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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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brauchte ich nicht. Ich glitt von der Motorhaube und stolperte beinahe, fing mich an der Wagenseite wieder ab und versteckte mich hinter ihm.
    Der blonde Mann brachte sich selbst zwischen mich und meine Angreifer. Zitternd beobachtete ich, wie er sich ihnen näherte.
    Sie stolperten die Böschung hinunter und kamen mühsam wieder auf die Beine. Die Angst, die ich noch vor wenigen Augenblicken empfunden hatte, war nichts im Vergleich zu der Spannung, mit der die Atmosphäre jetzt geladen war.
    Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. In Panik wie eingefroren, konnte ich nur beobachten, wie meine Angreifer weiter und weiter zurückwichen.
    Meine Augen waren auf meinen blonden Retter geheftet. Er stand mit dem Rücken zu mir, wie eine unüberwindbare Mauer zwischen mir und den betrunkenen Kerlen. Dann drehte er den Kopf und blickte mich an.
    Eine Welle der Erleichterung durchflutete meinen Körper, als ich seinen veränderten Ausdruck sah. Er war nicht mehr mörderisch. Es war derselbe Ausdruck, an den ich mich erinnerte, der Ausdruck, den seine Augen gehabt hatten, als er über mir gekniet und mich vor dem Regen geschützt hatte.
    Meine Angreifer zögerten. Sie machten einen Schritt auf mich zu, hielten jedoch inne, als mein Retter sich ihnen wieder zuwandte.
    Ich zitterte am ganzen Körper, stand wie angewurzelt neben dem Wagen, und starrte auf die unheimliche Szene. Da war etwas, das meine Angreifer davon abhielt, sich auf mich zu stürzen, etwas, das von dem blonden Mann ausging, und das auch ich mit allen Sinnen spürte. Doch wie lange konnte er die Männer in Schach halten?
    Plötzlich wandte er sich wieder zu mir um und begegnete meinem verschreckten Blick mit strahlenden Augen. Er machte eine kaum merkliche Kopfbewegung Richtung Friedhofstor.
    » Lauf .«
    Der Klang seiner Stimme jagte durch meinen Körper. Ich erwachte aus meiner Starre und rannte los.
    Ich riskierte nicht, auf dem nassen Gras auszurutschen, und rannte direkt auf der Straße. Die lärmende Musik hinter mir wurde leiser und leiser. Ich hörte keine Schritte, die mir folgten, doch ich wagte auch nicht, mich umzudrehen.
    Meine Lungen brannten wie Feuer, als ich endlich keuchend Kasters Haus erreichte. Ich prallte fast gegen die Tür, doch noch bevor ich dagegen hämmern konnte, wurde sie von innen aufgerissen.
    Kaster stand mit blitzenden Augen vor mir. »Herein, schnell!« Er zog mich ins Haus und schlug die Tür hinter mir zu.
    Ich stand keuchend im Wohnzimmer, vornübergebeugt, und stützte meine Hände in die Seiten.
    Kaster warf einen Blick durch das Fenster neben der Tür. »Das war Rettung in allerletzter Sekunde«, brummte er und verschränkte die Arme. »Zum zweiten Mal in 24 Stunden. Du hältst ihn ganz schön auf Trab.«
    Ich starrte Kaster verwirrt und sprachlos an. »Sie … wissen …?« Ich gestikulierte atemlos in Richtung der Unfallstelle.
    »… dass du ein sturer Dickkopf bist? Ja, das weiß ich. Trotzdem hätte ich dich nicht gehen lassen dürfen.«
    »Sie wussten … dass ich … überfallen werde?«, keuchte ich entsetzt.
    »Natürlich nicht, du dummes Mädchen! Aber ich wusste, dass etwas Schlimmes geschehen könnte. Zum Glück war er rechtzeitig da.«
    Meine Augen wurden groß. »Woher … ?« Ich durchquerte das Wohnzimmer und blieb direkt vor Kaster stehen. »Sie kennen ihn! Sie wissen, dass er mir geholfen hat!«
    »Unsinn«, erwiderte Kaster zornig. »Das ist Unsinn! Ich bin froh, dass dir nichts geschehen ist, mein Kind. Aber es war leichtsinnig, was du getan hast, sehr leichtsinnig! Und es war falsch von mir, dich gehen zu lassen! Das war sehr gefährlich.«
    »Wir müssen zurück!«, drängte ich. »Wir müssen ihm helfen! Kommen Sie, bitte schnell …«
    Kaster bewegte sich keinen Millimeter. »Du gehst nicht wieder zurück dorthin.«
    »Sie verstehen nicht! Er ist allein dort draußen mit diesen Kerlen! Wir müssen die Polizei rufen …«
    »Wir werden die Polizei rufen.« Kaster griff nach dem Telefon. »Jetzt gleich. Damit du eine Anzeige machen kannst.«
    Ich lief im Wohnzimmer auf und ab wie ein eingesperrtes Tier, während Kaster telefonierte.
    »Sie kommen in wenigen Minuten.«
    »Das reicht! Ich gehe zurück!« Ich stürzte zur Tür.
    »Bleib hier.«
    »Wieso?«, schrie ich. »Verstehen Sie denn nicht …?«
    »Ich verstehe besser, als du vielleicht denkst.«
    »Wir müssen ihm helfen! Wir müssen …«
    »Er braucht deine Hilfe nicht.« Kasters Stimme klang so ruhig, dass meine Hand an der Türklinke

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