Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
Vom Netzwerk:
Sache, die Euch und uns da widerfahren ist. Aber ich werde sie gleich in Ordnung bringen«, wendet sich der Banditenchef an den Gast, nachdem er ihn zum Platznehmen aufgefordert hat. Und zu Paolo: »Was fällt dir ein, diesen jungen Mann festzuhalten? Er ist ein Reiter unseres Freundes Gravelli. Ich habe große Lust, dich zu ohrfeigen. Dummkopf!« Er spuckt verächtlich aus.
    Der Gescholtene preßt die Lippen aufeinander. Hoffentlich erfährt der Herr nicht, daß der Mann schon unterwegs den Bankier genannt hat. Paolo ist aber nicht gewillt, sich wie ein Schuljunge zurechtweisen zu lassen.
    »Er hat sich der Kutsche angehängt. Sollte durch ihn die ganze Gegend von dem Überfall unterrichtet werden?« verteidigt er sich.
    »Meine Befehle sollst du ausführen, sonst nichts! Ich bin der Kopf und du die Faust.«
    Paolo ist sprachlos über so viel Dummheit seines Führers und über den Ton, der sonst nicht zwischen dem Herrn der Berge und seinen Leuten üblich ist.
    »Was stehst du noch da und sperrst den Mund auf?
    Hinaus!« Der Räuber kocht vor Wut. Ein warnender Blick aus den Augen des Leiters der Bande läßt es ihm ratsam erscheinen, nicht aufzumucken. Er will sich da-vonmachen, als ihn ein Ruf auf die Schwelle bannt:
    »Halt! Da du schon einmal hier bist, bring Wein her.
    Einen großen Krug für unseren Freund, dem wir für den Schreck und den Zeitverlust eine kleine Genugtuung schulden. Vom guten Chianti, vom ältesten Jahrgang!
    Mir vorerst nur einen Becher. Ich muß mich noch mit den Gefangenen beschäftigen. – Also, was habe ich gesagt: vom ältesten Jahrgang! Ein kräftiges Abendessen später. Und nun troll dich.«
    Jetzt verschwindet Paolo. Bei der Erwähnung des Weins haben sich die Zornfalten in seinem Gesicht ge-glättet. Der Anpfiff ist vergessen.
    »Ja, lieber junger Freund, man hat so seinen Ärger.
    Wenn man nicht jeden Befehl Wort für Wort und wo-möglich mehrfach vorspricht, wird wer weiß was daraus«, plaudert der Herr der Berge. »Da Euer unfreiwilliger und unverschuldeter Aufenthalt einige Stunden dauern wird, seid Ihr doch mit meinen Anweisungen einverstanden, nicht wahr? – Das freut mich. Ich werde mich für Euch bei Gravelli gehörig ins Mittel legen, verlaßt Euch darauf!«
    Schon kommt Paolo mit den Getränken.
    »Wann kann ich meine Reise fortsetzen?« fragt der Reiter.
    »Gegen Mitternacht, ganz nach Eurem Wunsch. Persönlich halte ich es aber für richtiger, daß Ihr bis Son-nenaufgang wartet. Ihr werdet dann um so besser voran-kommen, falls Ihr einen weiten Weg vor Euch habt.«
    »Und ob!« Der Reitersmann nickt.
    »Trinken wir erst einmal. Ihr seid unser Gast. Verfügt ganz über uns, wenn es noch mehr sein soll.«
    »Euer Gast? Hm. Warum legt Ihr dann Eure Maske nicht ab?«
    »Alle Wetter, Freund! Ihr paßtet in unsere Reihen.« Der Banditenführer lacht hell auf. Gleich darauf fährt er, wieder ernst geworden, fort: »Es ist unser Grundsatz, keinem, der nicht zu uns geschworen hat, das Gesicht zu zeigen. Auch die Namen, die Ihr in diesem Kreise hört, sind nicht die echten. Ließen wir nur einmal die Vorsicht unbeachtet, könnte es leicht um uns geschehen sein. Ihr versteht, wenigstens bitte ich Euch, Verständnis dafür zu haben. – Also, Euer Wohl!«
    »Verteufelt, das ist ein Weinchen!« Der Bote schmunzelt und nimmt gleich einen zweiten, weitaus tieferen Zug. »Wo habt Ihr ihn her?«
    »Geschäftsgeheimnis, mein Lieber.«
    »Natürlich. Solche Bezugsquellen bindet man nicht jedem auf die Nase. Vor allem dann nicht, wenn der Einkaufspreis niedrig ist, nicht wahr?«
    »Niedrig wohl, aber nicht ungefährlich.«
    »Hört, würdet Ihr mich meinem Herrn gegenüber auch decken, wenn ich heute nicht aufbreche?« Der Reiter gähnt und schielt begehrlich nach dem Bett.
    »Seid versichert, Freund, Gravelli wird nichts erfahren.«
    Dem anderen kommen die Worte wie aus weiter Ferne; er versteht sie nicht mehr, ist am Tisch eingeschlafen.
    »Der älteste Jahrgang Chianti, mein Lieber!« spottet der Herr der Berge. »Hände weg von dem Zeug, falls man dich erneut dazu einladen sollte.«
    Er tritt zur Tür. »Guiseppe!«
    Aus einem anderen Raum steckt ein alter Brigant den Kopf herein.
    »Was gibt’s?« brummt er.
    »Komm her. Arbeit für dich.« Der Alte schlurft heran.
    »Durchsuche ihn.« Der Chef weist auf den am Tisch Schlafenden. »Er reitet für Gravelli und wird sicherlich ein Papierchen bei sich tragen. Ich möchte einen Blick hineintun.«
    »Wenn er es nicht gerade im Magen hat,

Weitere Kostenlose Bücher