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Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien

Titel: Unter Haien - Neuhaus, N: Unter Haien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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oder nach Grand Cayman? Verdammt! Alex fröstelte unwillkürlich, aber dann verscheuchte sie energisch diese düsteren Gedanken. Sie wollte nichts wissen und ungestört ihren Job machen, mehr nicht. Oliver Skerritt sollte zur Hölle fahren!
    ***
    Mark fiel es den Rest des Tages schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Die Begegnung mit Oliver im Battery Park war keineswegs zufällig gewesen, sondern von Mark sorgfältig arrangiert, denn er hatte in den letzten Wochen immer mehr Zweifel an der Legalität der Deals bekommen, an denen er arbeitete. Bei den Recherchen für den aktuellen Micromax-Deal, der auf den ersten Blick eher unspektakulär erschien, war Mark darauf gestoßen, dass Finley Desmond, dem Hauptaktionär der Ventura Film Corp aus Los Angeles, die Micromax übernehmen wollte, bereits ein großes Aktienpaket von Micromax auf Umwegen über eine dubiose kanadische Firma gehörte. Und diese kanadische Firma gehörte wiederum einer alten Bekannten, nämlich der SeViCo Holding, und damit der Sunset Properties. Das war schon ein ziemlich eigenartiger Zufall und sah fast nach Geldwäsche aus. Mark mochte den Gedanken nicht, für ein Unternehmen zu arbeiten, das zwielichtige Geschäfte machte, und ihm war mittlerweile klar, dass es bei LMI nicht ganz mit rechten Dingen zuging. Als er Oliver von seinen Vermutungen erzählt hatte, hatte der ihm noch einiges mehr erzählt und vermutet, Alex wisse darüber Bescheid. Das hatte Mark ihm nicht glaubenwollen, aber es enttäuschte ihn doch sehr, dass Alex Oliver nicht wenigstens angehört hatte. Er erinnerte sich lebhaft daran, wie sich Gilbert Shanahan in den Wochen vor seinem Tod verändert hatte. Bevor er zu LMI gekommen war, war er Spitzenverkäufer im Wertpapierhandel bei Cantor gewesen, er hatte mehrere Ferraris und eine Villa auf Long Island besessen. Doch aus dem großspurigen Mann war ein Nervenbündel geworden, ein Schatten mit blutunterlaufenen Augen, der bei jedem Klingeln des Telefons zusammenzuckte und den Druck, dem er ausgesetzt war, nicht mehr ertragen konnte. Mark hatte Shanahan jeden Tag gesehen, er hatte seine wachsende Panik bemerkt und auf den Zusammenbruch gewartet, dem der Tod zuvor gekommen war. Hatte Shanahan tatsächlich auf eigene Rechnung illegale Geschäfte gemacht? Oder stimmte die Version von Oliver, der sich dessen sicher war, dass man Shanahan benutzt und schlussendlich geopfert hatte, als die Machenschaften aufzufliegen drohten? Tat Alex vielleicht dasselbe, was Shanahan getan hatte? Mark starrte vor sich hin. Einzig seine Bewunderung für seine Chefin und die Tatsache, dass es nicht mehr so einfach war wie vor zehn Jahren, einen gut bezahlten Job zu finden, wenn man kein Spezialist auf irgendeinem Gebiet war, hatten ihn bisher davon abgehalten, dem Rat seines Freundes Oliver zu folgen. Aber wenn Alex nun wirklich über die dubiosen Verbindungen ihrer Klienten Bescheid wusste und … Das Summen des Telefons riss ihn aus seinen Gedanken. Es war Alex. Sie wartete auf die Berechnung der zu erwartenden Einnahmenüberschüsse bei der Neuemittierung eines Wertpapiers, das LMI herausgeben würde, um den Kauf von Micromax für Ventura zu finanzieren. Mark ergriff seine Unterlagen und machte sich auf den Weg zu Alex’ Büro. Er würde die ganze Sache beobachten. Das war das Einzige, was er tun konnte.

17. Mai 1999
    Alex saß todmüde in der U-Bahn auf dem Weg nach Hause. Sie hatte heute ein sehr lukratives Geschäft abgeschlossen, das sie in den vergangenen Wochen beinahe rund um die Uhr beschäftigt hatte, aber sie hatte sich ziemlich schnell von der Feier ihrer Mitarbeiter im Luna Luna , einer Kellerbar gleich um die Ecke bei LMI, abgeseilt. Ihr war nicht nach Feiern zu Mute, sie fühlte sich ausgebrannt und gleichzeitig so, als hätte sie aus Versehen ein Hochspannungskabel berührt. Der Stress machte ihr nichts aus, wohl aber der Artikel in der Klatschspalte der Post , die ihr jemand während ihrer Mittagspause aufgeschlagen auf den Schreibtisch gelegt hatte. Seitdem sie es gelesen hatte, kochte Alex vor Zorn. Sergio war am letzten Wochenende auf einem Benefiz-Golfturnier auf Long Island gewesen und zwar schon zum dritten Mal hintereinander in Begleitung des bekannten Topmodels Farideh Azzaeli. Noch am Freitag zuvor hatte er Alex angerufen und sie gebeten, sich das Wochenende frei zu halten, was sie auch getan hatte. Sie hatte zwei Einladungen abgelehnt, um dann zwei Tage lang sinnlos herum zu sitzen, weil er sich nicht mehr bei ihr

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