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Unter goldenen Schwingen

Unter goldenen Schwingen

Titel: Unter goldenen Schwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Luca
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Ramiel sprach, während Seraphela mit versteinerter Miene danebenstand.
    »Was heißt hier ›früher‹?«, fragte Kaster. »Hat sich deine Wahrnehmung seit vorgestern etwa geändert?«
    Ich sah ihn verwundert an. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Du siehst also etwas, das schmächtige 1.85 Meter groß ist, und eine Flügelspannweite von sechs Metern hat – meinen Glückwunsch. Aber wie ist deine Wahrnehmung bei anderen Dingen?«
    Ich schüttelte ratlos den Kopf. »Die da wären …?«
    »Mädchen, wenn ein alter Mann wie ich es sehen kann – zwischen euch beiden knistert es wie im Elektrizitätswerk.«
    »Oh«, sagte ich kleinlaut. »Das.«
    Kaster betrachtete mich streng. »Ja. Das . Es hat sich also doch etwas geändert seit vorgestern.«
    Ich zuckte vage mit den Schultern.
    Kasters Stimme klang alarmiert. »Um Himmels Willen, Mädchen, er ist nichts für dich!«
    »Das weiß ich auch«, murmelte ich. »Ich habe mir das doch nicht ausgesucht.«
    »Bist du vollkommen wahnsinnig?«, flüsterte Kaster entsetzt. »Weißt du überhaupt, was du damit anrichten kannst?«
    »Ja«, sagte ich düster. »Und zwar seit gestern.«
    Der Alte starrte mich entgeistert an.
    »Ich weiß, dass er sterben kann«, sagte ich, ohne meinen Blick von Nathaniel zu nehmen.
    Kaster schwieg für einen sehr langen Moment.
    »Du hast keine Ahnung«, murmelte er dann. »Sterben? Sterben ist sein geringstes Problem.« Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, was eine Unverzeihliche Tat ist?«
    »Nein«, gab ich zu.
    » Das ist eine Unverzeihliche Tat.« Er deutete auf Nathaniel. »Die Liebe zwischen einem Engel und einer Sterblichen! Kannst du dir überhaupt vorstellen, welche Strafe darauf steht?«
    »Der Fall?«, murmelte ich.
    »Verdammt richtig!«, donnerte Kaster so plötzlich, dass ich erschrocken einen Satz zur Seite machte. »Der Fall! Das Entsetzlichste, das einem Engel widerfahren kann! Er wird verstoßen und in die Hölle verbannt, wo er bis in alle Ewigkeit sein Dasein fristen muss! Ist es das, was du dir für ihn wünschst?« Kaster starrte mich wütend an.
    »Natürlich nicht«, stotterte ich, eingeschüchtert von seinem Wutausbruch. »Er wird niemals davon erfahren.«
    »Was für ein Unsinn! Er ist ein Engel, verdammt noch mal, er kann deine Gedanken hören!«
    »Diese nicht.«
    Kaster Augen wurden schmal. »Wer hat dir das erzählt?«
    »Ein … Dämon«, sagte ich unbehaglich. In diesem Moment dämmerte mir, dass Lazarus mich belogen haben könnte.
    »Ein Dämon!« Kaster breitete sarkastisch die Arme aus. »Hervorragend! Hast du vielleicht noch mehr so zuverlässige Informationsquellen?«
    »Er hat gesagt, es gibt einen Schild«, verteidigte ich mich. »Ich habe zwar keine Ahnung, was das bedeutet, aber …«
    »Einen Schild?«, murmelte Kaster. »Das würde einiges erklären …«
    Ich schwieg fragend, und Kaster schloss gequält die Augen. »Sag mir nicht, du hast einem Dämon vertraut, ohne überhaupt zu wissen, was ein Schild ist?«, flüsterte er.
    »Ich hatte nicht gerade viele Wahlmöglichkeiten«, murmelte ich zerknirscht. »Nathaniel kann ich schlecht fragen, und wo bitte soll ich nachsehen, bei Wikipedia?«
    Kaster schüttelte fassungslos den Kopf. »Ein Schild ist eine unsichtbare Barriere, die etwas abschirmen kann …«
    »So viel habe ich mir selbst zusammengereimt, vielen Dank.«
    »Lass mich ausreden«, grollte Kaster. »Schilde machen Dinge nicht ungeschehen, sie halten sie nur vor denjenigen zurück, die sie nicht sehen sollen. Und sie sind nicht unzerstörbar. Wenn der Schild fällt, bricht alles, was er zurückgehalten hat, hervor.«
    »Dann darf Nathaniel niemals von dem Schild erfahren. Und solange er hält …«
    »Willst du seine Zukunft von den Launen eines Dämons abhängig machen?«
    »Nein! Aber was soll ich tun?«
    »Ich denke, das weißt du.«
    Ich biss mir auf die Lippen und schwieg.
    »Wenn es nichts mehr gibt, das abgeschirmt werden muss, wird der Schild wertlos«, sagte Kaster.
    Ich starrte zu Boden. »Ich kann meine Gefühle nicht einfach abstellen.«
    Kaster hob plötzlich seine Hand und hielt inne, so als ob er etwas hörte.
    »Er weiß es«, murmelte er.
    »Was?« Panik flackerte in meiner Stimme auf. »Er weiß was?«
    Kaster beobachtete Nathaniel und die anderen durch das Fenster.
    Meine Augen wurden groß, als ich begriff. »Können Sie sie etwa hören?«
    Kaster deutete auf Nathaniel, der gerade sprach, und wiederholte seine Worte. »› … muss ein sehr mächtiger Dämon sein,

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