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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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gesinnte Stadt einläuft.
    Wieder zeigt ein Raubschiff die Rückkehr an. Benedetto stürzt aufs Dach.
    »Der ,A1-Dschezair’! Mein Gott!«
    Das Fernrohr entfällt den zitternden Händen des ehemaligen Sklaven. »Der ,A1-Dschezair’ ist da! Der ,A1-Dschezair’!« Mit Windeseile pflanzt sich der Ruf in der Stadt fort. Geschäfte, um die man seit Stunden hartnäk-kig gekämpft hat, werden plötzlich abgebrochen. Unwichtig sind sie im Augenblick. Wichtiger ist, dabeizu-sein, wenn man diesen Schuft, den Verräter Omar, henkt!
    »Wo ist der Henker? Her mit ihm!« fordert die Menge.
    »Keine Gnade! Tod, Tod!« rasen die Menschen. »Platz für die Janitscharen!« – »Ha, das gibt ein Fest! Omar wird gehenkt!«
    Das türkische Militär strömt auf die im Hafen liegenden Schiffe, besetzt Barken, Schaluppen und Boote, die einen Ring um den heimgekehrten Segler schließen.
    Kaum daß das erfolgreiche Raubschiff mit seinen im Kielwasser folgenden Prisen vertäut ist, wimmelt es schon auf seinem Deck von Soldaten. Ohne Widerreden anzuhören, treibt man die verblüfften Korsaren Omars nach unten, vernagelt die Ausgänge.

    »Zum Dey!« Omar wird von starken Armen gepackt und davongezerrt.
    Ein finsterer Sohn der Wüste, dessen Antlitz bis auf einen kleinen Spalt vom Litham bedeckt ist, beobachtet, wie man den großen Kapitän wegführt. Die Augen des Mannes sind feucht. Es ist Benedetto. Und er kann nicht helfen. Einer gegen eine wütende, vieltausendköpfige Menge.
    Die Janitscharen sind für alle Fragen taub. Sie haben zu tun, daß sie die andrängenden Fanatiker von dem Gefangenen abhalten können, müssen dafür sorgen, nicht selbst gesteinigt zu werden. Viele Hände halten Steine zum Wurf bereit. Die Masse fiebert auf den Tod Omars.
    Aus den Zurufen der Menschen hört der Gefesselte, wessen man ihn anklagt.
    Er soll eigene Schiffe versenkt haben. Ein blödsinniger Vorwurf. Der Dey wird ihn nach Anhören seines Kapitäns als falsch erkennen.
    Der Herrscher sitzt wie zu einem großen Staatsempfang auf dem Thron, seine Großen umstehen ihn im Kreis.
    Hinter den vergitterten Fenstern oben auf der Galerie, die einen Blick in den Saal gestatten, hat sich der ganze Harem des Deys versammelt. Die schönsten Frauen aus allen Teilen des Landes, Türkinnen, Maurinnen, Töchter aus der Kabylie und aus dem Innern Afrikas, fünfzig an der Zahl, wollen den Untergang des berühmten Korsaren erleben.
    Zwei hohe Janitscharenoffiziere schreiten voraus. An Omars Seite befinden sich mehrere Soldaten.
    Der Korsar unterläßt es, sich der Vorschrift nach vor Hussein Pascha auf den Boden zu werfen. Er will alles vermeiden, was in fremden Augen auf Schuld schließen lasse.
    Die Soldaten, erbost über dieses Verhalten des Gefangenen, der alles tun müßte, den Herrscher gnädig zu stimmen, werfen ihn zu Boden. Aber Omar springt sofort wieder auf. Krummschwerter werden aus den Scheiden gerissen, bedrohen den Kapitän. Hussein Pascha winkt ab.
    »Du weißt, welche Anklagen gegen dich erhoben werden. Was hast du zu sagen, Omar?« fragt ganz ruhig, unbeteiligt der Türke.
    Das ist schlimm, denkt der Gefangene. Wenn er wetter-te und tobte, ließe sich mit ihm reden. So aber nicht. Er spielt mit mir. – »Was wirft man mir vor, o Dey?« fragt er mutig.
    »Du hast drei meiner Schiffe versenkt!«
    »Nein!«
    »Beweise es.«
    »Wo soll es geschehen sein?«
    »Auf der Höhe von Tripolis.«
    »Und wann?«
    Der Dey nennt Tag und Stunde, die ihm vom Marineminister zugeflüstert worden sind.
    »Damals? Gestatte, o Herr, daß ich einen Augenblick nachdenke. Ja, zur fraglichen Zeit habe ich vor der spanischen und portugiesischen Küste gekreuzt.«
    »Beweise es!«
    »Sieh meine Beute an, Herr!«
    »Fahren nicht auch spanische und portugiesische Schiffe auf der Höhe von Tripolis?« Hussein Pascha lächelt bedauernd.
    »Frage jeden einzelnen meiner Mannschaft. Du wirst nur eine Antwort bekommen: die gleiche, die ich dir gab.«
    »Pah! Du hast die Leute bestochen!«
    Dem Dey kommt plötzlich ein Gedanke. Wie, wenn dieser Kapitän, dessen Mut ohne Grenzen ist, seine Hand einem mächtigen, noch unbekannten Feind leiht, der auf den Sturz des jetzigen Herrschers hinarbeitet?
    Mehr, Größeres glaubt Hussein Pascha hinter dem Vernichten seiner Schiffe zu sehen. Auf jeden Fall kann die Mannschaft des »Al-Dschezair« nicht als unbeeinflußter Zeuge anerkannt werden.
    »Nenne andere Zeugen, wenn du kannst«, fordert der Türke. Omar beißt sich auf die Lippen. Man will

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