Unter goldenen Schwingen
völlig verlassen.
»Schrottkarre!«, rief einer der Männer und trat gegen das Wrack. »Der ist bestimmt draufgegangen!«
Die drei Männer grölten wieder. Ihre Stimmen übertönten die laute Rockmusik.
Ich ging langsam rückwärts. Nur weg von hier , dachte ich, und bewegte mich vom Lichtkegel der Scheinwerfer weg.
»He!«, schrie einer der Männer. »Wer ist die Kleine da?«
Ich drehte mich um und ging mit zügigen Schritten an der Straße entlang, ohne zu rennen.
Zeig ihnen nicht, dass du Angst hast , dachte ich. Doch mein Herz schlug bis zum Hals, als ich hörte, dass die drei Männer mir folgten.
Ich stapfte durch das nasse Gras, so schnell ich konnte. Die Musik hinter mir wurde leiser, doch die Schritte der Männer näherten sich schon.
»Nicht so eilig!« Zwei der Männer überholten mich und stellten sich mir in den Weg.
Ich zuckte zurück und drehte mich um, doch direkt hinter mir stand der Dritte.
»Hübsche Kleine«, sagte er und die anderen lachten. Sie stanken nach Bier.
Mein Magen krampfte sich zusammen.
»Was willst du hier?«
»Das ist … mein Auto.« Ich riss mich zusammen und versuchte, meiner Stimme einen festen Klang zu geben, doch eigentlich wollte ich nur rennen, so schnell ich konnte.
Zu Kasters Haus waren es fünfhundert Meter.
Eine unüberbrückbare Distanz.
Die Männer grölten. »Toller Schlitten!«
Ich wich ihren Blicken aus und versuchte, an ihnen vorbeizugehen. Doch so leicht ließen sie mich nicht davonkommen.
»Nicht so hastig!«
Die Art, wie die Männer mich anstarrten, machte mir Angst. Mein Körper spannte sich an, und ich machte mich bereit, mich zu wehren.
»Wir haben auch einen tollen Schlitten«, grinste einer der Männer, ein dicker Kerl mit schwarzem Pferdeschwanz. »Willst du ihn sehen?«
Die anderen lachten wieder. Diesmal klang es so schmutzig, dass mir übel wurde.
»Lassen Sie mich gehen«, stieß ich hervor und versuchte wieder, an den Männern vorbeizukommen.
Doch die beiden Kerle vor mir hielten mich auf, und der Dicke nahm einen langen Schluck aus seiner Bierflasche. »Ich habe ein Idee«, sagte er und wischte sich den Mund am Handrücken ab. »Feiern wir doch eine kleine Party.«
Ich fühlte Panik in mir aufsteigen. Ich blickte blitzschnell zwischen den Männern hin und her, dann stieß ich den Dünnsten zur Seite und rannte los.
Doch ich kam nur wenige Schritte weit. Ich fühlte, wie Hände sich um meine Arme schlossen und mich zurückrissen. Ich schrie, zuerst vor Angst und dann vor Schmerz. Der Dicke mit dem Pferdeschwanz zerrte mich zurück und hielt mir die Hand vor den Mund.
»Halt die Schnauze!«
Seine beiden Freunde grölten. Mein Herz schlug wie verrückt. Tränen der Verzweiflung schossen mir in die Augen, als die Männer mich zurück zum Wagen schleiften. Ich trat nach dem, der mich festhielt, doch ich hatte keine Chance.
»Wir feiern unsere Party gleich hier!«, grölte einer der Typen, und ich sah, dass er eine Tätowierung am Hals hatte. Ein Spinnennetz.
»Das hier ist unser Schlitten, Kleine! Gefällt er dir?« Der Dicke warf mich gegen die Kühlerhaube seines Autos und drückte mich brutal nieder. Ich fürchtete, meine Rippen würden brechen. Unter mir spürte ich, wie der Wagen unter den Bässen vibrierte.
In dem Augenblick, als er seine Hand von meinem Mund nahm, schrie ich laut um Hilfe. Die Männer lachten grausam.
»Hier ist keiner, der dir hilft!«
Ich schlug nach dem Dicken, der mich niederdrückte, und traf ihn ins Gesicht. Sein Ausdruck verzerrte sich. Er hob die Faust und ich zuckte vor Angst zurück.
Doch sein Schlag kam nicht.
Mein Angreifer erstarrte und seine Freunde verstummten. Ich fühlte meinen Puls rasen und hörte meinen heftig keuchenden Atem über der dröhnenden Rockmusik.
Die drei Männer starrten auf etwas hinter dem Wagen. Ich drehte meinen Kopf, aber ich konnte nichts sehen.
Der Dicke ließ seine Faust sinken. Ich wagte kaum, mich zu bewegen.
Plötzlich trat jemand hinter dem Auto hervor. Ich keuchte erschrocken.
Der junge Mann mit den blonden Haaren bewegte sich wie ein Raubtier auf meine Angreifer zu. Er war viel größer, als ich ihn in Erinnerung hatte. Und er hatte einen mörderischen Ausdruck im Gesicht.
Die Männer wichen vor ihm zurück. Der Dicke ließ mich los und starrte ihn an wie ein Kaninchen einen Löwen.
Langsam trat der blonde Mann neben den Wagen. Er bewegte sich mit tödlicher Ruhe. Als er neben mir stand, streckte er auffordernd seinen Arm nach mir aus.
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