Unter Korsaren verschollen
haben ein großes Gefolge bei sich, das die Jäger mit Wasser und Lebensmitteln versorgt. Glücklich der, dem es gelingt, der wertvollen Beute einen Schlag auf den kahlen Kopf, den empfindlichsten Teil des Tieres, zu versetzen. Die Wirkung ist sicher.
Manche gehen dem begehrten Vogel natürlich auch mit der Schußwaffe zu Leibe. Wenn man keine geeigneten Pferde besitzt! Gewiß, eine solche Jagd ist in den Augen der anderen ehrlos, aber man kann nicht auf den Strauß verzichten. Seine Federn werden teuer bezahlt. Treiber zwingen dann die Tiere in das Schußfeld des versteckten Schützen. Wenn der Jäger nur einigermaßen sicher zielen kann, ist das Tier geliefert, es kann noch soviel Witz und Kraft zur Rettung einsetzen; die Kugel ereilt es.
»Mähren, wo hier edle Rasse vonnöten wäre!« knurrt de Vermont erneut über den Zustand der Pferde. Die Jagdleidenschaft hat ihn gepackt. »Livio!« brüllt Luigi auf. »Ist das Tier wichtiger als mein Kind?« Und leiser setzt er hinzu: »Oh, Pierre-Charles!«
Der Franzose betrachtet gerade wieder die Spur. So kann der Italiener nicht sehen, daß der Freund lächelt.
Kurz nur, dann ist er ernst wie immer.
»Ja, Luigi! Es geht um Livio. Der Vogel kommt mir gerade recht, ist Teil am Rettungswerk. – Los! Nicht schießen! Schlag ihm den Kolben deiner Flinte auf den Kopf, solltest du ihm nahe kommen.«
Fort prescht de Vermont, so schnell wie sein ermüdetes Tier fähig ist. Fort jagt der Neger. Schon sind die beiden ein großes Stück in die mit Steinen und Felsen besäte Wüste hinein. Sie blicken sich nicht um, kümmern sich nicht darum, ob Luigi folgt.
Teil am Rettungswerk, sagte der Freund. Parvisi versteht nicht.
Nach! Luigi möchte aufschreien bei diesem Ritt. Jeden Knochen im Leibe spürt er. Die Sonne gießt Hitzeschwaden über die Wüste. Schneller, schneller! Er treibt sein Tier an. Schaumflocken stehen vor dem Maul des Pferdes. Zwecklos, es zu zwingen, zu quälen.
Pierre-Charles und Selim haben den Vogel gestellt. Sie treiben ihn auf Luigi zu.
Jetzt erliegt auch der Italiener dem Jagdfieber. Er zügelt sein Tier. Der Strauß ist noch weit entfernt, obwohl er mit seinen großen kräftigen Beinen wie der Sturm über den flimmernden Sand fegt. Die wenigen Augenblicke bis zum Eingreifen werden die Kräfte des Pferdes nicht erneuern, aber sie müssen genügen, daß es einmal tief Luft holen kann.
Parvisi weiß nicht, ob seine Ansicht stimmt, aber er glaubt, daß ein ruhender, unbeweglicher Gegenstand dem Vogel keine Furcht einjagen und ihn zu einem Richtungswechsel veranlassen wird. Er und sein Tier sind im Augenblick Statuen.
Jetzt! Der Italiener treibt das Pferd mit der Peitsche an.
In holpernden Sätzen stürzt es auf den Vogel zu. Der Strauß stutzt, schlägt einen Haken und rast in die Wüste zurück, in die Hände Pierre-Charles und Selims.
Wieder kehrt sich das Wild ab. Es hat die beiden Reiter erblickt. Diesmal läßt Parvisi den flüchtenden Vogel näher herankommen. Sicherlich hat der Strauß das Pferd und den Reiter gesichtet, und trotzdem weicht er nicht aus. Ob es noch einen Feind gibt, den das scharfe Auge des Wüstenbewohners eräugt hat? Dem Jäger bleibt keine Zeit, danach zu forschen. Der Strauß will vorbei, dem Kessel entrinnen. Als ob das Pferd spüre, daß in den nächsten Minuten alle seine Kräfte benötigt werden, so strengt es sich an. Aber es bleibt beim Wollen. Die Sprünge sind schwach, es stolpert mehr, als daß es richtig galoppiert.
Strauß und Pferd nebeneinander. Nein, noch nicht. Das Reittier ist eine halbe Länge vorn. Noch einer, noch zwei Riesensätze des Vogels, und er wird die Freiheit errungen haben.
Luigi hält die Flinte verkehrt, schwingt sie über dem Kopf, läßt sie hinabsausen. Zu groß die Entfernung.
Festhalten mit der Linken, weit hinüberbeugen zu der kostbaren Beute! Er wirbelt die Waffe erneut hoch. Wieder schlägt er zu. Parvisi brüllt auf. Ist der Arm heraus-gerissen?
Es war ein gewaltiger Zusammenprall, der ihm die Flinte aus der Hand geprellt hat. In weitem Bogen ist sie davongeflogen. Das Tier? Die Beute? Jagt weiter. Ein Durcheinander – Funken stieben – Sterne tanzen – was ist? Was?
Pierre-Charles hatte sein Pferd gezügelt, um die Flucht-richtung des Straußes festzustellen, falls er den Feind zu früh bemerkt. Durch das Glas beobachtet er den Italiener.
»Um Gottes willen! Luigi, Luigi!« Die Warnung des Franzosen verhallt ungehört.
Da ist das Unglück auch schon geschehen. Der Freund
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