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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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be-nötigte? Du mußtest doch wissen, daß ich es niemals getan hätte. Hast du nie daran gedacht, daß du mich glücklich machen würdest, wenn ich dir für so vieles, für das ich zu danken habe, helfen könnte? Und jetzt!
    Furchtbar.«
    »Laß gut sein, Andrea. Jetzt bin ich glücklich, dich bei mir zu haben«, wehrt der Herr der Berge lächelnd den Ausbruch Parvisis ab.
    »Warum bist du seit Jahren nicht in die Stadt gekommen? Weißt du nicht, daß ich in guten Verhältnissen lebe? – So sprich doch! Fühlst du nicht, wie tief mich dein Absinken zum Verbrecher erregt?«
    »Ich weiß es, lieber Freund. Es fehlt mir immer die Zeit.«
    »So stark bist du – geschäftlich gebunden?«
    »Es gibt viel Schlechtes in der Welt.«
    De Vermont bricht bei dieser Bemerkung des Räubers in ein lautes Lachen aus, wendet sich aber dann an Parvisis Freund.
    »Verzeihung! Solche Worte aus Ihrem Munde – es ist zum Lachen. Ich meine, wenn etwas schlecht genannt werden muß, dann Ihr Handwerk.«
    Der Herr der Berge übergeht diese Bemerkung. »Willst du mich nicht erst einmal deinem Begleiter vorstellen?
    Es spricht sich besser, wenn man sich beim Namen nennen kann«, bittet er den Freund.
    »Ja, ja.« Mehr bringt der Kaufmann nicht hervor. Wie, zum Teufel, soll er sich jetzt verhalten? Sein einstiger bester Freund ist ein Räuber, der sich nicht gescheut hat, sogar Hand an den Gefährten seiner Jugend zu legen.
    Nun mutet er ihm sogar eine regelrechte Vorstellung zu!
    »Giacomo, komm!« bestürmt er den Herrn der Berge.
    »Wirf alles von dir, nimm meine Hilfe an. Alles soll vergessen sein. Du wirst in geordneten Verhältnissen erreichen, was dir immer vorschwebte, in einiger Zeit im diplomatischen Dienst verwendet zu werden. Mein Einfluß steht dir zur Verfügung.«
    »Kindskopf, Andrea!« Giacomo hat Freude an dem Verlauf des Gesprächs, das er auch ganz anders hätte leiten können. Jetzt verbeugt er sich ohne eine Spur von Hohn – die guten Sitten hat er also doch unter seinen Räubern nicht vergessen, stellt Parvisi beruhigt fest – vor dem Franzosen: »Gestatten Sie: Giacomo Tomasini.«
    »Erfreut. Xavier de Vermont.«
    »Franzose?«
    »Aus Marseille. Ich hätte nicht gedacht, einmal einem leibhaftigen Räuberhauptmann gegenüberzustehen, der vielleicht nicht das sein wird, was man sich üblicherwei-se darunter vorstellt.« Aus dem leichten Plauderton stößt de Vermont plötzlich vor: »Was soll diese Gefangennahme?«
    »Ein Irrtum – «
    »Irrtum? Sie scherzen, oder betreiben Sie Ihr Geschäft immer mit freundlichen Einladungen?«
    »Sie unterbrachen mich, Herr de Vermont… eine Täuschung. Sie sind keine Gefangenen des Herrn der Berge, sondern geladene Gäste Giacomo Tomasinis. Als solche haben Sie erst einmal Anspruch auf eine den Umständen entsprechende Unterkunft; denn heute kann ich Sie nicht mehr fortlassen. Bitte, folgen Sie mir.«
    »Ich erwarte größte Überraschungen«, raunt der Franzose Parvisi zu, als sie dem voranschreitenden Briganten folgen.
    Dazu kommt es nun freilich nicht. Der neue Raum ist zwar etwas besser eingerichtet, enthält aber auch nur ein Bett.
    »Wollen Sie zusammenbleiben? Dann lasse ich ein zweites Lager herrichten. Oder darf ich Ihnen meine eigene, bescheidene Unterkunft, die ich mit meinem Vertreter teile, anbieten? Befehlen Sie.«
    »Unsinn, Giacomo«, lehnt Parvisi das Angebot ab.
    »Wir wollen deine Gastfreundschaft sowieso nicht lange in Anspruch nehmen, so daß sich Umstände nicht lohnen. Laß ein Bett bringen.«
    »Gern, sofort!« Der Herr der Berge verläßt den Raum.
    »Die Sache gewinnt immer mehr an Reiz, finden Sie nicht auch?« fragt de Vermont den Freund.
    Der andere nickt mit sauersüßem Lächeln.
    »Eigentlich ein ganz netter Bursche, Ihr räubernder Bekannter.«
    »Hm.«
    »Wie denken Sie über das Lösegeld? Darauf wird ja alles hinzielen.«
    »Ich bin erschüttert. Natürlich werde ich nicht knausrig sein, sollte es wirklich keine anständige Regung mehr in ihm geben.«
    Die beiden Männer sind ans Fenster getreten und betrachten die vom Mondlicht übergossenen Berge. So haben sie nicht bemerkt, daß Tomasini zurückgekehrt ist.
    Er hat die letzten Worte Parvisis gehört.
    »Pfui, Andrea!«
    »Ah, du bist zurück.«
    »Ja, und nochmals pfui! – Aber jetzt wollen wir erst einmal auf Gesundheit, Wohlstand und Erfolg trinken.«
    Er gießt Wein ein und bietet die Becher den Gästen an.
    »Wieso pfui?« fragt der Genuese, der den Wein geflissentlich

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