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Unter Korsaren verschollen

Unter Korsaren verschollen

Titel: Unter Korsaren verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Legere
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zu werden. – Zu Ihrem Ehrenwort werden Sie stehen, daran zweifle ich keinen Augenblick.«
    »Dieses Hinweises bedurfte es nicht. Grundsätzlich billige ich voll und ganz Ihre Ansichten und Ziele. Nur zwingt mich die Haltung Frankreichs zum Dey von Algier zur Vorsicht. Ich weiß nicht, ob Sie den Freund-schaftsvertrag mit ihm kennen. Obwohl diese Freundschaft sehr teuer ist, haben wir keinen Grund, feindselig vorzugehen. Wir besitzen die Rechte für die Korallenfischerei in La Calle, das Ein- und Ausfuhrmonopol in Bona und haben andere Vorteile, die wir nicht missen möchten. Das wird mich aber nicht hindern, gegen das unmenschliche Verhalten der Korsaren meine Stimme zu erheben. Wir Franzosen haben im Laufe der Jahrhunderte sehr oft mit den Herrschern Algiers große Aus-einandersetzungen gehabt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß sie sich heute oder morgen wiederholen werden. In einem solchen Fall stehe ich offen auf Ihrer Seite.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Was gedenkst du zu tun?« fragt Parvisi den Jugendfreund.
    »Brandi muß in Sicherheit gebracht werden! Hoffentlich kommen wir nicht zu spät.«
    »Brandi?«
    »Gravelli wird den einzigen Zeugen eurer Unterhaltung ebenso zu vernichten trachten, wie er es mit dir im Sinne hat.«
    Während Tomasini entsprechende Anweisungen gibt, unterhalten sich die beiden Kaufherren über Gravelli.
    Nicht seine Schlauheit und Schlagfertigkeit stehen dabei im Vordergrund, sondern die Ziele, denen er dient. Hufgetrappel dringt leise ins Zimmer. Giacomos Leute jagen durch die Nacht, um auch den gefährdeten Kaufmann Brandi vor einer etwaigen Rache Gravellis zu schützen.
    »Hoffentlich ist es noch nicht zu spät.« Mit diesen Worten betritt der Herr der Berge wieder den Raum.
    »Ihr dürft vorerst nicht nach Genua zurückkehren.
    Auch auf deinen Landsitz kann ich dich nicht gehen lassen, Andrea. Gravelli muß glauben, wenigstens für die nächsten Wochen oder auch Monate, daß sein Auftrag ausgeführt ist.«
    »Was wird aus den Geschäften? Von meinem Gut aus hätte ich jederzeit eingreifen können, so aber sehe ich dazu keine Möglichkeit.«
    Tomasinis Finger trommeln auf der Tischplatte. Er überlegt. »Darf ich dir einen ausgezeichneten Mitarbeiter empfehlen? Du wirst inzwischen verlernt haben, dich zu wundern. Ich habe Verbindungen zu allen Berufen.
    Nimm den Mann in deine Dienste. Du kannst dich restlos auf ihn verlassen. Gib ihm Vollmachten für deinen Geschäftsführer. Ein anderer meiner Leute wird als Bote zwischen dir und ihm hin- und herpendeln und deine Entscheidungen überbringen. In die Leitung der Geschäfte wird er, falls du es nicht wünschst, nicht eingreifen.«
    Parvisi überlegt und erklärt sich dann mit diesem Vorschlag einverstanden.
    »Was haben Sie über mich beschlossen, Herr Tomasini?«
    »Sie hatten sicherlich die Absicht, meinem Freund Andrea in diesen schweren Tagen als verständnisvoller und mitfühlender Mensch zur Seite zu stehen. Befehlen Sie!
    Soll ich Sie morgen in einen Hafen bringen lassen? Ich werde es tun, würde mich aber ehrlich freuen, auch Sie für längere Zeit als meinen Gast betrachten zu dürfen.«
    Hoffentlich sagt der Franzose zu, denkt Tomasini dabei. Zu wenig kennt er den Mann.
    »Ich könnte Andrea«, de Vermont blickt zu Parvisi, der den erstmaligen Gebrauch des Vornamens mit Freude feststellt, »etwa vier Wochen Gesellschaft leisten.«
    »Das ist herrlich, ausgezeichnet. Ich werde, so oft es geht, zu euch kommen!«
    »Wir bleiben nicht hier, so deutete ich deine Worte«, bemerkt der Genuese.
    »Nein. Obwohl wir uns bemüht haben, durch Kreuz-undquerfahrten eine Entdeckung unseres Unterschlupfes zu verhüten, liegt das Haus noch zu nahe an der Hauptstraße. Es gehört einem uns nahestehenden Landmann, dessen Hilfe wir nur in den seltensten Fällen in Anspruch nehmen. Wir gehen noch weiter in die Berge. Da besitzt ein Baron Tomasini ein Schlößchen, in dem er gern einige liebe Jagdgäste aufnehmen wird.«
    »Ein Baron Tomasini, ein Verwandter von dir?« fragt Parvisi.
    »Der Herr ist Römer. Er kommt nur dann und wann, manchmal lange Zeit überhaupt nicht, zur Jagd. Mehr weiß die Umgebung nicht von diesem Herrn. Die Be-dienten sind treu und verschwiegen.«
    »Du bist der Besitzer, Giacomo?«
    »Erraten.« Tomasini lächelt. »Räuberhauptmann, Karbonaio, Bürger Roms, Kaufmann, Diplomat – alles in einer Person. Dabei muß ich bemerken, daß ich nur zeitweilig der Herr der Berge bin, das heißt: der richtige.
    Meistens verbirgt

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