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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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Sympathie für sie empfand, mochte seine Objektivität beeinflussen. Vielleicht war Alex überhaupt nicht zufällig in den Besitz dieser Kontoauszüge gelangt. Es konnte durchaus möglich sein, dass sie nicht nur mit diesem St. John, sondern sogar mit Vitali selbst gemeinsame Sache gemacht hatte, bis sie Streit mit ihnen bekommen hatte. Ein Verdacht stieg in Nick auf, und dieser Verdacht war so ungeheuerlich,dass ihm übel wurde. Hatte Alex ihn womöglich nur angerufen, damit er mit der Aufdeckung eines angeblichen Bestechungsskandals von ihrer Tat ablenkte? Wer sagte ihm, dass diese Kontoauszüge echt waren? Für eine Bänkerin war es nicht schwer, solche Auszüge herzustellen. Nick fühlte sich abgrundtief elend. Was war, wenn Alex das alles von langer Hand geplant hatte? Es war denkbar, dass sie an jenem Sonntag nur zu ihm auf den Friedhof gekommen war, um sein Vertrauen zu erschleichen. Vielleicht hatte sie Streit mit ihrem Liebhaber Vitali bekommen und sich einen perfiden Plan ersonnen, Vitali eins auszuwischen. Wer war da als Verbündeter besser geeignet als er, Nick Kostidis? Aber Alex’ Mitgefühl und ihre Angst vor Vitali hatten so echt gewirkt. Er hatte ihr vorbehaltlos geglaubt, ja, er hatte ihr vertraut.
    »Scheint mir fast so, als hätte uns die Dame ganz ordentlich an der Nase herumgeführt«, sprach Frank in diesem Augenblick Nicks Befürchtungen aus.
    »Ich kann das nicht glauben«, sagte er leise. Es wäre entsetzlich, wenn Alex ihre Anteilnahme und ihre Angst nur gespielt hätte, um ihn zu benutzen. Er dachte daran, wie sie sich in seine Arme geschmiegt hatte, an dem Abend, an dem sie sich in Tri-BeCa getroffen hatten. Er gab viel auf seine Menschenkenntnis. Aber plötzlich fiel ihm Raymond Howard ein. In ihm hatte er sich auch getäuscht. Sollte er sich tatsächlich ein zweites Mal so gravierend geirrt haben?
    »Sie hat mich gebeten, die Informationen, die sie uns gegeben hat, sofort zu benutzen«, überlegte Nick laut.
    »Das würde zumindest eine Weile den Mord an diesem Typen aus den Schlagzeilen verdrängen«, Frank nickte. »Unterdessen kann sie sich in Ruhe aus dem Staub machen.«
    Nick starrte stumm vor sich hin.
    »Sie hat das ganz raffiniert eingefädelt«, sagte Frank, »ich habe ihr alles geglaubt. Sie ist eine tolle Schauspielerin.«
    »Ich habe das Gefühl, jemand versucht wieder einmal etwas zu vertuschen«, entgegnete Nick. »So, wie mit der Milzbrandsache.«
    »Möglich«, erwiderte Frank skeptisch, »fragt sich nur wer was vertuschen will. Für mich sieht es so aus, als ob die Sontheimversucht, mit dieser Bestechungsskandal-Masche von ihren krummen Geschäften abzulenken.«
    »Lassen Sie mich bitte alleine«, bat Nick. »Ich muss über alles in Ruhe nachdenken. Sagen Sie Allie, dass sie keine Gespräche durchstellen soll, außer ...«
    »Ja?«
    »Außer, wenn es Alex Sontheim ist.«
    »Chef! Sie machen einen Riesenfehler! Die Frau wird wegen Mordes gesucht!«
    »Frank, bitte!«
    Frank Cohen warf seinem Chef einen schiefen Blick zu und verließ nach kurzem Zögern das Büro. Nick schloss die Augen. Ein bitteres Gefühl der Enttäuschung erfüllte ihn. Niemals wieder in seinem Leben würde er einem anderen Menschen vertrauen, wenn er sich derart in Alex getäuscht haben sollte. Er verdankte ihr sein Leben, denn wenn sie ihn auf dem Friedhof nicht gewarnt hätte, wäre er heute tot. Nun hatte sie ihn um Hilfe gebeten, und er war zu feige, etwas zu unternehmen, weil er Angst davor hatte, einen Fehler zu machen. Früher war er nie zögerlich oder zaghaft gewesen, früher, in seinem alten Leben, bevor es Vitali gelungen war, ihn zu zerstören. Nick Kostidis seufzte gequält und wünschte, er könnte jemanden um Rat fragen, was er tun sollte. Als Politiker war er darauf angewiesen, alle fünf Jahre neu gewählt zu werden. Er gefährdete seinen Ruf und seine Glaubwürdigkeit, wenn sich herausstellte, dass die Kontoauszüge, die Alex ihm gegeben hatten, nicht echt waren. Sein Gefühl sagte ihm, dass sie echt waren, aber was, wenn nicht? Nachdenklich drückte er die Fernbedienung des Fernsehers, dessen Ton abgeschaltet war. Früher hatte er sich nie davon beeinflussen lassen, was andere Menschen dachten, wenn er von einer Entscheidung überzeugt war, und war diese Entscheidung zudem auch noch unpopulär, dann hatte er sie schnell getroffen, um es hinter sich zu bringen. Warum nur tat er nicht endlich das, worum Alex ihn gebeten hatte? Es war ihm doch eigentlich gleichgültig, ob man ihn

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