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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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zugrunde, andere werden von wilden Tieren zerrissen oder verfallen dem Wahnsinn.
    Die »Astra« ist zum Kampf gerüstet. Jeder steht abwartend auf seinem Posten. Noch ist, außer der Tatsache, daß sich das fremde Schiff schnell nähert, nichts Ungewöhnliches festzustellen, wenn man davon absieht, daß der Schnellsegler keine Flagge führt.
    Kapitän Civone hat im voraus gewußt, daß sein Kurswechsel, der ihn näher an die Küste bringen sollte, zwecklos ist. Die Korvette segelt viel schneller. In kurzer Zeit werden beide Schiffe auf gleicher Höhe stehen.
    Wenn der Fremde wider Erwarten keine bösen Absich-ten hegt, wird der ganze Spuk in einigen Stunden am Horizont verschwunden sein.
    Wieder mustert Civone den Unbekannten durch das Teleskop.
    Da blitzt es auf der Korvette auf. Ein Donnerschlag zerreißt die Morgenstille. Das fremde Schiff hat die »Astra«
    zum Beidrehen aufgefordert. Schaden ist nicht entstanden, da der Schuß als Warnung vor den Bug gesetzt worden war.
    Im Topp der »Astra« flattert neben der französischen die genuesische Flagge. Und die Ligurische Republik Genua hat keinen Vertrag mit den Barbareskenstaaten.
    Auch wenn einer bestände, ist es unangenehm, von einem Korsaren angehalten und durchsucht zu werden.
    Die Räuber sind unberechenbar. Da hat es vielleicht eine Unterredung mit dem französischen Konsul gegeben, die dem Herrscher nicht gefiel. »Bringt mir ein Schiff seines Landes«, läßt daraufhin der türkische Herrscher seine Kapitäne wissen. – »Ein Schiff geraubt? Ja, wir lassen nicht mit uns spaßen! Was fällt eurem Konsul ein, sich nicht mit mir einverstanden zu erklären! Ihr könnt die Prise freikaufen, den Preis bestimme ich. Im übrigen sind wir natürlich nach wie vor die besten Freunde. Allah segne dich, großmächtiger Freund, und gebe dir eine glückliche Hand in allen deinen Unternehmungen!« So geschieht es oftmals, trotz des bestehenden Vertrags.
    Und Genua hat keinen Vertrag. Der Kapitän oder ein Offizier des Korsaren, begleitet von einem zweiten Mann, wird an Bord der »Astra« kommen und das Schiff als Prise erklären. Die Menschen werden zu Sklaven gemacht.
    Civones Befehle überstürzen sich. Die gutgeschulte Mannschaft führt sie schnell und sachgemäß aus.
    Der Korsar, denn als solcher hat er sich durch den Schuß zu erkennen gegeben, ist näher herangekommen.
    Beide Schiffe liegen sich breitseits gegenüber. Die Entfernung ist aber noch bedeutend.
    Gleich nachdem drüben der Schuß gelöst worden war, wurde es auf dem Raubschiff lebendig. Plötzlich wimmelt es auf dem bisher wie tot erscheinenden Deck von Menschen. Waffen glänzen in den ersten Strahlen der Sonne.
    Der genuesische Kapitän weiß, daß sein Schiff nicht gegen den wohl kleineren, aber in allem überlegenen Segler aufkommen kann, obwohl es, wie alle Kauffahrteischiffe, zum Schutz gegen die Korsaren stark bestückt ist. Flucht ist unmöglich. Eine schwere Entscheidung ist zu fällen. Soll man kämpfen, das Leben einsetzen, oder das Schiff einfach übergeben? Gnade ist so oder so von den Piraten nicht zu erwarten. Lediglich die ungewisse Möglichkeit besteht, nach jahrelanger Sklaverei freigekauft zu werden. Noch ist nichts entschieden. Für den Augenblick gilt es, die Breitseite der »Astra« dem Seeräuberschiff zu entziehen.
    Der Segler gehorcht dem Steuer.
    »Elende Ente!« knirscht Civone bei der Ausführung des Manövers durch die Zähne. Mit welcher Leichtigkeit kann dagegen die Korvette jede Kursänderung vorneh-men. »Feuer! Aus allen Rohren! Feuer!«
    Mit Jubel begrüßt die Mannschaft die Entscheidung des Kapitäns.
    Die »Astra« beginnt einen ungleichen Kampf.
    Wie ein grollender Gott hat der Waffenmeister die Befehle wiederholt. Das Kauffahrteischiff schwankt, als die Kanonen aufbrüllen. Inzwischen hat der Kapitän neue Befehle erteilt. Wieder wird der Kurs gewechselt.
    Auf dem Korsarenschiff scheint man allwissend zu sein. Die Kugeln der »Astra« verursachen zwar einigen Schaden in seinem Takelwerk, aber nicht im geringsten den, der erwartet war. Kurz vor Abgabe der Schüsse hat der Pirat ebenfalls zu einer Schwenkung angesetzt. Ein Teil der Geschosse ist unschädlich ins Wasser gefallen.
    Die Schiffe segeln im Zickzack. Die plumpe »Astra«
    schwer und behäbig mit den großen Lasten, die in ihr verstaut sind; der schlanke Korsar flink und behende.
    Dabei nähert sich das Raubschiff immer mehr dem genuesischen Segler. Auf beiden Seiten wird jede Möglichkeit genutzt, den

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