so nachhaltig widersetzte, wie Sie es gestern Abend taten. Zudem hatte ich noch nie einen Leutnant unter meinem Kommando, der mein Schiff und meine Besatzung so leichtfertig in Gefahr brachte.« Der Ausdruck hochnäsiger Verachtung war aus seinen Zügen verschwunden, als Hart seine hellblauen Augen zusammenkniff. »Das Kriegsgericht wird Ihren Kapriolen ein Ende bereiten, Sir. Sie wollten mich wie einen Narren aussehen lassen! Es war allein Glück, dass Sie die Themis nicht zerstörten und meine ganze Mannschaft mit in den Tod rissen.« Mit der Faust schlug er auf den Tisch, auf dem sich jede Menge Papiere stapelten. »Der Teufel soll Sie holen, Sir! Sie werden nie mehr an Bord eines Kriegsschiffs Seiner Majestät dienen! Dafür werde ich sorgen!«
    Durch ein offenes Fenster drang der Ruf von einem anderen Schiff. Die zweite Fregatte war längsseits gekommen.
    Hart blickte sich einen Moment verwirrt um, fasste sich dann aber wieder. »Sie werden die Prise nach Portsmouth bringen und sich nach meiner Rückkehr vor einem Kriegsgericht verantworten. Und jetzt gehen Sie mir aus den Augen.«
    Hayden machte eine kleine Verbeugung und verließ die Kajüte. Es war nicht schlimmer verlaufen, als er erwartet hatte. Hart verfügte innerhalb der Admiralität über Einfluss, und daher hatte er keine leere Drohung ausgesprochen, Prise hin oder her.
    An Bord eines Schiffes blieb kaum etwas geheim, sodass sich Harts Drohung rasch herumsprechen würde. Binnen einer Stunde würden es alle an Bord wissen. Nun, dann wäre Hayden längst von Bord. Er würde nach Portsmouth zurückkehren und den Bericht für Philip Stephens abfassen. Man konnte nicht gerade behaupten, dass er, Hayden, seinen Auftrag ausgeführt hatte, und auch der Erste Sekretär würde das nicht anders sehen.
    Oben im Sonnenlicht sah Hayden die Männer an der Reling stehen, dahinter die Masten der zweiten Fregatte. Hart erschien nun an Deck, trat ebenfalls an die Bordwand, wo sich inzwischen alle Midshipmen und Deckoffiziere eingefunden hatten und dem Kommandanten rasch Platz machten. Denn jeder spürte den Zorn, der in Hart schwelte. Hayden bahnte sich seinen Weg durch die Männer und schaute dann auf die Tenacious. Der Kommandant stand an der Reling und hielt sich mit einer Hand in den Wanten des Besanmasts fest.
    »Hart, Sie alter Haudegen!«, schallte die Stimme von Henry Bourne über das ruhige Wasser. »So etwas Feines habe ich schon lange nicht mehr gesehen! Da brauchte man schon eine gehörige Portion Mut, trotz Kanonenbooten und Fregatten auf die Meerenge zuzuhalten. Und das bei abflauendem Wind und hereinbrechender Dunkelheit - ganz zu schweigen von Les Fillettes! Ich muss gestehen, ich fiebere meinem Anteil entgegen, aber meine Mannschaft ist anderer Meinung.« Ein charmantes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Bei der Dunkelheit konnte ich nicht alles genau verfolgen. Wir sahen noch, wie der Franzose die Flagge strich, doch dann hörten wir Musketen und Waffengeklirr. Was war geschehen?«
    Hart zögerte einen Moment und antwortete dann: »Ja, sie holten die Flagge ein, doch dann fand der Kapitän seinen Mut wieder, als der Wind abflaute.«
    »Der Schurke!«, rief

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