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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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Schon sind die Unmenschen über ihm. Mit letzter Kraft bäumt er sich auf, schüttelt zwei der Piraten von sich ab. Ein Hilferuf wälzt sich über das Schiff, so schrill, fordernd, daß selbst die Korsaren zu-sammenfahren. Zwecklos. Niemand kann ja dem schwer Bedrängten Hilfe bringen. Ein Säbel blitzt in der Sonne auf.
    Auch Parvisi war bei dem Ruf zusammengezuckt. Ein schneller Blick hinüber. Er sieht das Ende des braven Waffenmeisters. Ein gleiches wird ihm, vielleicht schon in dieser Minute, bereitet werden.
    Soll er weiterkämpfen oder sich ergeben? Würde man ihm das Leben lassen, wenn er sich still hinsetzte und sich nicht mehr wehrte? Nein, die vertierten Menschen werden kein Mitleid haben. Sie sind im Blutrausch; sie müssen töten, selbst wenn man keine Hand mehr gegen sie erhöbe.
    Tigern gleich nähern sich die Bezwinger des Waffenmeisters jetzt dem jungen Mann, der zuletzt nur die ge-fährlichsten Gegner abgewehrt, nicht mehr angegriffen hat. Er ist unschlüssig, wie er sich weiter verhalten soll.
    »Luigi, zu Hilfe!« Raffaela stößt den Schrei in höchster Not aus. Zwei Neger schleifen die Unglückliche an Armen und Haaren über das Deck.
    Ein Mann wirft sich dazwischen: Benedetto. Irgendwer schlägt ihn nieder.
    »Laßt die Hände von der Frau!! Ihr Hunde! Ich komme, Raffaela!« Mit einer Kraft, die der von zehn Männern gleicht, schwingt Luigi seine todbringende Waffe. Die ihm zunächst Stehenden sinken getroffen zusammen. Für einen Augenblick weicht die Menge zurück.
    »Hunde!« Eine andere Stimme ist es, die sich des gleichen Worts bedient. Die Angreifer ducken sich, drängen wieder vor.
    Noch ist Parvisi nicht verwundet. Und doch wird er das Schicksal, das ihm, wie all den anderen Menschen der
    »Astra«, beschieden ist, nicht ändern. Sein gewaltiger Kampf löst maßlose Erbitterung aus. Immer wieder feuert die fremde Stimme an. Luigi darf kein Auge von der Meute wenden, muß jeden Angriff in den Augen der Feinde erkennen, bevor Hand und Arm zur Ausführung bereit sind.
    »Ich lasse euch allesamt an die Rahen knüpfen, wenn ihr zurückweicht!« droht jetzt die Stimme. Ah, der Kapitän des Raubschiffes beobachtet den Kampf und spornt die Leute an.
    Parvisi wagt es, diesen Mann in der Menge zu suchen.
    Dort steht er. Im Rücken der anderen. Ein Türke. Groß, breitschultrig; er scheint über riesige Kräfte zu verfügen.
    Mehr kann Luigi in diesem Augenblick nicht erfassen, er muß die Gegner in Schach halten. Nun hat er sich etwas Luft gemacht.
    »Feiger Hund! Hast du Mut, Reis, so kämpfe mit mir Mann gegen Mann!« reizt er ihn und fordert zum Zwei-kampf auf. »Leben gegen Leben! Nun?«
    Die Korsaren reißen die Münder auf bei dieser frechen Herausforderung des Genuesen. Unwillkürlich treten sie einige Schritte zurück, öffnen eine Gasse für ihren Kapitän.
    Jetzt kann Parvisi den Piraten ganz sehen. Ein weißer Turban mit einer großen Agraffe von blitzenden Steinen thront auf seinem Kopf. Die Arme sind verschränkt, Ausdruck der Ruhe und Stärke des Mannes. Das blutrote seidene Gewand wird durch einen breiten ledergefloch-tenen Gürtel zusammengehalten, in dem ein Dolch mit goldenem Handgriff und eine Feuerwaffe stecken. An der linken Seite hängt ein kostbares Krummschwert, dessen Scheide reich mit Edelsteinen besetzt ist.
    Ein schöner Mann, stellt Parvisi fest. Ebenmäßiges Gesicht, der prachtvolle, tiefschwarze Knebelbart, die fest zusammengekniffenen Lippen und die in Wut und Zorn glühenden Augen.
    »Hahaha!« Der Korsarenkapitän hat nur ein höhnisches Lachen für den Mann, der sowieso schon in seiner Hand ist. Langsam zieht er die Pistole aus dem Gürtel, prüft die Ladung, spannt den Hahn; aber er legt die Waffe nicht an.
    »Drauf! Macht ein Ende!« befiehlt er. Die Augen lodern Haß. Langsam hebt der Reis die Pistole. Die Mündung ist auf den Kopf eines seiner eigenen Leute gerichtet. Er wird keinen Augenblick zögern, abzudrücken, wenn seinem Befehl nicht unverzüglich nachgekommen wird.
    Die Gasse schließt sich. Die Korsaren stürzen vor.
    Parvisi holt zu einem gewaltigen Schlag aus. Drei, vier der Gegner stürzen nieder. Aber er hatte zuviel Kraft in den Hieb gelegt. Der Balken prellt ihm aus der Hand.
    Bevor er ihn erneut fassen kann, haschen Arme nach ihm. Höchste Gefahr! Als bestehe sein Körper aus nichts als Sehnen, Sehnen eines Panthers, schnellt Luigi hoch.
    Überall finden seine Hände und Füße in den Trümmern der »Astra« Halt. So jagt er dahin. Er weiß

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